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Das Ende einer Ära bei Real: Wer tritt aus Ramos‘ Schatten?

von Jakob Strauß
3 min.
Sergio Ramos auf einer Pressekonferenz @Maxppp

Nach 16 Jahren, vier Champions League-Titeln und fünf Meisterschaften endet die Ära von Sergio Ramos bei Real Madrid. Was bedeutet das für die Zukunft des Klubs und wer tritt aus Ramos' Schatten? Ein Kommentar.

Nach 16 ungemein erfolgreichen Jahren endete am heutigen Donnerstagmittag eine Ära bei Real Madrid. Sergio Ramos, dessen Abschied bereits am gestrigen Abend offiziell verkündet wurde, trat im Rahmen eines Festaktes vor die spanische Presse und sprach über seinen Weggang. Es flossen Tränen – von Ramos wohlgemerkt und nicht von Präsident Florentino Pérez – und so wurde deutlich, wie sehr den beinharten Verteidiger der Abschied von seinem Herzensklub schmerzt.

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Obgleich sich der Vertragspoker mit dem Kapitän seit Monaten hinzog, dachten sich wohl viele Real-Anhänger: Der wird schon bleiben. 2015 hatte Ramos mit einem Wechsel zu Manchester United kokettiert, seinen Kontrakt aber letztlich um mehrere Jahre verlängert. Auch 2019 flammten erneut Abschiedsgerüchte auf. Ein finanziell verlockendes Angebot aus China soll den Innenverteidiger damals ins Grübeln gebracht haben.

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Schmerzlicher Verlust oder verkraftbare Trennung?

Nun ist es im dritten Anlauf tatsächlich passiert. Während die Vereinsführung lediglich einen Einjahresvertrag bot, bestand Ramos bis zuletzt auf zwei Jahre. Doch was bedeutet dies für die Zukunft der Königlichen? Mit Ramos geht der emotionale Leader. Einer, der stets bedingungslosen Willen und Einsatz an den Tag legte. Spätestens mit seinem Ausgleichstreffer in 93. Minute im Champions League-Finale 2014 gegen Atlético Madrid, der letztlich den Weg zum zehnten Titel der Vereinsgeschichte ebnete, machte sich der Rechtsfuß unsterblich.

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Rein sportlich verhält sich die Sachlage jedoch weniger eindeutig: Auch verletzungsbedingt stand der Spanier nur in 21 von 52 möglichen Pflichtspielen der abgelaufenen Saison auf dem Rasen. In Ramos Abwesenheit entwickelte sich Éder Militão (23) prächtig und machte mit starken Leistungen auf sich aufmerksam.

Zudem wechselt mit David Alaba eine neue Top-Alternative für die Abwehrzentrale in die spanische Hauptstadt. Ein Stammplatz wäre Ramos also nicht zweifelsfrei sicher gewesen. Inzwischen nagt der Zahn der Zeit auch am 35-Jährigen – die zahlreichen Probleme sind ein Indiz für den zunehmenden körperlichen Verschleiß des Top-Athleten.

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Wer übernimmt Ramos' Rolle?

Dennoch müssen sich Präsident Florentino Pérez und der neue alte Trainer Carlo Ancelotti nun die Frage stellen, wer aus Ramos Schatten tritt und künftig als neuer Anführer fungiert. Raphaël Varane zählt in der Theorie zu den besten Innenverteidigern der Welt – als Lautsprecher ist der französische Nationalspieler jedoch nicht bekannt. Zudem ranken sich seit geraumer Zeit Abschiedsgerüchte um den 28-Jährigen: Manchester United und Paris St. Germain sollen Interesse bekunden. Auch für Neuzugang Alaba kommt diese Rolle ebenso wie für Militão zu früh.

Ein logischer Kandidat wäre Marcelo. Der brasilianische Linksverteidiger ist jedoch mittlerweile nur noch dritte Wahl hinter Ferland Mendy (26) und Eigengewächs Miguel Gutíerrez (19). Der 33-Jährige hat seinen körperlichen Zenit längst erreicht und zählt ebenso wie Varane zu den möglichen Abschiedskandidaten. Eden Hazard (30) ist auch aufgrund zahlreicher Verletzungen ein Schatten seiner selbst, Luka Modric steht womöglich vor seiner letzten Spielzeit im Real-Dress.

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Toni Kroos (31) lässt auf dem Platz ebenfalls eher Taten als Worte für sich sprechen. Es gilt also aus Reals Sicht, Ramos' Abgang im Kollektiv zu kompensieren. Klar ist jedoch auch: Wie nie zuvor mangelt es den Blancos vor allem in der Offensive schlichtweg an individueller Klasse. Neue Galactico-Transfers müssen her, möchte man eine zweite titellose Saison in Folge vermeiden.

Mbappé als Zünglein an der Waage

Und so bleibt Kylian Mbappé (22) die spannendste und am sehnsüchtigsten erwartete Personalie rund um das Estadio Santiago Bernabeu. Ob der finanziell gebeutelte La Liga-Riese jedoch das nötige Kleingeld aufbringen kann, um den französischen Superstar von Paris St. Germain loszueisen, bleibt fraglich.

Und so blickt jeder, der es mit Real hält, auf eine ungewisse Zukunft. Ramos' Abgang bietet der Mannschaft die Chance, als Kollektiv einen Schritt nach vorne zu machen, birgt allerdings das Risiko, dass niemand so recht aus dessen großen Fußstapfen tritt.

Ramos kündigte auf der Pressekonferenz eine Rückkehr nach der aktiven Karriere an: „Es ist kein Tschüss, sondern ein Auf Wiedersehen, denn früher oder später werde ich zurückkehren.“ Doch nun endet erst einmal die erfolgreichste Ära der Vereinsgeschichte nach 16 Jahren, fünf Meisterschaften und vier Champions League-Titeln. Die Frage ist: Beginnt eine Neue?

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