Rolle rückwärts: Mkhitaryan-Verkauf doch möglich

von Tim Beyer
3 min.
Henrikh Mkhitaryan fühlt sich in Dortmund wohl @Maxppp

Bislang hatte sich der BVB stets vehement gegen einen Verkauf des gleichermaßen sensiblen wie genialen Armeniers gewehrt, der erst in dieser Saison unter Thomas Tuchel so richtig aufdrehte beim achtfachen Deutschen Meister. Sollte sich Henrikh Mkhitaryan weiter gegen eine Vertragsverlängerung sträuben, erscheint plötzlich ein Umdenken in der Causa möglich.

Vor drei Jahren holte der BVB Henrikh Mkhitaryan für knapp 27,50 Millionen Euro von Shakhtar Donetsk. Seitdem machten die Verantwortlichen um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ganz unterschiedliche Erfahrungen mit dem heute 27-jährigen Mittelfeldmann. Eine davon: Dieser geniale, aber introvertierte Spieler funktionierte nicht wie erhofft auf Knopfdruck, zumindest nicht unter dem Bauchmenschen Jürgen Klopp. Erst der Analytiker Thomas Tuchel schaffte es, Mkhitaryan so ins Mannschaftsgebilde einzubauen, dass dessen Stärken voll zur Geltung kamen. Elf Treffer in 33 Bundesligaspielen, dazu 20 Vorlagen – der Mann mit der ruhmreichen Nummer 10 auf dem Rücken war eine der Schlüsselfiguren in der abgelaufenen Saison.

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Raiola als Triebfeder?

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sehr es den hemdsärmligen Westfalen Watzke schmerzt, dass Mkhitaryan ausgerechnet nun, wo es einmal läuft, Zicken macht. Bis 2017 läuft der Vertrag des Armeniers noch, ein neues Angebot der Borussen liegt seit Wochen vor. Nur: Unterschrieben ist immer noch nichts. Das mag daran liegen, dass Mkhitaryan grübelt.

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Über seine Zukunft, den BVB und die Premier League. Vielleicht ist aber auch sein Berater Mino Raiola nicht ganz unschuldig. Jener Raiola gilt als einer der mächtigsten Berater der Welt, zu seinen Klienten zählen auch Paul Pogba oder Zlatan Ibrahimovic. Die meisten seiner Schützlinge einen genau zwei Dinge: Sie sind wahnsinnig talentiert. Und: Ruhig wird es um sie eigentlich nie. Vielleicht ist es deshalb auch nur Kalkül, wenn Raiola sagt: „Warum sollten wir jetzt verlängern? Micki hat noch einen Vertrag bis 2017 und wir denken weiter über seine Zukunft nach.“ Kolportiert wird die Forderung nach einer Tuchel-Klausel.

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Die Premier League lockt

Vielleicht liegt dem Zögern aber auch Grundsätzliches zugrunde. Etwa die Erkenntnis, dass der BVB trotz der Verpflichtungen von hochkarätigen Nachwuchskickern auch jede Menge Substanz im Kader verloren hat. In Dortmund hat man seine Schlüsse aus der Zurückhaltung des Armeniers gezogen und ist grundsätzlich offenbar sogar zu einer Kehrtwende in der Causa Mkhitaryan bereit. Nach ‚kicker‘-Informationen denkt man im Lager des BVB darüber nach, Mkhitaryan noch in diesem Sommer abzugeben, sollte der Umworbene das Angebot zur Vertragsverlängerung ablehnen. Eine Ablösesumme von etwa 35 Millionen Euro möchte Dortmund im Fall der Fälle einstreichen, interessiert sind nach übereinstimmenden Medienberichten der FC Arsenal, der FC Chelsea und die Tottenham Hotspur. Noch im Winter hatte Watzke genau dieses Szenario energisch ausgeschlossen und mit Blick auf die damals bereits drohenden Abgänge von Mats Hummels und Ilkay Gündogan gesagt: „Dass uns gleich drei Mann dieses Kalibers im Sommer von der Fahne gehen, ist ausgeschlossen.

FT-Meinung: Auf den ersten Blick wäre es verwunderlich, wenn "Micki" den BVB ausgerechnet jetzt verlassen würde. Das Spiel ist wie auf ihn zugeschnitten, Thomas Tuchel gewährt ihm die Freiheiten, die der sensible Techniker für sein Spiel und sein Wohlbefinden so dringend braucht. Andererseits könnte natürlich auch Mkhitaryan dem Reiz der Premier League erliegen, sein Berater hätte sicher nichts gegen eine ordentliche Provision einzuwenden.
Im Lager der Westfalen scheint man derweil langsam die Geduld zu verlieren. Thomas Tuchel reagiert, das ließ sich bei Mats Hummels beobachten, empfindlich, wenn er das Gefühl hat, dass ein Spieler nicht mehr hundertprozentig vom gemeinsamen Weg überzeugt ist. Möglicherweise nimmt er Mkhitaryan deshalb irgendwann die Entscheidung ab, ob dessen Zukunft beim BVB liegt.

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