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Sébastien Haller im FT-Interview: „Bayern kann nur schmeichelhaft sein“

von Lukas Hörster - Quelle: FT-Exklusiv
5 min.
Sébastien Haller hat in Frankfurt einen Lauf @Maxppp

Vor einem Jahr wechselte Sébastien Haller für sieben Millionen Euro vom SC Utrecht zur Frankfurter Eintracht. Im FT-Interview verbucht der 24-Jährige sein erstes Jahr in der Bundesliga als Erfolg, will aber noch höher hinaus. Außerdem spricht der Mittelstürmer über das vermeintliche Interesse des FC Bayern, Kontakte nach England und seine Lieblingsliga.

FT: Herr Haller, die Bundesliga beginnt an diesem Wochenende. Mit der Eintracht müssen Sie nach Freiburg. Wie ist Ihr Gemütszustand?

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Sébastien Haller: Ich kann es gar nicht abwarten, dass die Meisterschaft startet. Ehrlich gesagt ist die Vorbereitung nicht so mein Ding, sie motiviert mich nicht sonderlich. Viel mehr ist es der Wettbewerb, der mich motiviert und mir Saft gibt.

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Wie schätzen Sie Ihre erste Saison bei der Eintracht ein?

Sie war zugleich zufriedenstellend als auch ermutigend. Für das erste Jahr, in dem man sich auch anpassen muss, war es schon nicht schlecht – insbesondere, da wir den Pokal gewonnen haben. Das sind unglaubliche Erinnerungen. Aus persönlicher Sicht hätte ich gerne mehr Tore geschossen. Zehn Tore in der Liga hätten für mich einen symbolischen Wert gehabt (am Ende waren es neun, Anm. d. Red.).

Wie kam es dazu, dass Ihre Hin- und Rückrunde derart unterschiedlich verliefen?

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Da gibt es viele Gründe. Ich hatte weniger Spielzeit im zweiten Teil der Saison. Wie jeder Spieler hatte ich eine kurze Phase, in der ich einfach weniger effektiv war. Dann ist da noch der Knorpelriss, den ich einige Monate mit mir herumschleppte. Aber das ist jetzt erledigt.

Welche Ziele haben Sie sich für die neue Saison gesteckt?

Mein Ziel ist es, besser als in der vergangenen Saison zu sein. Ich will mehr Tore schießen und mehr Vorlagen geben. Aber ich spiele nicht alleine und es gibt Dinge, die meine Leistung bestimmen. Das aktuelle Niveau des Teams zu bestimmen, ist schwierig. Wir sind eine gute Mannschaft mit Potenzial. Wir werden erst nach mehreren Spielen oder sogar erst nach der Hinrunde ein richtiges Ziel definieren können. Viele von uns spielen zum ersten Mal in Europa, uns stehen viele Spiele bevor. Für mich gilt es mein Spiel zu verfeinern, sauberer zu spielen, den Ball mehr zu halten und effizienter zu sein. Die Erfahrung aus meiner ersten Saison hier wird mir dabei helfen.

Wie hat Ihnen Niko Kovac in der vergangenen Saison dabei geholfen, Fortschritte zu machen?

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Auch wegen ihm kam ich überhaupt nach Frankfurt. Seine Ansprache hat mich motiviert, er hat mir die besten Voraussetzungen gegeben. Das war auch für meine Integration ganz wichtig. Die ganze Zeit der Anpassung verlief wegen ihm und meinen Teamkollegen gut. Kovac ist ein Krieger. Er verliert nicht gerne und hasst es, wenn manche Spieler weniger tun als andere. Es war kein einfaches Jahr. Aber viele Spieler haben Fortschritte gemacht unter ihm.

Nun ist Kovac bei den Bayern. Im Winter soll man in München auch Ihren Namen diskutiert haben, als man sich auf der Suche nach einem Backup für Robert Lewandowski befand. Das wird Ihnen geschmeichelt haben…

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Das ist sicher. Ich weiß nicht, ob diese Geschichte wahr ist oder nicht. Aber mit Bayern München in Verbindung gebracht zu werden, ist schmeichelhaft. Es ist schließlich eines der besten Teams der Welt. Das kann nur schmeichelhaft sein.

In diesem Sommer wurde Sie mit Girondins Bordeaux in Verbindung gebracht. Ist das Interesse real? Und beabsichtigen Sie, eines Tages nach Frankreich zurückzugehen?

Wenn man bedenkt, wie gut es für mich in Frankfurt läuft, habe ich nicht das Bedürfnis, nach Frankreich zurückzugehen. Mittel- oder langfristig könnte ich darüber nachdenken. Aber im Moment will ich meine nächsten Ziele erreichen. Mindestens ein Jahr bleibe ich noch in Frankfurt. Mir ist derzeit nicht nach einem Wechsel zumute. Von Bordeaux erfuhr ich erst kürzlich aus der Presse.

Thierry Henry wird aller Voraussicht nach Trainer in Bordeaux. Was bedeutet er für Sie?

Henry war eines der Idole meiner Jugend. Mit jemandem wie ihm zusammenzuarbeiten, könnte meiner Karriere guttun. Er war genauso wie ich Stürmer – das würde mir also nicht schaden.

Gab es denn Anfragen anderer Klubs in diesem Sommer?

Es gab insbesondere Kontakte nach England, auch Anfragen. Aber Sie wissen ja, wie das abläuft. Sobald ein oder zwei Agenten anrufen, weißt du, dass du begehrt bist. Aber ich war gar nicht in der Situation, dass ich gehen wollte. Wenn du das mitteilst, ist das Verhalten der Agenten anders.

Sieht es Ihr Plan vor, in Deutschland zu bleiben oder reizen Sie prinzipiell auch andere Ligen?

Ich würde mich irgendwann gerne in der Premier League weiterentwickeln. Die Liga hat mich immer angezogen und zum Träumen gebracht. Aber ich habe Deutschland kennengelernt, es ist eine tolle Meisterschaft und ein echtes Fußball-Land. Ich rate allen Spielern, sich mit der Bundesliga zu beschäftigen und zu sehen, was hier passiert. Es ist wirklich toll. Die gefüllten Tribünen mit der tollen Atmosphäre motivieren ungemein.

Wie sehr hat Sie der französische WM-Titel gefreut?

Ich bin sehr stolz und glücklich deswegen. Ich durfte mit vielen der Weltmeister zusammenspielen. Zu sehen, dass es ihnen gelingt, sich an die Spitze der Fußballwelt zu setzen, ist unglaublich. Nur wenige Leute hatten damit gerechnet. Es ist wundervoll. Dieser Sieg bringt viele Menschen in Frankreich zusammen, das ist eine wertvolle Sache.

Mit Benjamin Pavard und Corentin Tolisso gibt es zwei Weltmeister aus der Bundesliga. Spielen Les Bleues in Ihrem Hinterkopf eine Rolle?

Ja, natürlich. Aber es liegt an mir selbst. Ich muss meinen Job bei der Eintracht erledigen. Regelmäßig und effizient spielen, die maximale Anzahl an Partien absolvieren. Nur wenn man effizient ist, kann man berechtigten Anspruch auf eine Nominierung erheben. Aber klar: Frankreich ist Weltmeister. Es geht also nicht um irgendein Team, über das wir hier sprechen. Ich denke schon darüber nach, wie es wäre. Jedoch nicht allzu häufig. Es beginnt mit der harten Arbeit im Verein. Wenn daraus mehr resultiert – umso besser.

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