Kommentar: Monaco vor dem Aus – ein warnendes Beispiel für die 50+1-Regel
Vorbei sind die Zeiten, in denen die AS Monaco wie im vergangenen Jahr 177 Millionen Euro in den Kader stecken konnte. Im Fürstentum ist aktuell Schmalhans Küchenmeister. Der finanziellen Schieflage des russischen Klubeigners Dmitri Rybolowlew zur Folge musste sich der Emporkömmling von Superstars wie James Rodríguez und Radamel Falcao trennen – alles in allem ein warnendes Beispiel also für alle, die sich für die Aufweichung der 50+1-Regel in der Bundesliga aussprechen.

Eine Szenerie wie in Monaco im Winter 2011 wäre in Deutschland nicht denkbar. Der russische Unternehmer und Milliardär Dmitri Rybolowlew kaufte zwei Drittel der AS Monaco, als diese den letzten Platz der zweiten französischen Liga belegte und drohte, in der Versenkung zu verschwinden. Der Klub schaffte den Klassenerhalt und Rybolowlew holte den Startrainer Claudio Ranieri ins Boot. Dem Italiener wurden rund 25 Millionen Euro für Neuverpflichtungen zur Verfügung gestellt – für einen französischen Zweitligisten eine irrsinnige Summe.
Der Plan ging auf. Monaco schaffte den Sprung zurück in das Fußball-Oberhaus. Zur Belohnung ließ es Rybolowlew auf dem Transfermarkt so richtig krachen. Für über 177 Millionen wurden Superstars wie Radamel Falcao und James Rodríguez gekauft. Die Highsociety im mondänen Fürstentum jubilierte und freute sich über den neuen Topklub an der Côte d'Azur. Das Ziel war klar: Mindestens die Nummer zwei hinter Branchenprimus Paris St. Germain zu werden. Der Plan ging abermals auf und Monaco errang beinahe spielerisch den zweiten Platz und somit die Champions League-Qualifikation. So weit so gut.
70 Millionen Transferüberschuss
So schnell wie Monaco aufstieg, so schnell droht nun der ganz tiefe Fall. Als James Rodríguez nach einer überragenden WM für 80 Millionen Euro an Real Madrid abgegeben wurde, dachte sich im Stade Louis II noch niemand etwas dabei. Real hat mal wieder einen Superstar verpflichten wollen. Doch Falcao verabschiedete sich ebenfalls nach nur einer Saison aus dem Fürstentum in Richtung Manchester United. Ebenso wie der zweite etatmäßige Mittelstürmer Emmanuel Rivière, der mittlerweile für Newcastle United auf Torejagd geht.
Anstatt Falcao oder einer vergleichbaren Neuverpflichtung ist der 33-jährige Dimitar Berbatov momentan für das Toreschießen in Monaco zuständig. Mit mäßigem Erfolg. Der Vizemeister aus der Vorsaison belegt aktuell mit vier Punkten aus vier Partien den 15. Tabellenplatz. Mit verdutzten Augen fragte man sich im Stadtstaat: Warum sorgt AS nicht für adäquaten Ersatz? Warum werden die 70 Millionen Transferüberschuss nicht in neue Spieler investiert?
Drei Gründe für den Abstieg von Monaco
Die Antwort kam nur häppchenweise an die Öffentlichkeit. Obwohl Rybolowlew laut Forbes Magazine zu den 100 reichsten Menschen der Erde gehört, plagen den Russen finanzielle Sorgen. Vor allem die Scheidung von seiner Ehefrau Elena Rybolovleva drückt auf das prallgefüllte Konto. Laut der französischen ‚L’Équipe‘ muss der 47-Jährige 3,5 Milliarden Euro an seine ehemalige Gattin abdrücken.
Des weiteren drücken Steuerrückzahlungen von 50 Millionen Euro auf das Budget des Klubs. In der Ligue 1 regte sich Protest, da AS-Profis in der Steueroase Monaco wesentlich weniger Abgaben zahlen mussten. Der Klub kann seine Spieler daher mit wesentlich höheren Nettogehältern locken, muss aber im Vergleich zum restlichen Frankreich deutlich weniger Brutto zahlen. Ein Wettbewerbsvorteil, meinte die Konkurrenz. Der Verband sah dies ähnlich und verdonnerte Monaco zur Rückzahlung.
Hinzu kommt, dass Rybolowlew scheinbar generell das Interesse an der ASM verloren hat. Fürst Albert II. verweigerte dem Milliardär die Staatsbürgerschaft, die dem Russen nach seinem Dafürhalten durch den Kauf des Fußballklubs zustand. Einen Klub mit Millionen zu unterstützen, in dessen Land er nicht Staatsbürger sein darf, schmeckt dem Mäzen offenbar ganz und gar nicht.
Deutschland aufgepasst – wehret den Anfängen
Alles in allem muss beim Beispiel AS Monaco ein jeder, der die 50+1-Regel in Deutschland abschaffen oder aufweichen will, aufhorchen. Es zeigt sich überaus deutlich, wie sehr ein Klub buchstäblich auf Gedeih und Verderb seinem Mäzen ausgeliefert ist. Solange das Geld sprudelt, geht es fast unaufhaltsam nach oben. Wenn die Mittel oder das Interesse versiegen, geht es eben so schnell wieder nach unten. Fußballvereine sind aber keine millionenschweren Spielzeuge der oberen 100, die man einfach zur Seite legen kann, wenn man kein Interesse mehr daran hat.
Klubs wie Schalke 04, Borussia Dortmund oder der 1. FC Köln sind für viele ihrer Anhänger der Lebensmittelpunkt und nehmen in deren Leben fast eine Ersatzreligion ein. In diesen Vereinen stecken Träume, Erwartungen sowie Hoffnungen ihrer Fans, mit denen man nicht achtlos Schindluder betreiben sollte.
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