Der ewige Spagat: Atlético Madrid zwischen Schulden und Titeln

von Niklas Scheifers
2 min.
Atlético droht zu zerbrechen @Maxppp

Durch Atlético Madrids Erstarken ist in den vergangenen Jahren aus dem Spitzenduo der spanischen Liga ein Trio geworden. Auch in dieser Saison sind die Colchoneros wieder oben dabei. Doch hinter der Fassade eines Topklubs tobt ein steter Kampf ums Überleben.

Atlético Madrid gehört unumstrittenen zu den erfolgreichsten Klubs in Europa. In der Champions League ausgeschieden, schicken sich die Rojiblancos nun an, stattdessen eben die Europa League zu gewinnen. Und in La Liga stehen sie auf Platz zwei, konnten dem designierten Meister FC Barcelona noch den härtesten Widerstand leisten – nicht der Stadtrivale in den weißen Trikots.

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So zumindest der aktuelle Stand. Wie lange der sich allerdings aufrecht erhalten lässt, ist ungewiss. Weder bei Real Madrid noch beim FC Barcelona würde sich irgendjemand Sorgen machen, dass diese Klubs eines Tages mal nicht unter den Champions League-Titelaspiranten mitspielen. Bei Atlético ist das nicht so. Das Fundament dieses Klubs ist deutlich fragiler.

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Das liegt auch daran, dass die Colchoneros sich noch nicht so lange auf Augenhöhe mit den beiden genannten Schwergewichte bewegen. Erst Diego Simeone, der das Traineramt im Dezember 2011 von Quique Sánchez Flores übernommen hatte, hievte die Mannschaft auf das aktuelle Level. Zuvor schwankten die Platzierungen zwischen fünf und zehn. Nach der Jahrtausendwende mussten die Fans sogar zwei Jahre Zweitklassigkeit über sich ergehen lassen.

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Über eine halbe Milliarde Euro Schulden

Das gigantische Handicap der Hauptstädter: Der Schuldenberg von über einer halben Milliarde Euro. Der wurde vor allem vom skandalträchtigen Ex-Atlético-Präsidenten Jesús Gil angehäuft und vom amtierenden Nachfolger Enrique Cerezo kein Stück abgetragen. Letzterer hält 20 Prozent der Atlético-Anteile, Gils Sohn Miguel Ángel Gil Marín gar 52 Prozent. Immerhin: Die chinesische Wanda-Group kaufte sich mit 20 Prozent ein und sorgte etwa durch den Kauf der Stadion-Namensrechte für Liquidität.

Dennoch ist es fraglich, ob Atlético mit diesen Strukturen nachhaltig gesunden kann. Aktuell können die Verantwortlichen nur reagieren, um die Lage nicht zu brenzlig werden zu lassen. Yannick Carrasco und Nicolas Gaitán wurden für 36 Millionen Euro zu Dalian Yifang nach China transferiert. Damit stehen aktuell nur 19 Spieler im Profi-Kader. Das drückt die Personalkosten, ist aus sportlicher Perspektive aber nicht ungefährlich.

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Griezmann weg – oder doch nicht?

Auch der baldige Abgang von Altstar Fernando Torres, dessen Millionengehalt eingespart werden kann, soll Entlastung bringen. Andererseits: Der Status eines Topklubs birgt auch den Zwang, nicht zu viel Qualität ziehen zu lassen. Nicht umsonst möchte Simeone gerne weiter mit Topstar Antoine Griezmann arbeiten – wissend um die 100 Millionen Euro, die Atlético in diesem Fall durch die Lappen gehen würden.

Wenn wir bis zum Ende der Saison mit dem FC Barcelona um die Meisterschaft kämpfen und das Finale der Europa League erreichen, war es erneut eine gute Saison für uns. Das würde seine (Griezmanns, Anm. d. Red.) Entscheidung mit Sicherheit beeinflussten. Wir müssen ihm als Team alles geben. Dann könnte er sich entschließen, zu bleiben“, hofft der Argentinier weiterhin auf einen Verbleib seines besten Spielers.

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Ritt auf der Rasierklinge

Bei Atlético ist es also deutlich extremer als anderswo – der Spagat zwischen wirtschaftlichem Überleben und sportlicher Konkurrenzfähigkeit auf Top-Niveau. Es wird spannend zu beobachten sein, wie der Klub diesen Ritt auf der Rasierklinge meistern wird. Es wäre sicher nicht im Sinne des spanischen Fußballs, sollten Real und Barça im Titelrennen wieder unter sich sein.

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