Kommentar: Gelb-Sperren in der Champions League – eine unsinnige Regel

von Remo Schatz
3 min.
BV Borussia 09 Dortmund Robert Lewandowski @Maxppp

An der Regelung Gelb-Sperre scheiden sich regelmäßig die Geister. In der Champions League sind Spieler nach der dritten Gelben Karte gesperrt. Wenn also jemand im Halbfinal-Rückspiel und somit im zwölften Champions League-Spiel der Saison die dritte gelbe Karte bekommt, ist er für das Finale gesperrt. Eine unsinnige Regel und ein Streitpunkt, den die UEFA überdenken sollte.

Am gestrigen Champions League-Abend traf es Robert Lewandowski. Auch wenn der Pole ‚nur‘ für das Viertelfinal-Hinspiel gesperrt ist, werden die Borussen den wichtigsten Mann in der Offensive schmerzlichst vermissen. Zumal man trefflich über die Richtigkeit der Verwarnung streiten kann. Auf absichtliches Handspiel zu entscheiden, wenn ein Spieler im Luftkampf gestoßen wird, ist sicherlich eine sehr exklusive Interpretation des spanischen Unparteiischen Alberto Undiano Mallenco.

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Unglückliche DFB-Helden

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Beispiele für tragische Gelb-Sperren gibt es in der zuhauf. Fans der Deutschen Nationalmannschaft erinnern sich vor allem an zwei Turniere der jüngeren Vergangenheit. Bei der WM 2002 schoss Michael Ballack die DFB-Elf mit seinem erlösenden 1:0 in der Vorschlussrunde gegen Südkorea ins Finale gegen Brasilien. Kurz zuvor sah der damalige Leverkusener die zweite Gelbe Karte des Turniers und war somit im Endspiel gesperrt. Den entsetzten Blick, als der ‚Capitano‘ die Verwarnung bekam, hat wohl noch jeder vor Augen. „Das ist die bitterste Erfahrung, die ein Fußballer machen kann“, gab Ballack nach dem Spiel zu und verriet später, dass er in der Kabine ein paar Tränen vergossen hat.

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Fast ebenso tragisch war das Schicksal von Andreas Möller bei der EM 1996. Im Halbfinale gegen England sah der Dortmunder Gelb und spielte mit der Gewissheit weiter, ein mögliches Finale zu verpassen. Nachdem Gareth Southgate an Andy Köpke scheiterte, schritt Möller zum entscheidenden Elfer. Der Mittelfeldspieler versenkte souverän, ebnete seinen Kollegen den Weg ins Finale und damit den Titel.

Finale ohne Stars

Im Regelwerk der UEFA heißt es: „Ab dem ersten Spiel der Gruppenphase wird ein Spieler nach drei Verwarnungen in drei verschiedenen Spielen sowie nach jeder weiteren Verwarnung ungerader Zahl für das nächste Wettbewerbsspiel gesperrt.“ Es ist nicht das erste Mal, dass über diese Regel diskutiert wird.

Beim Champions League-Endspiel 2012 traf es gleich sechs Spieler. Auf Seiten des FC Bayern München waren Luiz Gustavo, David Alaba und Holger Badstuber gesperrt. Beim Kontrahenten FC Chelsea mussten Raul Meireles, Branislav Ivanovic und Ramires aussetzen. Beide Mannschaften baten damals die UEFA, alle Speren aufzuheben. Der europäische Fußballverband blieb hart und beharrte auf der Regel.

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Gegenvorschläge

Es geht auch anders, wie die FIFA bei Weltmeisterschaften und auch die UEFA selbst bei Europameisterschaften vormacht. Fälle wie die von Ballack und Möller sind heutzutage nicht mehr denkbar. Vor der Europameisterschaft 2008 änderte der Fußballverband die Regel. Seitdem werden gelbe Karten nach dem Viertelfinale gelöscht. Eine Sperre im Finale ist damit ausgeschlossen.

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Der DFB hat für seinen Pokal ein andere Lösung gefunden. Fünf ‚Gelbe‘ kann man sich erlauben, ehe man gesperrt wird. Bedeutet, wenn man nicht in jeder der fünf Runden vor dem Endspiel verwarnt wird, steht einer Finalteilnahme nichts im Weg.

UEFA muss aktiv werden

Vielleicht wäre es für die UEFA ein Denkanstoß, sich die die Gegenbeispiele genauer anzusehen und die eigene Regel, die bei der EM-Endrunde ja zum Einsatz kommt, auf die Königsklasse zu übertragen. Eine andere Möglichkeit wäre, einen Spieler nach drei Verwarnungen in der Gruppenphase zu sperren, die Karten aber in der K.O.-Runde zu löschen. Somit könnten die Sportler immer noch gesperrt werden, die Anzahl der Spiele wäre aber halbiert.

In einem Finale treffen seit jeher die Akteure aufeinander, die sich in den Runden zuvor als die Besten herauskristallisiert haben. Ein Endkampf, in dem die besten Spieler aufgrund einer strittigen Regel fehlen, verliert an Wertigkeit. Und die Champions League ist nunmal die Liga, in der die besten Fußballmannschaften Europas den König ermitteln. Die UEFA sollte hier aktiv werden und die Regel dringend modifizieren.

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