Neue BVB-Strategie: Geld und Ruhm vor Identifikation?

von Lukas Hörster
3 min.
Neven Subotic hat keine Zukunft mehr beim BVB @Maxppp

Zuletzt wurden Vorwürfe laut, Borussia Dortmund würde durch seine Internationalisierungsstrategie die Nähe zu Fans und Umfeld verlieren. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke widerspricht dem vehement und erklärt, weshalb die Schwarz-Gelben wachsen müssen. Auf Einzelschicksale wie die von Jakub Blaszczykowski und Neven Subotic kann dabei nur bedingt Rücksicht genommen werden.

Hans-Joachim Watzke hat mit Borussia Dortmund große Ziele. Durch zwei deutsche Meisterschaften in den Jahren 2011 und 2012 sowie dem Erreichen des Champions League-Finals 2013 konnte man sich bereits vor einigen Jahren in Europa wieder einen Namen machen. Nun soll die Marke BVB auch um den gesamten Globus getragen werden. Einigen Fans stößt das sauer auf.

Unter der Anzeige geht's weiter

Der Geschäftsführer erklärt im Interview mit den ‚Ruhr Nachrichten‘ die Notwendigkeit dieser Maßnahme: „Es gibt für uns zu der Internationalisierung, die wir mit Bedacht und großem Respekt vor unseren Wurzeln betreiben, keine Alternative“, erklärt er und mahnt: „Die Alternative lautet, uns langfristig auf den Status von Rot-Weiss Essen zu begeben. Das ist ein Verein mit Historie in einer Stadt, die so groß ist wie Dortmund. Aber es ist dort irgendwann nicht weitergegangen. Das will doch niemand. Nicht einmal die, die uns kritisieren.“

Lese-Tipp BVB: Sammer noch länger im Boot?

Knackpunkt Pokalfinale

Dass die Stimmung rund um den Verein unter den Großmachtsplänen leide, bestreitet Watzke. „Unsere Transferpolitik und unsere Ausrichtung werden vom Gros der Menschen äußerst positiv aufgenommen. Es gibt aber eben auch eine Gruppe von Fans, die momentan ihren Unmut äußert. Das hat aus meiner Sicht ursächlich auch mit unserer Aufarbeitung der Vorkommnisse der vergangenen Saison zu tun. Speziell beim Pokalfinale haben wir keine gute Visitenkarte hinterlassen,“ spielt er auf Ausschreitungen der Fans nach dem Endspiel in Berlin an.

Unter der Anzeige geht's weiter

So sah sich der BVB „gezwungen, dies kritisch aufzuarbeiten und Konsequenzen zu ziehen. Auch das hat zweifellos dazu geführt, dass in der Szene grundsätzlich eine etwas kritischere Stimmung herrscht.“ Ein weiterer Grund, der für Unmut bei den alteingesessenen Fans sorgt, ist der Umgang mit Jakub Blaszczykowski und Neven Subotic. Das verdiente Duo stand im Sommer jeweils vor einem Wechsel, doch nur Kuba verließ den Klub anschließend tatsächlich.

Subotic war so gut wie weg

Darüber, dass Subotic trotz seines schlussendlichen Verbleibs bei der offiziellen Teampräsentation fehlte, sagt Watzke: „Wir hatten uns dazu entschieden, ihn nicht in den Fokus zu stellen, weil er zu diesem Zeitpunkt zu Middlesbrough wollte. Wir sind damals fest davon ausgegangen, den Wechsel innerhalb weniger Tage perfekt machen zu können. Es war daher eine Abwägungssache. Hätten wir ihn im Stadion präsentiert und zwei Tage später transferiert, dann hätten uns einige vermutlich vorgeworfen, es wäre eine geheuchelte Veranstaltung gewesen.“

Unter der Anzeige geht's weiter

Kubas Verdienste sind Watzke bewusst: „Jeder von uns weiß, was er für diesen Verein geleistet hat. Wir schätzen Kuba sehr. Aber wir stehen in einem sportlichen Konkurrenzkampf, dem sich auch der Spieler stellen muss. Wir haben viele Gespräche geführt. Und es ist doch auch überhaupt keine Frage: Hätte Kuba sich hier durchsetzen wollen, wäre er jetzt hier, denn er hatte einen Vertrag. Aber in Kenntnis der Konkurrenz auf seiner Position hat er gesagt, dass er wechseln möchte“.

Hilfe bei Kuba-Wechsel

Bei seinem Wechsel sei man dem Polen sogar entgegen gekommen: „Was kaum jemand weiß: Wir sind ihm stark entgegengekommen, haben Angebote aus England abgelehnt, durch die wir zwei, drei Millionen Euro mehr für ihn bekommen hätten als durch den Wechsel nach Wolfsburg – eben weil er lieber dorthin wollte. Die Ablöse war dadurch nicht optimal für uns, aber um der Verdienste und seiner Persönlichkeit willen haben wir das akzeptiert.“

Unter der Anzeige geht's weiter

Die geringe Anzahl öffentlicher Trainings – auch im Gegensatz zu Lokalrivale Schalke 04 – spielt der 57-Jährige herunter: „Wir grenzen uns in der Regel von Schalke ja auch ab – allerdings in der Tabelle. Jeder dürfte mir zustimmen, wenn ich sage, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Klubs darin besteht, dass in Dortmund während der vergangenen Jahre jene Ruhe herrschte, die man benötigt. Und das hat vielleicht auch ein ganz kleines Stück weit mit den öffentlichen Trainings zu tun.“

Ein weiteres Thema, das den BVB zuletzt in Aufruhr versetzte, war der vermeintliche Zwist zwischen Chefscout Sven Mislintat und Trainer Thomas Tuchel. Dass die beiden tatsächlich nicht gerade ein freundschaftliches Verhältnis haben, will Watzke gar nicht bestreiten: „Es gibt kaum Berührungspunkte zwischen Mislintat und Tuchel. Auch keinen Konflikt, der die Arbeit belasten würde - nur die Tatsache, dass sich Menschen im Leben mal besser und mal schlechter verstehen. Scouting-Fragen werden zwischen Michael Zorc und Thomas Tuchel regelmäßig diskutiert. Schon unsere Sommer-Einkäufe zeigen doch, dass da nichts im Argen liegt.“

Unter der Anzeige geht's weiter

Nachrichten

Unter der Anzeige geht's weiter