Gisdol schimpft über Guardiola-Bonus: Warum er Recht hat – und trotzdem total daneben liegt
Markus Gisdol wollte sich am gestrigen Mittwochabend gar nicht mehr beruhigen. Doch nicht der verpasste erste Dreier der Saison gegen den BVB brachte den Hoffenheim-Coach auf die Palme. Gisdol schimpfte noch lange nach Abpfiff über seine Verbannung auf die Tribüne. Doch sein Wutausbruch ist nur teilweise berechtigt. Ein Kommentar.
„Skandalös“ nannte Markus Gisdol den Auftritt von Schiedsrichter Tobias Welz und seinen Assistenten. Zwei Vorfälle brachten Markus Gisdol gestern Abend während und noch lange nach der Begegnung mit Borussia Dortmund (1:1) in Rage. Doch der Reihe nach.
Zunächst hatte Schiri-Assistent Rafael Foltyn den Chilenen Eduardo Vargas fälschlicherweise wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung zurückgewunken, als dieser auf bestem Weg war, die TSG Hoffenheim mit 2:0 in Führung zu bringen und damit eine kleine Vorentscheidung herbeizuführen. Gisdol, der gute Sicht auf die Szene hatte, beschwerte sich in der Folge vehement über die Fehlentscheidung. Verständlich.
Der Fall Guardiola
Weil er den Linienrichter dabei kurz am Arm packte, rief dieser Schiri Welz herbei. Nach kurzer Unterredung wurde Gisdol auf die Tribüne verbannt. Für den Übungsleiter eine nicht nachvollziehbare Entscheidung: „Die Krönung ist dabei, dass der Linienrichter nach einer kurzen Berührung sofort zu seinem Chef schreit: Er hat mich angefasst. Schick ihn auf die Tribüne. Das ist ein absoluter Witz. Das ist eine Sache, die ich einfach nicht stehen lassen kann, weil es eine ganz extreme Situation ist, wo ein Schiedsrichter eingreift.“
Einmal in Fahrt gekommen, legte der erboste Coach nach. Gisdol zog auch vergleichbare Vorfälle herbei und untermauerte damit das seiner Meinung nach an ihm begangene Unrecht. Als Präzedenzfall diente dem Hoffenheim-Coach sein Kollege Pep Guardiola, der in ähnlichen Situationen in der Vergangenheit mehrfach ungestraft davonkam: „Wenn Guardiola zehnmal den Schiedsrichter anfasst und den Linienrichter umarmt und die Bibiana Steinhaus in den Arm nimmt und ihr was ins Ohr flüstert, egal was, dann wird nicht reagiert. Das kann ich nicht so stehen lassen, das sind zwei unterschiedliche Maßstäbe, die da angelegt werden.“ Und Gisdol hat Recht.
Tatsächlich hat es der DFB bei den damaligen Vorkommnissen versäumt einzugreifen. Guardiola musste nicht auf die Tribüne und auch im Nachgang gab es keine Strafe für das befremdliche wie unangebrachte Verhalten des Spaniers. Völlig zurecht wurde eine Sonderbehandlung für den prominentesten Vertreter unter den Bundesliga-Trainern angeprangert. An dieser Stelle endet die Solidarität mit Gisdols Wahrnehmung dann aber auch.
Gisdol täuscht sich
Dass der 46-Jährige sich darüber beschwert, auf die Tribüne geschickt worden zu sein, ist unverständlich. Auch wenn Schiri Welz eine schwache Vorstellung ablieferte, war die Entscheidung, Gisdol zu verbannen, absolut berechtigt. Der TSG-Coach tat wirklich alles dafür und sollte dies zumindest mit etwas Abstand nach dem Spiel dann auch einsehen. Fehlentscheidung hin oder her.
Der Fehler in der Bewertung passierte nicht gestern Abend. Er liegt stattdessen eindeutig in der Akzeptanz von Guardiolas Verhalten. Daraus nun abzuleiten, dass ein solches Gebaren gegenüber den Offiziellen legitim sei, ist abenteuerlich. Oder um es mit Gisdols Worten zu sagen: Es ist ein absoluter Witz.
Weitere Infos
Nachrichten