Die Krisensitzung am gestrigen Sonntagabend brachte hervor, dass Thomas Tuchel als Bayern-Trainer vorerst weitermachen darf. Eine kontroverse Entscheidung. Ist es die richtige?

„Ich spüre die Unterstützung, ich kenne meine Beziehung zu Jan-Christian Dreesen und weiß, wie wir zusammenarbeiten. Er weiß, wie sehr mich diese Situation ärgert und wie viel wir investieren“, sagte Thomas Tuchel im Anschluss an die 2:3-Niederlage gegen den VfL Bochum. Gleichzeitig wisse er aber auch, „dass es eine Trainerdiskussion gibt“.
Ebenjene ist nun vorerst zu seinen Gunsten ausgegangen. Tuchel erhält laut Fabrizio Romano bis auf weiteres das Vertrauen der Vereinsführung. Wie lange diese Gnadenfrist gilt und ob Tuchel überhaupt noch als langfristige Lösung betrachtet werden kann, ist offen.
Die Meisterschaft bezeichnete Tuchel angesichts von acht Zählern Rückstand auf Bayer Leverkusen als „gerade nicht so realistisch“. Und auch in der Champions League stehen die Bayern nach dem 0:1 im Hinspiel gegen Lazio Rom vor einer denkbar schweren Aufgabe. Es läuft also sehr stark auf das erste titellose Jahr seit 2012 hinaus.
Stimmung am Nullpunkt
Klar ist: Es scheint deutliche Risse im Verhältnis zwischen dem Trainer und seinem Team zu geben. Die ‚Sport Bild‘ berichtete erst kürzlich, Tuchel habe drei von vier Mannschaftsratsmitgliedern in seiner noch nicht einmal einjährigen Amtszeit gegen sich aufgebracht: Joshua Kimmich (29), Leon Goretzka (29) und Thomas Müller (34). Lediglich Kapitän Manuel Neuer (37) soll noch uneingeschränkt zu ihm halten. Ebenfalls Teil der Opposition sei wenig überraschend Innenverteidiger Matthijs de Ligt (24), der häufig auf der Bank Platz nehmen muss.
Es wird also eine Mammutaufgabe für Tuchel, sowohl sportlich als auch atmosphärisch für einen deutlichen Aufschwung zu sorgen. Der Glaube fehlt ein wenig, dass beides gelingen kann. Denn selbst mit einer langen Siegesserie dürfte es äußerst kompliziert werden, Leverkusen noch vom Platz an der Sonne zu verdrängen. Und so ganz ohne Titel wäre Tuchel spätestens ab Sommer wohl kaum noch tragbar.
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