Spanien - Deutschland: Die DFB-Spieler in der Einzelkritik

von Lukas Heimbach
5 min.
Deutschland @Maxppp

In der spanischen Region Galizien an der Atlantikküste erwartete die Deutsche Nationalmannschaft am heutigen Dienstagabend in Vigo eine echte Regenschlacht. In Durchgang eins ließ sich die DFB-Elf zunächst vom spanischen Pressing auf nassem Geläuf den Schneid abkaufen. Spätestens in der zweiten Halbzeit nahm die Löw-Elf das Heft aber in die Hand, was wohl auch an der Herausnahme von Sergio Ramos und Sergio Busquets gelegen haben mochte. Zwingende Torchancen waren Mangelware, doch als sich alles schon auf ein friedliches 0:0 geeinigt zu haben schien, fasste sich Weltstar Toni Kroos ein Herz und nagelte den Ball zum Sieg in die Maschen. Ein schöner Abschluss für dieses großartige Fußballjahr.

Ron-Robert Zieler: Fußballerisch ist der Hannoveraner sicherlich kein Neuer-Ersatz, auf der Linie hingegen durchaus. In Durchgang eins kaum gefordert. Nach Wiederanpfiff zunächst bei einem Nolito-Freistoß zur Stelle. Anschließend ahnte der Schlussmann offenbar, dass Pedro es per Schlenzer versuchen würde, blieb lange stehen und fischte die Kugel aus dem Nachthimmel von Vigo. Im vierten Länderspiel endlich der erste Sieg des 25-Jährigen. Note 2

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Sebastian Rudy: Hatte zunächst mächtig mit dem Offensivdrang von Bayern-Neuzugang Juan Bernat zu kämpfen. Rückte in der 33. Minute nach einem Bellarabi-Konter mit nach vorne und hatte die Chance zum 1:0 auf dem Fuß, traf den rutschigen Ball jedoch nicht voll. Konnte kurz nach der Halbzeit auch seine fußballerischen Fertigkeiten aufblitzen lassen, als er in Bedrängnis Nolito an der eigenen Eckfahne ausstiegen ließ. Gewann zunehmend an Selbstvertrauen auf seinem rechten Flügel und schob bei Ballbesitz weiter vor. Dennoch wurde hin und wieder augenscheinlich, dass er sich noch nicht vollends mit der neuen Rolle als Rechtsverteidiger identifiziert hat. Note 2,5

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Shkodran Mustafi: Als zentraler Akteur in der neuformierten Dreierreihe musste sich der Deutsch-Albaner zunächst noch mit seinen Kollegen organisieren. Es dauerte eine Weile, bis die Rollen klar verteilt waren. Im Laufe der Zeit kümmerte sich der 22-jährige um Sturmspitze Morata, der Höwedes zuvor einige Probleme bereitet hatte. Zudem war er im Aufbauspiel der Hauptprotagonist des Dreierriegels. Der Neuzugang des FC Valencia löste seine Aufgabe mit Bravour und nahm den spanischen Stürmerstar – abgesehen von einer Aktion in der 56. Minute – zunehmend aus dem Spiel. Note 2

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Antonio Rüdiger: Neigte insbesondere unter Bedrängnis zu Fehlern im Spielaufbau. Aufgrund seines etwas hölzernen Bewegungsablaufs sah er gegen die dynamischen, schnellen Spanier häufig etwas hüftsteif aus. So etwa in der 58. Minute, als er Nolito an der Straufraumkante ungestüm umrammte und der anschließende Freistoß Gefahr brachte. Gravierende Fehler unterliefen dem Stuttgarter aber nicht und letztlich war er einer der Garanten dafür, dass gegen Angstgegner Spanien die Null und der Sieg stand. Note 3,5

Benedikt Höwedes: Versuchte zu Beginn, die Dreierkette zu organisieren. Dem Schalker fehlte jedoch noch deutlich die Absprache mit seinen Nebenleuten Mustafi und Rüdiger. Sah Álvaro Morata von Juventus Turin gerade in Durchgang eins meist von hinten, wenn der spanische Torjäger sich auf halbrechts fallen ließ und im Rücken des 26-Jährigen entwischte. Klärte in der 56. Minute in höchster Not via Grätsche gegen Morata, der Mustafi hatte aussteigen lassen und einschieben wollte. Wurde in Durchgang zwei hervorragend von Mustafi entlastet, der sich fortan um den zuvor starken Morata kümmerte. Leidenschaftlich warf sich der Kapitän von S04 gegen jeden Angriff der ‚Furia Roja‘. Ein Vorbild an Einsatz. Note 2,5

