Kommentar: Fünf-Spiele-Sperre für Hoffmann – Sach ma, geht’s noch?

von Remo Schatz
2 min.
Hannover 96 Andre Hoffmann @Maxppp

Das Spiel Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 war seit dem letztjährigen Aufstieg der Löwen das Risikospiel Nummer eins. 1993 trafen die Erzfeinde das letzte Mal aufeinander. Druck und Frust waren für den 96-Innenverteidiger Andre Hoffmann offenbar zu groß und so ließ sich der 21-Jährige in der 62. Minute zu einer unnötigen Tätlichkeit hinreißen. Die vorläufig verhängte Sperre von fünf Spielen ist aber unverhältnismäßig.

Man muss sich das Szenario vor Augen führen, in dem das Hochsicherheits-Spiel Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 stattfand. Tage vor dem Derby hing am Hannoveraner Trainingsgelände ein in den Farben von 96 besprühtes totes Lamm mit dem Plakat daneben: „Am Sonntag geht euch Mistviechern die Luft aus“. Hannover-Chef Martin Kind fuhr inkognito zum Stadion aus Angst vor Übergriffen. Die Anreise zum Eintracht-Stadion mit dem Mannschaftsbus war für Hannover wohl ein wahrer Spießrutenlauf. 3.300 Polizisten waren in Hannover im Einsatz. Absoluter Ausnahmezustand.

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Das Spiel lief dann von der ersten Minute an gegen die ‚96er‘. Nach 21 Minuten stand es bereits 2:0. In der 62. Minute verlor dann der 21-jährige André Hoffmann die Nerven. Bei einem Laufduell mit Mirko Boland, das ohnehin längst abgepfiffen war, trat der Innenverteidiger der Gegner von hinten brutal in die Beine. Ein Vergehen, das nur eine Konsequenz zuließ. Schiedsrichter Peter Gagelmann entschied auf glatt Rot und schickte den gebürtigen Essener zum Duschen. Anders als viele andere Fußballer vorher in ähnlichen Situationen akzeptierte Hoffmann die Strafe, versuchte nicht zu diskutieren und lief direkt vom Feld. So unnötig und überflüssig das Nachtreten war, so besonnen und professionell war der Umgang mit der unausweichlichen Strafe.

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Nur ein Aspekt, vor dessen Hintergrund die nun verhängte Sperre des DFB von fünf Spielen nicht nachzuvollziehen ist. Jeder Zuschauer der Bundesliga hat wohl noch die Rote Karte des Stuttgarters Vedad Ibisevic vor Augen. Der Stürmer des VfB schlug im Spiel gegen den FC Augsburg Jan-Ingwer Callsen Bracker ins Gesicht. Nach der Aktion war sich der Bosnier keiner Schuld bewusst. Mehr noch. Nach dem Spiel gab er zum Protokoll, dass er provoziert wurde. Verständlich ist die Aktion deshalb immer noch nicht. Die Konsequenz: Fünf Spiele Sperre.

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Ein weiterer Gesichtspunkt, der im Vergleich mit der Ibisevic-Sperre auch für Hoffmann spricht, ist das Vorstrafenregister. Der U21-Nationalspieler Hoffmann stammt aus der Jugend des MSV Duisburg. Seit 2008, als der 1,90 Meter-Schlaks mit den ‚Zebras‘ in der Jugendbundesliga an den Start ging, findet sich keine Rote Karte in der Kartei des Innenverteidigers. In der laufenden Bundesliga-Saison wurde Hoffmann in 22 Partien lediglich zweimal mit Gelb verwarnt.

Protest möglich

Der für sein Alter sehr abgeklärt spielende Blondschopf gilt keineswegs als Heißsporn. Bei ihm das gleiche Strafmaß anzulegen wie bei Ibisevic, der allein in der Bundesliga bereits dreimal mit Rot vom Platz flog, ist nicht verständlich. Der Ball liegt nun bei Hannover 96. Binnen 24 Stunden können die Niedersachsen Protest gegen das Urteil des Sportgerichts einlegen und eine mündliche Verhandlung beantragen. Wenn es bei dem Urteil bleibt, ist für den 21-Jährigen die Saison und damit der Abstiegskampf vorbei. Es bleibt zu hoffen, dass der DFB in diesem Fall etwas Fingerspitzengefühl beweist und noch einmal über das angelegte Strafmaß nachdenkt.

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