FT-Kurve 2. Bundesliga

Aufstieg fix: Das sind die Baustellen des HSV

Trainer Merlin Polzin hat mit dem Hamburger SV am vergangenen Wochenende die Rückkehr in die Bundesliga klargemacht. Nun wartet auf Sportvorstand Stefan Kuntz & Sportdirektor Claus Costa viel Arbeit.

von Georg Kreul
5 min.
Merlin Polzin bastelt am neuen HSV-Kader @Maxppp

Der Hamburger SV ist nach sieben Jahren endlich am Ziel seiner Träume angekommen: Der Bundesliga. Der Kader des einstigen Dinos ist laut Sportvorstand Stefan Kuntz zum aktuellen Zeitpunkt lediglich „zu 50 Prozent“ bundesligatauglich, wie der 62-Jährige gegenüber der ‚Bild‘ im Anschluss an den Aufstieg mitteilte: „Wir wissen, dass wir uns ein bisschen verstärken müssen für die Bundesliga und wollen da mittelfristig eine gute Rolle spielen.“

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Nachwuchschef Horst Hrubesch forderte bei ‚Sky‘: „Wir müssen sehen, dass wir dann eine Mannschaft haben, die auch in der ersten Liga bestehen kann und nicht um den Abstieg spielt, sondern eben dort versucht, gleich von Anfang an in der Liga mitzuspielen.“ Hierfür sollen demnach Spieler kommen, die die Bundesliga oder andere europäische Topligen kennen. Der HSV will den Aufstieg schließlich nicht direkt wieder einreißen, laut dem ‚Hamburger Abendblatt‘ sollen vier bis fünf neue Stammspieler kommen.

Die Ideen für das neue Bundesliga-Grundgerüst stehen laut Kuntz derweil schon: „Wir haben für alle Positionen unsere Lieblingskandidaten in unserem Schattenkader und wollen auch mit den Spielern, die beim HSV sind, über ihre Perspektive sprechen.“ Das soll Schritt für Schritt in den kommenden Tagen geklärt werden. Doch die Baustellen der Rothosen sind teils offensichtlich.

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Angriff schon erstligareif

Allein beim Blick auf das Torverhältnis der Hamburger von 76:41 wird klar, an der mit Abstand besten Offensive der zweiten Liga ist nicht viel zu schrauben. Allein das Trio aus Davie Selke (30/22 Tore), Ransford-Yeboah Königsdörffer (23/14 Tore) und Robert Glatzel (31/neun Tore) ist mit insgesamt 45 Treffern für deutlich mehr als die Hälfte der HSV-Tore verantwortlich. Dazu hat man noch Eigengewächs Otto Stange (18/2 Tore) in der Hinterhand. Es dürfte sich personell wenig bis gar nichts ändern, sollten Königsdörffer und vor allem Selke neue Verträge erhalten.

Die offensiven Flügelpositionen sind für die kommende Saison mit Topvorlagengeber Jean-Luc Dompé (29), Emir Sahiti (26), Bakery Jatta (26) sowie den beiden Talenten Fabio Baldé (19) und Alexander Rössing-Lelesiit (18) quantitativ ordentlich besetzt, bis auf Dompé fehlt den restlichen Akteuren aber entweder die Erfahrung oder die nötige Konstanz für Liga eins.

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Gedränge im Mittelfeld – oder doch nicht?

Der für aus Zweitligaperspektive breiteste Kader der Liga zeigte sich bei den Rothosen vor allem im Mittelfeld. Doch gerade hier könnten nach der Saison einige leere Spinde zu finden sein. Fest steht, dass Marco Richter nach seiner Leihe zu Mainz 05 zurückkehrt. Im Saisonendspurt spielte der 27-Jährige keine große Rolle mehr. Lukasz Poreba (25) stand schon im Winter aufgrund ausbleibender Minuten vor einem Wechsel und könnte im Sommer seine Koffer packen.

Unklar ist noch, ob Spielgestalter Adam Karabec (21) in der Hansestadt bleibt. Der Tscheche zählte über weite Strecken der Saison zum Stammpersonal. Die mit Sparta Prag vereinbarte Kaufoption über 4,2 Millionen Euro will der HSV noch drücken. Sollte kein Deal zustande kommen, muss für das Mittelfeld definitiv weitere Verstärkung an Bord geholt werden.

