Rekordeinkauf ersatzlos weg: West Hams riskanter Stürmerplan

von Georg Kreul
3 min.
David Moyes trainiert seit Dezember 2019 die Hammers @Maxppp

Mit Sébastian Haller ließ West Ham United auf dem abgelaufenen Wintertransfermarkt eine der wenigen Sturm-Optionen ersatzlos ziehen. Ein gefährliches Spiel für den aktuellen Tabellenfünften der Premier League.

West Ham United ist so etwas wie die heimliche Überraschungsmannschaft der Premier League. Während die Hammers im vergangenen Jahr noch dauerhaft im Abstiegskampf verwickelt waren und letztlich als Tabellen-16. die Klasse hielten, spielt das Team von David Moyes als aktueller Tabellenfünfter um die Europapokalplätze mit.

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Doch was die kürzlichen Transferaktivitäten der Londoner betrifft, scheint der Klub – zumindest von außen betrachtet – aktive Sabotage zu betreiben. Sébastian Haller, mit einer Ablöse von 50 Millionen Euro im Sommer 2019 Rekordeinkauf des Klubs, verließ West Ham für 22,5 Millionen Euro zu Ajax Amsterdam – ein Ersatz wurde nicht verpflichtet.

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Dabei waren die Hammers eifrig auf der Suche nach einem Nachfolger, doch bei Youssef En-Nesyri (23, FC Sevilla) oder Gaëtan Laborde (26, HSC Montpellier) erhielten die Engländer beispielsweise nur Körbe. Den vielfach angebotenen Diego Costa (32) lehnte Moyes letztlich ab. Somit steht dem 57-jährigen Schotten für den Rest der Saison lediglich Michail Antonio (30) als einzig gelernter Mittelstürmer im Kader zur Verfügung.

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Keine Transfers zur Beschwichtigung

„Wir haben gesucht. Wir wollten versuchen, richtig zu wählen“, erklärte Moyes am gestrigen Dienstag, „wir hatten Geld zum Ausgeben und die Besitzer hatten Geld zum Ausgeben, nachdem wir Seb Haller früher im Fenster verkauft hatten. Aber wir versuchen, die Dinge hier bei West Ham anders zu machen und wir werden nicht die gleichen Wege gehen, die schon vorher gegangen wurden.“

Vor allem hatte der ehemalige Coach von Manchester United und dem FC Everton nicht vor, nur einzukaufen, um das Umfeld ruhig zu stellen: „Ich werde keine Spieler verpflichten, die kommen, um Leute zu besänftigen. Also habe ich mich entschieden, mein Geld zu behalten und hoffentlich kann ich im Sommer mit einem weiteren Neuaufbau beginnen.“

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Riskant oder weise?

Ob freiwillig oder nicht, zumindest wird Moyes West Hams Klubgeschichte nicht um einen weiteren potenziellen Sturm-Flop erweitern. Denn in der jüngeren Vergangenheit gaben sich gleich mehr als ein halbes Dutzend Angreifer im Nordosten Londons die Klinke in die Hand.

Seit der Saison 2015/16, also in den vergangenen fünf Jahren, investierte der Klub rund 147 Millionen Euro für Mittelstürmer. Ob Nikica Jelavic, André Ayew, Simone Zaza, Marko Arnautovic, Chicharito, Jordan Hugill, Lucas Pérez oder Sébastien Haller, keiner der genannten Akteure konnte letztlich überzeugen und wurde nach und nach wieder abgegeben.

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Einzig und allein der im Sommer 2015 für 9,5 Millionen Euro von Nottingham Forest verpflichtete und trotz der prominenten Konkurrenz nicht kleinzukriegende Antonio trägt noch den Doppel-Hammer auf der Brust. Mit fünf Treffern in 13 Ligaspielen ist der Rechtsfuß lediglich drittbester Torschütze des Teams. Dass die Londoner in dieser Konstellation ihren sportlichen Erfolg bis zum Saisonende weiterführen können, erscheint äußerst riskant, für Moyes ist es jedoch ein akzeptables Risiko.

Lang- statt Kurzfristigkeit

„Ich denke, es geht darum, die Wahrnehmung von West Ham zu ändern“, sagte Moyes am Ende des vergangenen Jahres über seine Pläne beim öfter mal abstiegsbedrohten Klub, „ich versuche, von dem Gedanken wegzukommen, dass wir Leute am Ende ihrer Karriere holen, sie ein paar gute Jahre haben, das Leben in London genießen und dann gehen sie und wir haben nichts davon gehabt. Ich möchte diesen Kreislauf ändern.“

„Ich möchte ein West Ham auf lange Sicht bauen. Wenn man sich Sorgen um den Abstieg macht, kauft man immer nur Spieler, um diese Situation überstehen“, führte er weiter aus. Mit dem 18-jährigen Ademipo Odubeko berief Moyes zuletzt mehrfach ein vielversprechendes Sturmtalent aus dem Nachwuchs in den Spieltagskader und zeigte, dass er gewillt ist, dieses Versprechen einzulösen. Ob es in der Corona-Krise die finanziell weisere Entscheidung war, wird die Zeit zeigen. Der Kreislauf wurde zumindest bis auf Weiteres unterbrochen.

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