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Dem Transfermarkt getrotzt: Bayers Mentalitätsmonster

von Tristan Bernert
2 min.
Die Spieler von Bayer 04 bejubeln einen Treffer beim 3:0-Sieg gegen S04 @Maxppp

Nach einem in vieler Hinsicht missglückten Transfermarkt und großem Verletzungspech schien die Saison von Bayer Leverkusen bereits früh zum Scheitern verurteilt zu sein. Doch über mentale Stärke und Zusammenhalt hat sich die Elf von Peter Bosz zum Bayern-Jäger gemausert.

Den Transfersommer von Bayer Leverkusen dominierten in diesem Jahr drei aufeinanderfolgende Fragen: Zuerst „Wird Kai Havertz verkauft?“, dann „Wer wird der Havertz-Nachfolger?“, abschließend „Warum wurde kein Havertz-Nachfolger geholt?“.

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Nur wenig auf dem Transfermarkt lief aus Sicht der Leverkusener nach Plan. Auf der Zehner-Position fand man keinen geeigneten Kandidaten, der Transfer von Milot Rashica fiel aus Zeitgründen am Deadline Day ins Wasser. So ging man mit einer personell unterbesetzten Offensive in die Saison. Zu allem Überfluss verletzte sich Königstransfer Patrik Schick am dritten Spieltag.

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In der Defensive blieb man auf Aleksandar Dragovic sitzen, der eigentlich schon aussortiert war, sowie auf Wendell, der Platz machen sollte für Sead Kolasinac vom FC Arsenal. Santiago Arias, als Wunschlösung für die Rechtsverteidigung gekommen, brach sich nach nur einem Einsatz für Bayer das Wadenbein. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatten so manche Experten die Werkself schon abgeschrieben.

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Bayern-Jäger Nummer eins

Rund zwei Monate später sieht die Realität unterm Bayer-Kreuz aber komplett anders aus. Leverkusen steht mit einem Punkt Rückstand auf den FC Bayern auf Rang zwei der Tabelle, ist noch ungeschlagen und stellt gemeinsam mit RB Leipzig die statistisch beste Defensive der Liga.

Und das nicht trotz, sondern auch wegen Spielern wie Dragovic. Der Österreicher bildet zurzeit mit Jonathan Tah, der im Sommer aufgrund seiner Reservistenrolle den Klub verlassen wollte, die Innenverteidigung. Beide erledigen ihre Sache gut. Der Ausfall der Stammkräfte ist kaum zu spüren.

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In der Offensive spielt Lucas Alario seine beste Saison im Bayer-Trikot, Leon Bailey findet zurück zu seiner Topform. Im zentralen Mittelfeld macht Julian Baumgartlinger mit ungeahnten Ballverteiler-Qualitäten den Ausfall von Kapitän Charles Aránguiz vergessen.

„Besten zehn Spiele, seit ich hier bin“

Ebenjener Baumgartlinger war es auch, der nach dem gestrigen 3:0-Auswärtssieg über Schalke 04 gegenüber der ‚Sportschau‘ resümierte: „Wenn einer ausfällt, springt der nächste direkt nahtlos ein. Das ist eine Riesenqualität in dieser Hinrunde.“ Laut dem ‚Sportbuzzer‘ fügte er hinzu: „Es sind mit Abstand die besten ersten zehn Spiele, die wir gemacht haben, seit ich hier bin.“ Als Gründe machte Baumgartlinger „Arbeit, Fleiß und mentale Stärke“ aus.

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Diese Mentalität ist es auch, die Trainer Peter Bosz jüngst lobte. „Mit dieser Comeback-Qualität bin ich sehr zufrieden. Das ist sehr wichtig für eine Mannschaft, dass sie bei Rückstand den Kopf nicht hängen lässt und weitermacht. Wir sind von der Mentalität her sehr stark momentan“, sagte der Niederländer nach dem 3:2-Sieg beim OGC Nizza am Donnerstag (zitiert via ‚dpa‘).

Geschäftsführer Rudi Völler stimmte zu und lobte seinen Coach ausdrücklich: „Er hat ein paar Dinge geändert. Die Mannschaft hat gelernt zu verteidigen. Wir sind sehr gut aufgestellt. Das ist sein Verdienst.“ Bosz, dem zu Zeiten bei Borussia Dortmund Sturheit und ein fehlender Plan B vorgeworfen wurde, scheint aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Bayer agiert unter seiner Führung als stabile und zeitgleich flexible Einheit. Auch ohne Havertz oder Havertz-Nachfolger.

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