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Luhukay & Schindelmeiser: Trennung vorprogrammiert

von Matthias Rudolph
3 min.
Jos Luhukay weht nach vier Spielen schon eisiger Wind entgegen @Maxppp

Beim VfB Stuttgart brodelt es gewaltig. Trainer Jos Luhukay und Sportvorstand Jan Schindelmeiser kommunizieren größtenteils nur noch über die Medien. Und das nach dem vierten Spieltag. Der Machtkampf dürfte schon in Kürze ein Opfer fordern.

Wenn zwei Alphatiere um ein Revier kämpfen, dann bleibt zum Schluss nur ein Sieger. Zuletzt beim SV Werder Bremen waren es Coach Viktor Skripnik und Manager Thomas Eichin, die nicht auf einen Nenner kamen. Das Ende vom Lied: Eichin musste seine Koffer packen. Beim VfB Stuttgart deutet sich eine ähnliche Entwicklung mehr als deutlich an – mit ungewissem Ausgang aber. Doch wer trägt die Schuld?

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Die einen werfen Jos Luhukay vereinschädigendes Verhalten vor. Und das nicht ohne Grund. Bei seinen negativen Äußerungen über die Neuzugänge Carlos Mané, Takuma Asano und Benjamin Pavard war dem Coach der öffentliche Seitenhieb in Richtung Sportvorstand wichtiger als das Wohl des Vereins. Professionelles Verhalten sieht anders aus. Kritik gibt es laut ‚kicker‘ auch vom stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Wildfried Poth: „Ich sehe mit Sorge, dass die Eskalation nach außen getragen wird. Ich sage bewusst: Das gilt besonders für den Trainer. Wichtig ist, dass man Konflikte intern klärt.“

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Doch auch Jan Schindelmeiser ist nicht ganz ohne Schuld, hat er die drei genannten Youngsters trotz des Vetos von Luhukay nach Stuttgart geholt und damit den Weg zum handfesten Konflikt wohlwissend geebnet hat. Sowohl Luhukay als auch Schindelmeiser, die ansonsten eher für ihre Ruhe und Seriosität bekannt sind, haben sich folglich nicht mit Ruhm bekleckert und dem VfB noch mehr negative Schlagzeilen als ohnehin schon beschert. Und trotzdem sind die beiden irgendwie gar nicht richtig schuld an der Misere.

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Ein hausgemachter Konflikt

Das Problem liegt vielmehr in der zeitlichen Abfolge der Stellenbesetzung am Wasen. So holte der Aufsichtsrat nach der Entlassung von Jürgen Kramny und Robin Dutt zunächst Luhukay an Bord und stattete den Niederländer mit weitreichenden Befugnissen aus. Erst später unterschrieb dann Schindelmeiser, der gänzlich konträre Vorstellungen mitbringt.

Wie schon in seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim setzt der 52-Jährige am liebsten auf Perspektivspieler wie Pavard oder Asano. Luhukay hingegen bevorzugt erfahrenes Personal der Marke Hajime Hosogaj oder Tobias Werner. Wie die ‚Bild‘ berichtet, wünschte sich der Übungsleiter die Verpflichtungen von Marko Marin und Ex-Herthaner Ronny, Schindelmeiser lehnte dies ab. Der nun öffentlich ausgetragene Machtkampf war folglich durchaus vorhersehbar. Zu unterschiedlich sind die Philosophien der beiden starken Männer beim VfB.

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Die Chance einer internen Klärung der Streitigkeiten zum Wohle des Vereins haben Luhukay und Schindelmeiser längst verpasst. Schon vor einiger Zeit wurde der Versuch gestartet, sich zusammenzuraufen. Dass der Übungsleiter seinem Frust nun vergangene Woche auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem 1. FC Heidenheim freien Lauf ließ, zeigt, dass das Friedensabkommen gescheitert ist. Eine langfristig fruchtbare Zusammenarbeit ist äußerst unwahrscheinlich.

Für Luhukay könnte schon das kommende Spiel beim Tabellenletzten aus Kaiserslautern richtungsweisend ab. Präsentiert sich der Aufstiegsfavorit aus dem Schwabenland am Betzenberg ähnlich schwach wie zuletzt, fehlen Luhukay auch sportlich langsam aber sicher die Argumente. Und ein Trainerwechsel im Herbst hat beim VfB ja ohnehin fast schon Tradition. Wer am längeren Hebel sitzt, wenn es hart auf hart kommt, macht Aufsichtsrat Poth deutlich: „Der Trainer ist Angestellter des Vereins und sein Vorgesetzter ist der Sportvorstand.“ Wie der Machtkampf am Cannstatter Wasen auch ausgeht, der VfB Stuttgart ist jetzt schon der Verlierer.

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