Real-Krise: Die Fehler auf dem Transfermarkt

von Jakob Strauß
3 min.
Zinedine Zidane (r.) ließ Sergio Reguilon (l.) und Achraf Hakimi ziehen @Maxppp

Bei Real Madrid läuft momentan nicht viel zusammen. In der Liga belegen die Königlichen lediglich Platz vier, in der Champions League hat man nur eines der drei Gruppenspiele gewonnen. FT wirft einen Blick auf die Problemzonen des spanischen Rekordmeisters sowie die königlichen Verfehlungen auf dem Transfermarkt.

Es kriselt bei Real Madrid. Neben vielen durchwachsenen Auftritten kamen zuletzt auch schlechte Ergebnisse in der Champions League und der Liga hinzu. Die Königlichen wirken häufig ideenlos im Spielaufbau und zeigen sich anfällig in der Defensive – wie zuletzt bei der peinlichen 1:4-Niederlage gegen den FC Valencia.

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Die Versäumnisse auf dem Transfermarkt beginnen sich nun zu rächen. Zugegeben – in Anbetracht der Coronakrise war selbst der sonst so investitionsfreudige Hauptstadt-Klub nicht in der Lage, große Summen aufzuwenden. Doch sicherlich hätte man den Kader zumindest punktuell verstärken können.

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Gescheiterte Transferpolitik?

Insgesamt 15 Spieler verließen die Königlichen im vergangenen Transferfenster. Lediglich die Leih-Rückkehrer Martin Ödegaard (21) sowie Álvaro Odriozola (24) stießen neu zum Team. Der Transferüberschuss von rund 98 Millionen Euro sowie die hohen Gehaltseinsparungen hatten den Königlichen neuen Handlungsspielraum verschafft, der allerdings nicht genutzt wurde. Insbesondere die Abgänge von Achraf Hakimi (21, Inter Mailand) und Sergio Reguilón (23, Tottenham Hotspur), die bei ihren neuen Vereinen bisher überzeugten, sind im Nachhinein kritisch zu bewerten.

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Den Blancos geht die Dynamik ab, die sowohl Reguilón als auch vor allem Hakimi hätten einbringen können. Gerade auf der Rechtsverteidiger-Position hat Real nach den Verletzungen von Dani Carvajal (28) und Odriozola zurzeit große Probleme – Hakimi hätte trotz des gesicherten Stammplatzes von Carvajal eine ganz neue Facette in das eingefahrene Spiel gebracht.

Auf der linken Abwehrseite merkt man Marcelo (32) das fortgeschrittene Alter inzwischen an. Der Brasilianer ist schlichtweg zu langsam, kommt schwerlich in die Zweikämpfe und ist auch offensiv nicht mehr die außergewöhnliche Waffe, die er einst war. Dem gegenüber gestellt bringt Reguilón ebenjene Qualitäten im Offensiv-Spiel mit, die sowohl Marcelo als auch dem mittlerweile gesetzten Ferland Mendy (25) abgehen.

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Kader-Baustellen

Auch im Mittelfeld hätte es neue Impulse gebraucht: Platzhirsch Casemiro (28) ist auf der Sechs konkurrenzlos, Luka Modric überschreitet mit 35 Jahren langsam seinen Zenit und Isco (28) hat deutliche körperliche Defizite, die schon länger zutage treten. Ein physisch dominanter Sechser oder Achter, der ähnlich wie Federico Valverde (22) Box-to-Box-Qualitäten mitbringt, hätte Real gut zu Gesicht gestanden.

Im Angriff fehlt zudem eine echte Alternative zu Karim Benzema, der Franzose befindet sich nicht in der Form der Vorsaison. Luka Jovic (22) wirkt noch immer wie ein Fremdkörper, erhält allerdings auch kaum Einsatzzeit von Zinedine Zidane, der zuletzt wieder Mariano Díaz (27) als Einwechselspieler den Vorzug gab. Ein Jovic-Abgang im Winter ist wahrscheinlich.

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Fehlende spielerische Weiterentwicklung

Auch Zidane, der mit Real dreimal die Champions League und zweimal die Meisterschaft gewann, sieht sich vermehrt öffentlicher Kritik ausgesetzt – und das zurecht. Zizou hat es nach dem Abgang von Ronaldo nicht geschafft, das auf etliche Flanken zugeschnittene Spiel der Madrilenen anzupassen. Gerade im Angriff fehlen Real Lösungen, direktes Vertikalspiel und flüssige Kombinationen sind im letzten Drittel Mangelware.

Daneben fehlt den Galacticos auch schlichtweg individuelle Klasse, um die fehlende Kreativität auszugleichen. Marco Asensio (24) konnte sein Potenzial nach der schweren Knieverletzung bisher kaum abrufen, die brasilianischen Youngsters Vinícius Júnior (20) und Rodrygo (19) sind in ihrer Entwicklung noch nicht so weit, wie man sich es in Madrid vor der Saison erhofft hatte. Dazu verpasste Superstar Eden Hazard (29) seit seinem Wechsel vom FC Chelsea im Juli vergangenen Jahres verletzungsbedingt über 50 Prozent aller Pflichtspiele. Auch hier hätte ein schneller und trickreicher Flügelspieler Abhilfe schaffen können.

Wie geht es weiter?

Im nächsten Sommer soll die große Transfer-Offensive folgen. Auf der Wunschliste stehen einige Top-Spieler: Kylian Mbappé (21) soll Ziel Nummer eins sein, daneben sind Eduardo Camavinga (18) oder Paul Pogba (27) Optionen fürs Mittelfeld – Erling Haaland (20) wird als Alternative zu Mbappé gehandelt. Fraglich ist nur, ob sich die wirtschaftliche Lage bis zum kommenden Sommer entspannt und Real tatsächlich große Summen für neue Star-Spieler aufbringen kann.

Bis dahin werden die Merengues wohl mit dem bestehenden Kader auskommen müssen. Ob angesichts der aktuellen Leistungen dann ein Titel dabei herausspringt, ist allerdings mehr als fraglich. Klar ist auch: Sollte man die Konkurrenz im Meisterschaftsrennen enteilen lassen oder frühzeitig in der Königsklasse ausscheiden, dürfte auch die Trainerfrage bald mit Nachdruck gestellt werden.

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