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Erik Durm: Konnte in Halbzeit eins offensiv so gut wie keine Akzente setzen. War zuhauf in der Defensive gebunden. Durfte im zweiten Durchgang vermehrt mit nach vorne. Wagte meist keine Vertikalpässe und vermied Risiko. Leitete den Siegtreffer ein, als er nach innen zog und den auf Linksaußen wartenden Kruse bediente. Stellte sich voll in den Dienst der Mannschaft und erfüllte seine Part solide. Note 3

Sami Khedira: Dem Schwaben merkte man die fehlende Spielpraxis an. Hatte sichtlich Probleme, wenn die Spanier hoch im Spielaufbau auf ihn pressten. Kam ein ums andere Mal in Bedrängnis. Die Folge: Sehr holpriger Spielaufbau der Löw-Elf und immer wieder gefährliche Ballverluste in der eigenen Hälfte. Der Kapitän lief die Räume effizient zu und stopfte Löcher, wo die neuformierte Löw-Elf diese entstehen ließ. Fand zunehmender Dauer immer besser ins Spiel und schaltete sich nach der Halbzeit auch ins Offensivspiel ein. Note 3

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Toni Kroos: Spielte seinen gewohnt sicheren, unspektakulären Part. Konnte das Spiel aufgrund der spanischen Dominanz in der ersten Halbzeit jedoch nicht so lenken, wie man es von Bayern, Real Madrid und der Weltmeisterschaft vom Greifswalder Metronom kennt. Steigerte sich in Hälfte zwei. Fleißiger Ballverteiler, der in jeder Situation eine Lösung parat zu haben scheint. Zwar ließ er den finalen Pass vermissen, tütete dafür aber in der 89. Minute den Sieg ein, als er es einfach noch einmal aus der Distanz versuchte und via Aufsetzer auf dem regennassen Boden den bedröppelten Kiko Casilla düpierte. Note 1,5

Thomas Müller: Lediglich sieben Ballkontakte hatte der Doppeltorschütze aus dem Gibraltar-Spiel, da musste er verletzt vom Feld. Einen starken Pass hatte der Raumdeuter zuvor auf Bayern-Kollege Mario Götze gespielt, ehe ihn Sergio Ramos unfair und überflüssig an der Mittellinie niederstreckte und er ausgewechselt werden musste. Ohne Bewertung

Kevin Volland: Der Hoffenheimer wetzte gewohnt fleißig über den Platz. Versuchte immer anspielbereit zu sein und arbeitete fleißig gegen den Ball. In Ballbesitz fehlte dem Youngster zuweilen noch das Selbstverständnis und der Spielwitz, die ihn in der Bundesliga auszeichnen. Suchte womöglich zu häufig noch einmal den besser postierten Nebenmann. Fasste sich in der 79. endlich einmal ein Herz und prüfte auf klatschnassem Regengeläuf den gerade erst eingewechselten Kiko Casilla aus rund 25 Metern. Note 3

Mario Götze: Hatte die beste Chance der ersten Halbzeit. Ließ sich als Sturmspitze immer wieder fallen und versuchte als Wandspieler via Doppelpass Offensivaktionen zu initiieren. Schnell und direkt durch die Mitte war offenbar das Rezept, mit dem Spanien die Gazpacho versalzen werden sollte. Götze sollte dabei offenbar als Schlüsselspieler fungieren. Schaffte Deutschland es, Spanien in Bedrängnis zu bringen, war der WM-Held beteiligt. Baute in Halbzeit zwei sukzessive ab. Dennoch gerade läuferisch eine starke Leistung des 22-Jährigen. Note 2

ab 23. Karim Bellarabi für Müller: Ließ phasenweise im Spiel gegen den Ball die taktische Disziplin vermissen. Wusste seine Stärken im Umschaltspiel auszuspielen und suchte entsprechend bei Ballgewinn blitzschnell den Weg nach vorne. Manchmal allerdings zu naiv in seinen Tempodribblings. Note 3,5

ab 84. Max Kruse für Götze: Bereitete den Siegtreffer durch Toni Kroos vor. Ohne Bewertung

ab 90. Lars Bender für Khedira: Ohne Bewertung

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