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Dazu ist Antreiber und Vizekapitän Ludovit Reis (24) nur noch bis 2026 gebunden und bei anderen Klubs begehrt. Auch hier will der HSV mit seinem Leistungsträger verlängern. Und Reis, dessen Abgang eine große Lücke reißen würde, kann sich auch einen Verbleib vorstellen, wie er mal im Oktober 2024 sagte: „Ich verlasse den HSV nicht für irgendeinen anderen Verein. Es kommt auf das Gefühl an.“ Bleibt Reis, kann der Aufsteiger ein großes Problem von der Liste streichen.

Problemzone Abwehr

Ein großes Thema für Sportvorstand Stefan Kuntz dürfte dagegen die Defensive werden. Linksverteidiger Miro Muheim (27/13 Vorlagen) sowie Allzweckwaffe Daniel Elfadli (28) verfügen über Bundesliganiveau – dahinter sieht es dünn aus. Lange war Kapitän Sebastian Schonlau (30) eine Bank in der Innenverteidigung, doch in dieser Saison kamen dessen Geschwindigkeitsdefizite immer öfter zum Tragen und werden vor allem in der Bundesliga noch gravierender ausfallen. Im Winter verpflichtete der HSV für drei Millionen Euro Frankreich-Talent Aboubaka Soumahoro (20), bisher bestritt der Youngster verletzungsbedingt jedoch noch kein einziges Pflichtspiel.

Leihspieler Dennis Hadzikadunic könnte zwar festverpflichtet werden, der 26-Jährige war aber in seiner zweijährigen Zeit an der Elbe nicht immer sattelfest. Die Rothosen benötigen also ein neues Bollwerk, um in der Bundesliga zu bestehen. Wie rau der Wind für Aufsteiger in der ersten Liga weht, bekam diese Saison vor allem Holstein Kiel (77 Gegentreffer) zu spüren. Auf der Rechtsverteidigerposition konnte sich Neuzugang Silvan Hefti (27) nicht empfehlen, dessen Konkurrent William Mikelbrencis hat sich zwar zu einem soliden Zweitligaspieler entwickelt, für Duelle gegen Spieler auf Champions League-Niveau ist der 21-Jährige eher weniger gerüstet.

Kommt ein neuer Stammkeeper?

Offen ist noch, wie es auf der Torhüterposition weitergeht. Daniel Heuer Fernandes (32) als derzeitige Nummer eins, sowie dessen Vertreter Matheo Raab (26) sind vertraglich nur noch bis 2026 gebunden. Routinier Tom Mickel (36) könnte seine Handschuhe im Sommer an den Nagel hängen. So sind voraussichtlich gleich zwei Planstellen offen, da eine Trennung von Raab sehr wahrscheinlich ist. Eine davon dürfte Nachwuchstalent Hannes Hermann (20) bekommen. Gesucht wird also ein Backup oder Herausforderer für Aufstiegsheld Heuer Fernandes.

Der könnte vom FC Bayern kommen. Erste Gerüchte um einen Transfer von Daniel Peretz sind im Umlauf. Der 24-Jährige hat mit Jonas Urbig (21) einen neuen Konkurrenten vor die Nase gesetzt bekommen und benötigt dringend Spielzeit. Erste Gespräche mit Peretz hat der HSV demnach schon geführt. Möglich, dass der Israeli sich dem Konkurrenzkampf in Hamburg stellen will. Eine Garantie auf Spielzeit wäre der Wechsel in die Hansestadt jedoch nicht. Gleichzeitig benötigen die Rothosen eine Alternative, womöglich sogar längerfristig, zwischen den Pfosten.

Ein neuer Torwart, eine womöglich fast runderneuerte Abwehr sowie vereinzelte Verstärkungen für das zentrale Mittelfeld und die offensiven Flügelpositionen sind also zu erwarten. Alles weitere dürften entsprechende Verkäufe ergeben. Dann wird sich zeigen, wie viele seiner „Lieblingskandidaten“ Kuntz an Land ziehen kann und ob der vorbereitete sogenannte Schattenkader sich in einer zügigen Kaderplanung des Aufsteigers zeigt.

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