Ronaldo-Vertrag bis 2022: Trifft Real die richtige Entscheidung?

von Sebastian Resch - Matthias Rudolph
3 min.
Cristiano Ronaldo zollt dem BVB Respekt @Maxppp

Die Vertragsverlängerung von Cristiano Ronaldo steht unmittelbar bevor. Dem Vernehmen nach will Real Madrid den portugiesischen Superstar bis 2022 binden und das Gehalt auf 19 Millionen Euro anheben. Die Meinungen darüber, ob dies eine kluge Entscheidung ist, gehen auseinander. Ein Pro und Contra.

Disziplin gibt den Ausschlag

Zu United-Zeiten, als Cristiano Ronaldo erstmals die Fußballwelt mit seinem außergewöhnlichen Talent begeisterte, verkörperte er die Rolle des klassischen Flügelspielers. So holte er sich damals die Bälle in der eigenen Hälfte ab, verwickelte seine Gegenspieler auf dem Flügel in direkte Duelle und stellte sie mit seinen technischen Qualitäten im Dribbling sowie seiner extremen Grundgeschwindigkeit häufig vor unlösbare Probleme. Inzwischen hat Ronaldo eine beträchtliche Wandlung vollzogen, wodurch sein Spiel enorm an Effektivität gewonnen hat. So konzentriert er sich rein auf das Spiel im letzten Drittel, wo seine herausragenden Abschlussqualitäten am besten zur Geltung kommen. Der Portugiese definiert sich schon lange primär über Tore. Und diese, das müssen auch seine Kritiker anerkennen, liefert er seit Jahren beständig wie kaum ein anderer. Vergangene Saison 16 in der Champions League und 35 in der Liga. 486 Treffer in 651 Spielen. Noch Fragen?

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Von Seiten Real Madrids ist es daher richtig, den Vertrag mit Ronaldo langfristig zu verlängern. Ein Geheimnis seines Erfolgs ist neben seinem großen Talent zweifellos die kontinuierliche Bereitschaft, hart an sich zu arbeiten, seinen Körper auf maximale Leistungsfähigkeit zu trimmen und alles dem Erfolg unterzuordnen. Deswegen ist davon auszugehen, dass Ronaldo seine Physis noch fünf, sechs Jahre auf einem hohen Level halten wird. Auch wenn die Spritzigkeit ein wenig verloren geht, hat er doch immer noch die herausragenden Abschlussqualitäten und das Gespür für Gefahr im gegnerischen Sechzehner. Eine mögliche Option wäre auch, dass CR7 mit zunehmendem Alter komplett in die Spitze gezogen wird, um die Wege zum gegnerischen Tor noch kürzer zu halten. Sein Wert für Real geht abgesehen davon über das rein sportliche weit hinaus. Ronaldo ist eine Marketingmaschine, eine Ikone mit globaler Strahlkraft, die das Anspruchsdenken des Klubs verkörpert wie kein anderer. 2017 wird Ronaldo wohl Weltfußballer werden und Messi von seinem Thron stoßen. Warum sollte man mit so einem Spieler nicht langfristig verlängern?

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Sebastian Resch (FT-Redakteur)

Real schießt sich auf Dauer ein Eigentor

Keine Frage, Cristiano Ronaldo ist einer der ganz Großen seiner Zeit – vor allem was die Abschlussqualitäten betrifft. 51 Pflichtspieltore in der vergangenen Saison belegen, dass der Rechtsfuß immer noch genau weiß, wo das Tor steht. Die meisten seiner Treffer erzielt er mittlerweile aber gegen Malmö, Shakhtar Donetsk oder Celta Vigo. In den Topspielen gegen Atlético, Barça oder internationale Schwergewichte taucht der Portugiese dafür umso öfter ab. Kein Wunder, hat der 31-Jährige in seiner Karriere schon fast 800 Pflichtspiele für Sporting Lissabon, Manchester United, Real Madrid und die portugiesische Nationalmannschaft abgespult. Eine Summe an Einsätzen, die auch an dem auf Perfektion trainierten Körper von Ronaldo nicht spurlos vorbeigeht.

Wer genau hinschaut, der erkennt: Ganz so leicht wie vor einigen Jahren kommt der extrovertierte Linksaußen nicht mehr an seinen Gegenspielern vorbei. Und sein Körper wird – auch wenn er ein Vorbild in Sachen Fitness und Disziplin ist – in den nächsten Jahren weiter nachlassen. Die Vernunft, sich dann und wann mal auf die Bank zu setzen, um den Tank aufzufüllen, bringt Ronaldo aber nicht mit. Und wenn er mal ausgewechselt wird, reagiert er wie ein beleidigtes Kind und rund um das Estadio Bernabéu herrscht tagelang Unruhe. Real und vor allem seine Trainer werden daher in den nächsten Jahren ein Problem mit dem Ego des Superstars bekommen. Denn auch für Ronaldo läuft die Uhr nicht rückwärts. Mit einer Vertragsverlängerung bis 2022 landen die Madrilenen zwar einen Marketingcoup, sportlich dürfte der Schuss aber früher oder später nach hinten losgehen. Denn unruhige Zeiten sind nun vorprogrammiert. Ein neues Arbeitspapier über drei oder maximal vier Jahre wäre ausreichend.

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Matthias Rudolph (FT-Redakteur)

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