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Stoppt den Transferwahnsinn: Keine Spielerwechsel nach Saisonstart

von Remo Schatz
3 min.
Der Wechsel von de Bruyne ist für Wolfsburg nicht zu kompensieren @Maxppp

Der Deadline-Day wird im englischen Fußball zelebriert wie ein nationaler Feiertag. Die Premier League-Klubs geben für gewöhnlich an einem Tag so viel Geld aus wie in den vorherigen Transferwochen zusammen. Unter den europäischen Fußballfunktionären regt sich nun Kritik. Die Forderung steht im Raum, den Transfermarkt mit dem Beginn des ersten Spieltags zu schließen. Und das zu Recht.

Die letzten Wochen waren sehr schwer für mich, es war vielleicht die härteste Zeit meines Lebens“, gab Kevin de Bruyne nach seinem Rekordtransfer zu Manchester City offen zu. Für 74 Millionen Euro wechselte der belgische Superstar den Arbeitgeber. Wie sehr das Gezerre um seine Person den 24-Jährigen belastet hat, war für jeden Zuschauer offensichtlich. Der letztjährige Spieler der Saison konnte weder gegen Eintracht Frankfurt (2:1) noch den 1. FC Köln (1:1) auch nur ansatzweise an seine herausragenden Leistungen anknüpfen.

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Nun kann man sagen, dass es de Bruyne selbst in der Hand hatte und er sich einfach klar zum VfL hätte bekennen können. Ein Vorwurf, der nicht von der Hand zu weisen ist. Wenn man sich aber ansieht, wie der noch junge Profi von den ‚Citizens‘ umgarnt wurde – „Es war wie in einem Film. Wir flogen mit einem Privatjet und wurden mit einer Limousine abgeholt“, verriet Berater Patrick de Koster – kann man als Außenstehender die Situation, in der sich de Bruyne befand, schlicht nicht einschätzen

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Die ‚Wölfe‘ standen nach dem Abgang vor der Mammutaufgabe, mitten in der Saison den wichtigsten Spieler des Teams zu ersetzen. Eine Aufgabe, die nicht zu bewältigen ist. In der wochenlangen Saisonvorbereitung hatte sich das Team eingespielt und verlor kurz vor dem Start in der Champions League das wichtigste Puzzlestück. Millionenablöse hin oder her, weder personell noch spieltaktisch kann auf so einen Verlust irgendeine Mannschaft reagieren. Daher fordern die Bundesliga-Funktionäre nahezu unisono eine Reform der Wechselregularien.

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Rummenigge und Watzke sind sich einig

Ich fände es völlig ausreichend, wenn die Transferperiode acht Wochen dauert und schon am 31. Juli endet. Der Markt sollte schließen, bevor die Ligen starten. Das hat man ja bei Kevin De Bruyne gesehen, der an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen in Wolfsburg nicht so wirkte, als hätte er den Kopf frei“, so Karl-Heinz Rummenigge am heutigen Freitag gegenüber der ‚Süddeutschen Zeitung‘.

In ungewohnter Einigkeit stieß Hans-Joachim Watzke bereits vor wenigen Tagen ins gleich Horn: „Mich nervt das kolossal. Wir müssen das Transfer-Fenster wieder zurück schieben auf den 1. August. Was jetzt in den letzten zwei, drei Tagen passiert, ist grauenvoll.“ Ihn störe es, „dass die ganz großen und reichen Klubs am 30. oder 31. August mit 20, 30, 40 oder 50 Millionen noch mal alles durcheinander würfeln – da fragst du dich als Trainer, warum du eine Saisonvorbereitung machst und dann noch vier Mann abgibst und vier Mann dazu kriegst.

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„Fairer, wenn das Transferfenster am ersten Spieltag schließt“

Zuspruch bekommen die beiden Topfunktionäre nicht nur aus der heimischen Bundesliga. „Es wäre auf jeden Fall fairer, wenn das Transferfenster mit dem ersten Spieltag schließt“, schlägt Heribert Bruchhagen vor. „Ich fände es gut, wenn zum Saisonstart die Kader stehen“, fordert beispielsweise Max Eberl. Auch an höchster europäischer Stelle ist man ähnlicher Meinung.

Diese Stimmen gibt's auch international. Bei der Champions-League-Auslosung in Monaco wurde die Debatte um eine Verkürzung der Transferperiode schon ziemlich tief geführt. Ich habe den Eindruck, dass eine große Mehrheit eine Verkürzung befürwortet. Ich befürworte das auch – wie übrigens auch UEFA-Präsident Michel Platini“, gibt Rummenigge zu Protokoll.

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Aufgrund des neuen TV-Vertrags der englischen Premier League erwartet der Bayern-Chef im kommenden Sommer eine „Transfer-Tsunami-Welle“ die an „Gewalt und Höhe noch einmal zunehmen“ wird. Vor Last-Minute-Abgängen werden dann auch die Bayern oder der BVB nicht verschont bleiben. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn das Transferfenster um einen Monat nach vorne verlegt würde. Sollte aber die Wechselfrist am ersten Spieltag beendet sein, würden die Vereine zumindest mit Planungssicherheit in die Saison starten.

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