Deutschland - Chile: Die Noten zum Spiel

von Tobias Feldhoff
4 min.
Deutschland Bastian Schweinsteiger @Maxppp

Was für ein glücklicher 1:0-Erfolg über Chile. Mario Götzes Treffer nach einer Viertelstunde hätte eigentlich Sicherheit in das deutsche Spiel bringen sollen. Stattdessen lief das Team von Joachim Löw dem aggressiven und passsicheren Gegner aus Südamerika fast über die gesamten 90 Minuten hinterher. So eine Leistung bei der WM in Brasilien und das DFB-Team könnte ein böses Erwachen erleben.

Angekündigt war Chile als eines der pressingstärksten Nationalteams der Welt. Und wer von einem Spaziergang gegen den Dritten der Südamerika-Qualifikation ausgegangen war, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Denn direkt in den ersten Minuten gehen die Chilenen scharf drauf, laufen die Viererkette und sogar Manuel Neuer frontal an. Die Folge: Deutschlands Sechser Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm kommen nur mit dem Rücken zum Gegner an den Ball. An geordneten Spielaufbau ist nicht zu denken.

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Und schon in der siebten Minute nach einem Fehler von Marcell Jansen hätte es beinahe geklingelt, aber die Hereingabe von Alexis Sánchez findet keinen Abnehmer. Nur eine Minute später hat Arturo Vidal nach einer Ecke die Führung auf dem Kopf, Philipp Lahm klärt auf der Linie. Deutschland schwimmt und Chile rennt an. In der 13. Minute dann die erste halbwegs gefährliche Szene der DFB-Auswahl. Lahm öffnet den Raum mit einem langen Pass, Schweinsteigers Hereingabe, die für Miroslav Klose gedacht war, landet in den Armen von Herrera.

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Paukenschlag nur zwei Zeigerumdrehungen später. Erste gelungene Kombination über Mesut Özil und Schweinsteiger, Mario Götze verwertet mit links in den Winkel. Überraschend steht es 1:0 für Deutschland. 24. Minute die nächste schlechte Nachricht für den Hamburger SV im Abstiegskampf: Jansen muss mit einem Außenbandanriss runter. Für ihn kommt BVB-Profi Marcel Schmelzer. Und die Chilenen bleiben am Drücker. Nach einem Fehler in der Vorwärtsbewegung kommt erneut Vidal frei zum Abschluss, schießt aber genau in die Arme von Manuel Neuer. In der ersten halben Stunde findet Deutschland kaum Mittel, das aggressive Pressing der Chilenen zu umgehen. In erster Linie attackieren Vidal und Vargas, auf den Flügeln pressen Beausejour und Sánchez.

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Im Anschluss schwimmt sich das Team von Jogi Löw ein wenig frei. Nach einem zweiten Ball infolge einer Ecke dringt Götze von links in den Strafraum ein, lenkt nach innen und verzieht denkbar knapp. Insgesamt gilt bis dato die Faustregel: Haben Schweinsteiger, Lahm und Co. die erste Pressingreihe überspielt, bietet sich den Offensivkräften viel Raum, der aber allzu leichtfertig durch zu langsames Nachrücken wieder hergeschenkt wird. Eine Minute vor der Halbzeit dann fast der Ausgleich: Haarsträubender Fehlpass von Toni Kroos und nach gutem Zusammenspiel kommt Charles Aránguiz an den Ball, dessen Abschluss Kevin Großkreutz so gerade noch zur Ecke klären kann.

Insgesamt geht das DFB-Team mit einem schmeichelhaften 1:0 in die Pause. Alle, die in Chile nur einen Sparringspartner gesehen haben, sehen sich schon jetzt eines Besseren belehrt. Zur zweiten Halbzeit kommt André Schürrle für den angeschlagenen Klose ins Spiel. Dadurch verschiebt sich Özil in die Spitze, der Chelsea-Angreifer kommt über links, Götze rückt rüber auf rechts. Besser aus deutscher Sicht wird es allerdings nicht.

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Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit laufen ähnlich wie zu Spielbeginn: Chile übernimmt das Kommando, presst sehr früh, kommt aber nicht zu richtig gefährlichen Abschlüssen. In vielen Situationen wirken die Deutschen schlicht zu unbeholfen und handlungslangsam gegen einen technisch und läuferisch an diesem Tag überlegenen Gegner. In der 62. Minute fällt dann beinahe der mittlerweile hochverdiente Ausgleich. Nach flacher Hereingabe von Sánchez trifft Vargas nur die Unterkante der Latte.

  1. Minute: Sánchez wird nach einer kurzen Ecke nicht attackiert und scheitert aus spitzem Winkel am überragenden Neuer. Nur eine Minute später läuft Götze nach einem der wenigen Geistesblitze des bis dato blassen Özil alleine auf Herrera zu, kommt aber nicht vorbei. Die Chilenen bleiben in der Folge am Drücker und kombinieren sich in schöner Regelmäßigkeit in den deutschen Sechzehner, verpassen es aber, echte Großchancen zu kreieren. Das einzige positive Ausrufezeichen aus deutscher Sicht setzt Lukas Podolski, der unmittelbar nach seiner Einwechslung beinahe einen Blackout von Keeper Herrera ausgenutzt hätte.
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Fazit: Die Debüts, die Löw eigentlich geplant hatte, sind aufgrund des Spielverlaufs fast ausschließlich ins Wasser gefallen. Lediglich Matthias Ginter durfte kurz vor Schluss noch Länderspielluft schnuppern. Viel schlechter als das oft überforderte Stammpersonal hätten die beiden anderen Neulinge, Shkodran Mustafi und André Hahn, ihre Aufgaben aber wohl auch nicht erfüllen können.

Spieler des Spiels: Alexis Sánchez

Die Noten:

Deutschland

Deutschland Bastian Schweinsteiger

24. Schmelzer (4,5) für Jansen, 46. Schürrle (4) für Klose, 83. Podolski (-) für M. Götze, 89. Ginter (-) für Özil

Chile

Deutschland Bastian Schweinsteiger

76. Valdivia (-) für Beausejour, 80. Orellana (-) für Aranguiz, 83. M. Gonzalez (-) für Silva, 86. Pinilla (-) für E. Vargas, 90. M. Fernandez (-) für Vidal

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