Hierzulande geriet Borussia Dortmunds neuer Wunschverteidiger Merih Demiral mit einem verunglückten EM-Auftritt in den Fokus. Doch der Juve-Verteidiger hat Qualität – wenn ihn sein Körper nicht im Stich lässt. FT mit einer Vorstellung.
Die EM hätte für Merih Demiral kaum schlechter beginnen können. Beim Eröffnungsspiel (0:3) gegen den späteren Titelträger Italien bugsierte der türkische Abwehrchef den Ball in der 53. Minute mit der Brust ins eigene Tor. Der Auftakt eines für die Türkei völlig misslungenen Kontinentalturniers.
Es war das erste von drei Toren für die Squadra Azzurra, das erste von acht Gegentoren für die Türkei in der Gruppenphase. Mehr als diese drei Spiele bestritten Demiral und Co. folgerichtig nicht. Der Abwehrmann selbst fügte sich nahtlos in das Gesamtbild des türkischen Auftritts ein.
Stolzer Preis
Borussia Dortmund lässt sich von diesen Eindrücken aber ganz offensichtlich nicht blenden. Wie inzwischen bekannt ist, arbeitet der BVB daran, Demiral ins Revier zu locken. Eine Leihe soll es werden, schließlich ist der 23-jährige aus Kocaeli mit 35 Millionen Euro für den Moment viel zu teuer.
Diese Summe allein zeigt schon, dass Demiral besser ist, als seine EM-Darbietungen vermuten lassen. Ein beinharter Verteidiger mit 1,90-Gardemaß, der bei Juventus Turin trotz spielerischer Schwächen schon mehrfach drauf und dran war, Stammkraft in der Abwehrzentrale zu werden – wären da nicht die hartnäckigen Verletzungsprobleme gewesen.
Kreuzbandriss & Muskelprobleme
Zum Jahreswechsel 2019/20 hatte sich Demiral scheinbar durchgesetzt, ehe sein Kreuzband riss. Nach mehreren Einsätzen über die volle Distanz in der vergangenen Saison zog sich Demiral im November einen Muskelfaserriss zu, der ihn erst wieder 2021 ins Geschehen eingreifen ließ. Kaum hatte er sich seinen Platz zurück erkämpft, zwang ihn der Oberschenkel erneut zum Pausieren. Bis zum Saisonende kam der Abwehrmann nicht richtig mehr auf die Beine.
Es ist diese Verletzungsanfälligkeit, die den Dortmundern am meisten zu denken geben sollte. 24 Saisonspiele für die Alte Dame sprangen am Ende für Demiral heraus – wenn er spielte, verrichtete er seine Aufgabe in den meisten Fällen gut.
Ausgebildet wurde Demiral von 2011 an in der Jugend von Fenerbahce, ehe es mit gerade einmal 17 Jahren nach Portugal zu Alcanense und wenige Monate später zu Sporting Lissabon ging. Der Durchbruch gelang ihm schließlich in der Hinrunde der Saison 2018/19 bei Leihklub Alanyaspor in der türkischen Heimat.
Serie A-Schule
Ein neues Level erklomm Demiral, als er in der folgenden Rückrunde bei US Sassuolo, der nächsten Leihstation, taktischen Feinschliff erhielt. Die Neroverdi verpflichteten ihn daraufhin im Sommer 2019 für acht Millionen Euro fest, um den Innenverteidiger nur wenige Tage später mit einem Transfergewinn von zehn Millionen Euro an Juventus Turin weiterzureichen.
Trotz aller geschilderten Verletzungssorgen gelang Demiral bei Juve ein weiterer Leistungssprung. Nun sprechen sie in Italien von einem Abwehrspieler mit Potenzial für internationales Niveau – das offenbar auch in Dortmund gesehen wird.
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