England - Deutschland: Gegensatz der Systeme

von Lukas Heimbach
3 min.
Deutschland @Maxppp

Die deutsche Nationalmannschaft jagt von Klassiker zu Klassiker. Nach dem Italien-Spiel heißt es am heutigen Dienstagabend (21 Uhr): Deutschland gegen England – mehr Klassiker geht wohl nicht. Dabei hat England noch eine Rechnung offen.

Gewinnen macht immer Spaß – aber besonders gegen Deutschland. Wir repräsentieren unser Land und wollen unbedingt gewinnen“, macht Manchester United-Star Wayne Rooney im Vorfeld klar, dass der Begriff Freundschaftsspiel am heutigen Dienstagabend im Wembley-Stadion etwas fehl am Platz sein dürfte. Zu prestigeträchtig und zu viele historische Spiele liegen hinter den beiden Nationalmannschaften. Im Mutterland des Fußballs geht es daher einmal mehr vor allem um Kampf – und den Gegensatz der Systeme.

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Wayne Rooney ist ein toller Spieler, aber wir haben auch eine gute Qualität im Kader, auf jeder Position, sind sogar doppelt besetzt. Also weiß ich nicht, ob er bei uns spielen würde“, heizt auch der deutsche Flügelflitzer André Schürrle die Kohlen vor dem Duell an. Wenngleich der 23-Jährige in seiner neuen Heimatstadt voraussichtlich gegen Marco Reus das Nachsehen hat und nicht von Beginn an ran darf. Der ‚Daily Mirror‘ warf Bundestrainer Löw vor, er würde England bewusst brüskieren, indem er Stars wie Mesut Özil, Manuel Neuer und Kapitän Philipp Lahm schont.

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England hinkt hinterher

Englischer Fußball heißt beinahe seit Anbeginn der Zeit vor allem Zweikampfhärte und Leidenschaft. Dabei verpasste es der englische Fußball allerdings, sich weiterzuentwickeln. Zu lange hielt und hält der stolze Engländer als ‚Erfinder des Fußballs‘ rein an den alten Tugenden und starren Spielsystemen fest. Diese Misere des englischen Fußballs hat viel mit der Einstellung der Briten zu tun: England ist nun einmal zum Großteil konservativ. Genau wie der Fußball.

Hinter den alteingesessenen Stars wie Steven Gerrard, Wayne Rooney oder Frank Lampard wächst in England keine neue Generation herausragender Fußballer heran. Auch aufstrebende Spieler wie die neue Hoffnung Andros Townsend (Tottenham Hotspur), Luke Shaw (FC Southampton) oder Tom Clerverly (Manchester United) haben bei weitem nicht das Format der deutschen Youngster Mario Götze, Julian Draxler oder Ilkay Gündoğan.

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„Das sind doch alles die gleichen Spieler“

Wer einem englischen Fan – vermutlich sogar einem Spieler oder Trainer – mit Gegenpressing, falscher Neun oder abkippender Sechs kommt, der erntet meist aller höchstens ein abfälliges Lachen. „Das sind doch alles die gleichen Spieler. Das System ist doch unwichtig. Es lohnt sich überhaupt nicht, darüber zu schreiben“, schrieb 2004 ein englischer Journalist nach einem 3:0-Sieg der ‚Three Lions‘ über die Schweiz. An dieser Auffassung hat sich in großen Teilen des fußballverrückten, aber system-aversiven Königreichs bis heute nichts geändert.

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Bei der EM 2012 übten die Engländer überhaupt kein Pressing aus. Ein taktisches Mittel im modernen Fußball, dass in Deutschland heutzutage nahezu jedes Kreisligateam ausübt – oder zumindest versucht. Unter dem neuen Trainer Roy Hodgson hat sich dies in Ansätzen geändert. So agiert das Team um Denker und Lenker Rooney immerhin in einem moderaten Mittelfeld-Pressing. Da es dem Weltmeister von 1966 derzeit deutlich an Spielstärke mangelt, werden sie heute Abend voraussichtlich sehr reaktiv agieren und der DFB-Elf das Spiel überlassen.

Trotz des Fehlens zahlreicher Stammkräfte dürfte Deutschland heute Abend das spielbestimmende Team sein. Das englische Mittelfeld um Steven Gerrard ist individuell zwar durchaus stark, jedoch fehlt es am synergetischen Agieren im mannschaftlichen Konstrukt. So schalten sich alle Spieler gerne in die Offensive ein. Dadurch entstehen häufig Lücken in der englischen Zentrale, da die Verteidigung klassisch lieber tief steht. Diese Räume gilt es für die deutsche Offensive sowie das defensive Zentrum um Toni Kroos und voraussichtlich Sven Bender zu besetzen. Gegen hüftsteife Verteidiger könnten zudem vor allem Dribblings über die Flügelspieler Marco Reus und Sidney Sam zum Erfolg führen.

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Fazit: Ein Spiel in aller Freundschaft ist beim Debüt von BVB-Keeper Roman Weidenfeller sicherlich nicht zu erwarten. Insbesondere nach der zurückliegenden 1:4-Niederlage der Engländer im WM-Achtelfinale 2010. Obwohl Deutschland fast mit einer B-Elf im Wembley auftreten wird, ist das Team von Jogi Löw Favorit gegen England, das vergangenen Freitag 0:2 gegen Chile verlor.

FT-Tipp: England - Deutschland 1:2

So werden sie voraussichtlich spielen:

England

Deutschland

Deutschland

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