Rummenigges Rundumschlag: „Gestörtes Klima“ & Kritik an Nagelsmann
Nach dem überraschenden Champions League-Aus gegen den FC Villarreal herrscht beim FC Bayern nach wie vor Katerstimmung. Nun meldet sich Ex-Klubchef Karl-Heinz Rummenigge mit deutlichen Worten.

Seit dem vergangenen Sommer ist Karl-Heinz Rummenigge nicht länger der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, sein Wort hat beim Rekordmeister aber immer noch Gewicht. Das nutzt der 66-Jährige im Interview mit der ‚Bild‘, um Missstände anzuprangern, die er an der Säbener Straße ausgemacht hat.
Das Champions League-Aus der Münchner gegen den FC Villarreal beschreibt Rummenigge als „gar nicht mal unverdient“. Er sei nach dem 1:1 am Dienstag „riesig“ enttäuscht gewesen. „Wenn sich Bayern einen Vorwurf machen muss, dann war es das Hinspiel: Das war ein rabenschwarzer Tag“, so Rummenigge.
Klima permanent gestört
Nach dem Grund für das unerwartete Ausscheiden gefragt, holt der 66-Jährige zum Rundumschlag aus: „Es gibt eine Sache, die mir auffällt aktuell, und die betrifft sowohl den Klub als auch die Medien: Es ist der Eindruck entstanden, als würden permanent nur noch Vertragsgespräche stattfinden, und das alles wird andauernd öffentlich debattiert.“
Und weiter: „Das ist nicht gut, das ist nicht hilfreich in so einer Phase der Saison. Hier muss man ein Procedere finden, das nicht permanent das Klima stört.“ Einen Führungswechsel wolle er bei seinem Herzensklub aber nicht sehen: „Der FC Bayern ist für Konstanz bekannt und hat oft aus Niederlagen neue Kraft geschöpft und dann wieder angegriffen.“
Rückendeckung für Kahn
Seinen Nachfolger Oliver Kahn, der aufgrund seiner zurückhaltenden öffentlichen Auftritte immer wieder und speziell auch nach dem Villarreal-Aus kritisiert wurde, nimmt Rummenigge explizit in Schutz: „Es nützt doch überhaupt nichts, Öl ins Feuer zu gießen. Ich denke, dass die Enttäuschung bei Oliver von allen, die im Stadion saßen, mit am größten war.“
„Es geht um so vieles, um finanzielle Einnahmen, um das Image, um Gespräche mit Spielern wegen Vertragsverlängerungen, und, und, und. Da kommt so eine Niederlage zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“, so der Ex-Vorstandschef.
Kritik an Nagelsmann
Ähnliche Unterstützung erfährt Trainer Julian Nagelsmann derweil nicht. Darum gebeten, die Arbeit des 34-Jährigen zu beurteilen, antwortet Rummenigge: „Ein Aus gegen Villarreal im Viertelfinale spiegelt nicht die Erwartungshaltung des FC Bayern und seiner Fans wider.“
Um dann einen schlecht versteckten Vorwurf in Richtung Nagelsmann anzufügen: „Wenn ich dem FC Bayern grundsätzlich einen Ratschlag erteilen dürfte, und das gilt übrigens im Fußball allgemein, dann den, dass sich jeder im Verein auf seine Kompetenzen beschränkt. Dinge wie beispielsweise Vertragsverlängerungen sind Angelegenheit des Vorstands und Aufsichtsrats.“
„Liegt nicht an der Kaderqualität“
Nagelsmann hatte noch am Dienstagabend erklärt, dass sich der FC Bayern seiner Meinung nach auf dem Transfermarkt verstärken müsse: „Wichtig ist, dass man auf der Seite das reinsteckt, was auf der anderen Seite rauskommen soll. Und, wenn der Anspruch der gleiche ist, dann werden wir uns umschauen müssen – wie auch andere Top-Klubs.“
Rummenigge sieht das anders: „Im Kader des FC Bayern stehen 18 Spieler, die voraussichtlich an der WM teilnehmen. Das Ausscheiden liegt nicht an der Kader-Qualität.“ Es sind Worte, die an der Säbener Straße nachhallen werden.
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