Neustädter: Erst Sbornaja, dann Wechsel nach Russland?

Die Freude vor rund drei Jahren war groß bei Roman Neustädter. Joachim Löw berief den damals 24-Jährigen zum ersten Mal in den Kader der Nationalmannschaft. Drei Minuten vor Schluss kam der Defensiv-Allrounder im Freundschaftsspiel gegen die Niederlande (0:0) in die Partie. Nach halbjähriger Abstinenz feierte er Ende Mai 2013 sein zweites und bisher letztes Spiel im Dress der Nationalelf. Gegen Ecuador (4:2) bereitete er das zwischenzeitliche 4:0 von Lars Bender vor.

Seitdem fand Neustädter keine Beachtung mehr. Doch der 27-Jährige möchte gerne sein erstes großes Turnier spielen. Die kommende EM in Frankreich spielt dem gelernten Sechser dabei in die Karten. Sein Traum könnte in Erfüllung gehen. Denn bereits seit geraumer Zeit kursieren Gerüchte, dass er bald für die russische Nationalmannschaft auflaufen wird.

Erste Kontaktaufnahme im Urlaub

Obwohl der Defensivspieler bereits zweimal für die deutsche A-Nationalmannschaft auflief, wäre ein Wechsel noch möglich, da er bei keinem Pflichtspiel auf dem Rasen stand. Neustädter wurde in Dnipropetrowsk in der ehemaligen Sowjetunion (heute Ukraine) geboren. „Wenn das wirklich stimmt, dass sie auf mich zukommen wollen, würde mich das freuen. Es wäre eine super Chance für mich“, signalisierte er zuletzt reges Interesse an der russischen Staatsbürgerschaft.

Der Plan scheint sich nun zu konkretisieren. Ein erstes Treffen mit Verantwortlichen der ‚Sbornaja‘ hat bereits stattgefunden. Während seines Urlaubstrips in Moskau nach dem Ende der Hinrunde lud der russische Verband zu einem ersten Treffen. „Als ich in Moskau war, haben sie mich kontaktiert und gefragt, ob ich Zeit für ein Treffen hätte“, bestätigt Neustädter gegenüber dem ‚kicker‘, „sie wollen nun alles in die Wege leiten, damit ich den russischen Pass erhalte.“ Er sei zuversichtlich, dass er „schon im März zu Länderspielen eingeladen werde.“

Endgültiger Abschied aus Deutschland?

Bei Schalke 04 wird er in der Rückrunde wohl nicht mehr so oft zum Einsatz kommen. In der abgelaufenen Hinrunde war er Nutznießer davon, dass sich Kapitän Benedikt Höwedes eine Verletzung am Sprunggelenk zuzog und mehrere Wochen pausieren musste. Folglich durfte Neustädter in der Innenverteidigung neben Joel Matip ran und machte seine Sache auf der ungewohnten Position ordentlich. Seitdem Höwedes aus dem Schalker Lazarett wieder auf den Rasen zurückkehrte, ist für Neustädter allerdings kein Platz mehr in der Startformation.

Selbst wenn er künftig für die russische Nationalmannschaft auflaufen wird, besteht jedoch ohne Spielpraxis kaum eine Chance auf weitere Berufungen in die ‚Sbornaja‘. Ob er bei den ‚Königsblauen‘ künftig ebenjene bekommt, ist mehr als fraglich. Im defensiven Mittelfeld haben Leon Goretzka und Johannes Geis die Nase vorn. In der Innenverteidigung kommt Neustädter am Stammduo Matip/Höwedes nicht vorbei.

Gut möglich also, dass der 27-Jährige dem FC Schalke 04 und der Bundesliga den Rücken kehrt. Nach Informationen der russischen Tageszeitung ‚Izvestia‘ hat Zenit St. Petersburg die Fühler ausgefahren. Dem Bericht zufolge soll es bereits eine mündliche Vereinbarung zwischen den beiden Parteien geben. Voraussetzung für den Wechsel sei aber, dass Neustädter die russische Staatsbürgerschaft erhält. Angesichts seines im kommenden Sommer auslaufenden Vertrags und einem drohenden Platz auf der Ersatzbank wäre es eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Vertragsverlängerung auf Schalke vertagt

„Ich möchte mit dem Team Erfolge feiern und auch froh, wenn wir Spiele gewinnen“, hatte Neustädter zuletzt mit Blick auf eine Vertragsverlängerung bei S04 erklärt, „aber am Ende muss ich auch auf mich gucken und wenn ich dann nicht so viele Spiele habe, muss ich mir auch überlegen, ob ich vielleicht etwas neues suche oder, wenn der Verein mit mir verlängern will, doch verlängere.“ Schalke wiederum deutete an, mit ihm verlängern zu wollen. Nun liegt es an dem designierten russischen Nationalspieler, wie er sich entscheidet.