Ancelotti über den Champions League-Sieg, sein Karriereende, Tuchel & das Oktoberfest

von David Hamza
4 min.
Carlo Ancelotti ist der neue Steuermann in München @Maxppp

Carlo Ancelotti ist beim FC Bayern mit sieben Siegen in sieben Spielen ein makelloser Start gelungen. Nun äußert sich der Italiener über langfristige Pläne und Ziele sowie die Dinge, die er anders machen will als Pep Guardiola.

Carlo Ancelotti im Interview mit der L'Équipe über …

… seine Spielphilosophie beim FC Bayern: Mein Job ist es, meine Ideen mit dem Team zu teilen. Aber ich muss berücksichtigen, was hier in der Vergangenheit getan wurde. Bayern hatte ein sehr gutes Ballbesitzspiel unter Guardiola und ein sehr gutes Passspiel. Ich kann und will das nicht verlieren. Bei Bayern will ich mit dem Ballbesitzspiel fortfahren, aber auch mehr Vertikalität ins Spiel bringen. Ich will, dass der Ballbesitz mehr zum Abschluss führt und werde nicht damit zufrieden sein, den Ball nur zu haben.

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... den Schlüssel zum Erfolg: Dieses Team ist schon sehr gut. Die Spielkontrolle ist mir wichtig. Wie ich gesagt habe, will ich sie dahin entwickeln, mehr vertikal zu spielen. [...] Die Spieler hören zu, der Klub ist organisiert. Die Periode mit Guardiola hat die Jungs eine gute Persönlichkeit und Mentalität im Spiel entwickeln lassen. Ich habe nicht viel verändert. Das Schwierigste? Dein Team zu überzeugen, dass es gewinnen kann. Ich habe das mit Paris gegen Barcelona im Jahr 2013 nicht geschafft.

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... das große Ziel Champions League: Du musst für jeden Aspekt des Spiels gewappnet sein: Mental, physisch, taktisch. Aber über allem steht die Zeit im März, April und Mai. Das war der Fall in dem Jahr, als wir mit Real Madrid La Decima (zehnter Champions League-Titel der Vereinsgeschichte, 2014, d. Red.) gewonnen haben. Du darfst keine verletzten Spieler haben, bereit sein, dein Bestes zu geben und auch das Beste zu tun. Es ist in erster Linie ein mentales Problem.

... ein mögliches Karriereende in München:
Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich noch weitermachen kann. Ich bin nicht müde. Ich liebe meinen Job und ich denke, ich kann noch 15 Jahre arbeiten. Und es ist schwierig, 15 Jahre bei einem Verein zu bleiben.

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... den stressigen Trainerjob:
Nicht für mich. Fußball ist ein Spiel. Du kannst gewinnen, Remis spielen und sogar verlieren. Und ich versichere Ihnen, dass mich das nicht stresst. Ich bin vor den Partien nervös. Danach bin ich sauer, falls es den Spielern nicht gut geht. Aber ich fahre schnell wieder runter.

... seine Verhältnis zum Team: Das Wichtigste sind die Spieler. Sie sind es, die deine Spielidee auf den Platz bringen. Das bedeutet, dass man die Beziehung nicht auf eine professionelle Ebene beschränken kann. Man muss es etwas intimer gestalten.

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... Unternehmungen mit dem Team und das Oktoberfest:
Es ist Teil meiner Methode, warum nicht? Man verbringt viel Zeit mit den Spielern, da man alle drei Tage ein Spiel hat. Bei Bayern können wir vor den Spielen nichts unternehmen. Wenn wir das täten, wären wir ständig außer Haus. Aber wir versuchen, oft zusammen zu sein. Am 2. Oktober werden wir beim Oktoberfest sein und Donnerstag (gestern, d. Red.) gehen wir mit dem Trainerstab hin. Es wird sehr traditionell.

... den Umgang mit großen Namen: Du musst die engstmögliche Beziehung haben, ohne den Respekt zu verlieren. Das musst du kontrollieren. Du musst entspannt sein in der Beziehung, ich mag es, mit den Spielern Späße zu treiben. Franck (Ribéry, d. Red.) zum Beispiel liebt es, seinen Kollegen Streiche zu spielen. Das ist sehr gut – wir können spielen, zusammen lachen. Aber am Ende des Tages muss ich ihm sagen können: ‚Du musst auf der Bank sitzen‘, aber ich kann so etwas erklären: ‚Ich habe die Erfahrung, die es mir ermöglicht, viele Spieler auf die Bank zu setzen. Zidane, Kaka, Del Piero…du wirst Teil dieses Klubs sein.‘

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... Trainerkollegen: Da ist Thomas Tuchel in Dortmund, der es geschafft hat, sein Team mit einer großen Intensität spielen zu lassen. Es gibt viele junge, sehr gute Trainer in der Bundesliga. Der von Schalke 04 (Markus Weinzierl, d. Red.) zum Beispiel. In Italien, denke ich, hat Montella (AC Mailand, d. Red.) gute Ideen. Di Francesco von Sassuolo gefällt mir auch. Taktisch ist sein Team auf der Höhe.

... ein Engagement als Nationaltrainer: Nein, ich will jeden Tag trainieren. Ich kann mir nicht vorstellen, ein Team drei oder vier Tage zu coachen und den restlichen Monat nichts zu machen. Wenn man eine Leidenschaft für das Kino hat, geht man dort jeden Tag hin, und nicht einmal im Monat. Und ich habe Leidenschaft.

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