Radikaler Umbruch & Salah-Wirbel: Liverpools rasanter Transfersommer

von Lukas Rauer
4 min.
Jürgen Klopp als Trainer des FC Liverpool @Maxppp

Hinter Jürgen Klopp und dem FC Liverpool liegt eine turbulente Transferperiode. Im Mittelfeld ist der Kader der Reds nicht mehr wiederzuerkennen.

Dass sich das Mittelfeld des FC Liverpool verändert, war bereits vor dem Sommeranfang klar. Dass aber gleich sieben Mittelfeldspieler die Anfield Road verlassen haben, stellte die Verantwortlichen an der Merseyside vor unerwartete Probleme.

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Die Abgänge

Im Vergleich zur Vorsaison muss Trainer Jürgen Klopp im Mittelfeld ohne Fabinho (29), Jordan Henderson (33), James Milner (37), Alex Oxlade-Chamberlain (29), Naby Keïta (28), Fábio Carvalho (20) und Arthur Melo (26) auskommen. Nicht alle der Abgänge zeichneten sich ab. Fabinho und Henderson waren beispielsweise fest für die laufende Spielzeit eingeplant, entschieden sich dann allerdings mehr oder weniger kurzfristig für einen Wechsel nach Saudi-Arabien.

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Darüber hinaus verließ mit Roberto Firmino ein Torgarant der vergangenen Jahre den Verein. Für keinen Klub absolvierte der 31-Jährige im Laufe seiner Karriere mehr Pflichtspiele. In 362 Einsätzen netzte der Rechtsfuß 111 Mal und legte 79 weitere Treffer auf. Seine Rolle müssen nun Cody Gakpo (24) und Darwin Núñez (24) übernehmen. Ein weiterer Stürmer kam nicht.

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Zudem wurden mit Sepp van den Berg (21), Calvin Ramsay (19), Nathaniel Phillips (26) und Rhys Williams (22) mehrere Kaderspieler abgegeben. Richtigerweise muss angemerkt werden, dass van den Berg schon die vergangene Spielzeit nicht bei Liverpool, sondern beim FC Schalke 04 verbrachte.

Die Zugänge

Auf der Zugangsseite legten die Reds ausschließlich im Mittelfeld nach. Für etwas über 170 Millionen Euro wurden Dominik Szoboszlai (22/RB Leipzig), Alexis Mac Allister (24/Brighton & Hove Albion), Ryan Gravenberch (21/FC Bayern) und Wataru Endo (30/VfB Stuttgart) an Bord geholt.

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Am schnellsten tüteten Klopp und der LFC die Verpflichtung von Mac Allister ein. Die Bekanntgabe des Transfers erfolgte bereits Anfang Juni, also noch vor Beginn der Transferperiode. Ganz am Ende kam Gravenberch, dessen Verpflichtung erst am Deadline Day realisiert wurde.

Für die eine oder andere hochgezogene Augenbraue dürfte die Ankunft von Endo gesorgt haben. Mit seinen 30 Jahren ist der Kapitän der japanischen Nationalmannschaft hinter Thiago (32) auf Anhieb der älteste Mittelfeldspieler des Klubs.

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Seit Klopps Ankunft im Jahr 2015 nahm der Verein mit Ragnar Klavan (37) lediglich einen weiteren Feldspieler unter Vertrag, der bei seiner Verpflichtung ebenfalls 30 Jahre alt war. Der Transfer von Endo könnte, zumindest teilweise, eine Reaktion auf zwei geplatzte Deals gewesen sein.

Gescheiterte Transfers

Mit Moisés Caicedo (21) und Roméo Lavi (19) standen nämlich zwei Sechser auf der Transferliste, die es schlussendlich zum FC Chelsea zog. Für Caicedo war Liverpool bereit, mehr als 100 Millionen Euro auf den Tisch zu legen. Mit dessen Ex-Klub Brighton war man sich bereits ein, der Wechsel scheiterte am Veto des Ecuadorianers.

Endo hätte bei einer Caicedo-Verpflichtung mit einer ähnlichen Rolle wie Milner in den vergangenen Jahren vorliebnehmen müssen. Also als Spieler, der für die letzten Minuten einer Partie auf den Platz kommt und dem Spiel Struktur verleihen soll.

Nun ist Endo mit Eigengewächs Stefan Bajcetic (17) der einzig nominelle Sechser im Kader, hat also gute Chancen, regelmäßig in der Startelf zu stehen. Zuletzt half aber auch Mac Allister im defensiven Mittelfeld aus.

Dass Endo nicht als alleiniger Sechser eingeplant war, zeigt, dass die Reds kurz vor Transferschluss noch ein 116-Millionen-Angebot für Bruno Guimarães (25/Newcastle United) hinterlegt haben soll. Auch ein Transfer von André (22) kam nicht zustande, scheiterte am Nein von Fluminense.

Saudi-Wirbel um Salah

Ähnlich angespannt wie die Umstrukturierung des Mittelfelds dürften die Fans des englischen Traditionsklubs die letzten zwei Wochen der saudi-arabischen Transferphase (seit gestern geschlossen) miterlebt haben. Al Ittihad kämpfte bis zum Schluss darum, Mohamed Salah von der Anfield Road loszueisen.

Für den Ägypter wollte der amtierende saudische Meister schwindelerregende 233 Millionen Euro auf den Tisch legen, dem Fanliebling den Tapetenwechsel unter anderem mit einem Privatjet und unbegrenzten Flugtickets für seine Familie versüßen. Dass der 31-Jährige auch künftig auf der Insel spielt, liegt vordergründig an Klopp, der einem Verkauf einen Riegel vorschob. Al Ittihad möchte dem Vernehmen nach in zukünftigen Wechselperioden erneut versuchen, Salah zu verpflichten.

Ob ein Transfer mit mehr Vorlaufszeit zustande kommt? Schwer zu sagen. Salah soll durchaus verführt von dem Angebot gewesen sein, äußerte sich öffentlich nie zu den Avancen. Zudem wird dem Lockenkopf immer mal wieder ein schwieriges Verhältnis zu seinem Trainer nachgesagt. Vorerst ist dessen Zukunft in der Premier League aber gesichert.

Ausblick

Bislang lässt sich festhalten: Die Transferpolitik von Liverpool geht auf. In der Premier League liegt man nach vier Spieltagen auf dem dritten Platz, holte zehn Punkte.

Sowohl Szoboszlai als auch Mac Allister überzeugen im Trikot der Reds und erweisen sich als Sofort-Verstärkungen. Der ehemalige Leipziger wurde beispielsweise in beiden Heimspielen der Saison zum Man of the Match gekürt.

Auch Endo konnte in Ansätzen bereits seine Spielintelligenz, die ihn beim VfB auszeichnete, zeigen. Ab dem kommenden Spieltag steht Klopp mit dem Ex-Bayern-Profi Gravenberch zudem ein weiterer enorm talentierter Spieler zur Verfügung.

Grundsätzlich gilt jedoch: Die Saison ist noch lang. Zudem ist der Kader des LFC auf Kante genäht, umfasst aktuell nur 23 Spieler. Sollten Leistungsträger ausfallen, stehen nicht viele (hochwertige) Alternativen zur Verfügung.

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