Leverkusen ohne Europa: Der Ausverkauf steht bevor

von Tristan Bernert
3 min.
Bayer Leverkusen droht, alle sportlichen Ziele zu verpassen @Maxppp

Bayer Leverkusen steckt in der tiefsten Krise der vergangenen Jahre. Roger Schmidt droht, seine Anstellung und die Mannschaft alle sportlichen Ziele zu verlieren. Die Werkself muss schnell zurück in die Spur finden, denn ohne internationalen Wettbewerb würde sie im Sommer wohl auseinanderbrechen.

Die wohl größte Stärke von Bayer Leverkusen in den vergangenen Jahren war Ruhe – nicht Geld, nicht ein unschlagbares Spielsystem, nicht die Qualität des Kaders. In der beschaulichen Rheinstadt war der mediale Andrang nie besonders groß und das nutzten die Verantwortlichen zu ihrem Vorteil. Man konnte ungestört und seriös arbeiten, gestandene Spieler wie Chicharito oder Charles Aránguiz still und heimlich verpflichten und jungen Talenten ein optimales Entwicklungsumfeld liefern. Das Ergebnis: Die regelmäßige Teilnahme am europäischen Wettbewerb.

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Das ist nun Geschichte. Rund ums Bayerkreuz beherrschen Nebenkriegsschauplätze das Geschehen. Die Sperre von Hakan Calhanoglu, der erneute Tribünenverweis von Trainer Roger Schmidt, eine angebliche Spielerrevolte, die zur Entlassung von Athletiktrainer Oliver Bartlett führte, die Installation eines ,Koordinators Trainer- und Funktionsteam‘, der offensichtliche Kommunikationsprobleme beseitigen soll und sportliche Tristesse – Bayer hat innerhalb weniger Monate für (zu) viele Negativschlagzeilen gesorgt. Das Ergebnis: Der europäische Wettbewerb ist in weite Ferne gerückt.

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Dabei hatte man sich in Leverkusen so viel vorgenommen. „Die bisher beste Saison“ hatte Schmidt angekündigt. Hertha-Trainer Pál Dárdai sah in der Werkself gar den Titelfavoriten. Denn Leverkusen hatte es anders als die Konkurrenz geschafft, alle Leistungsträger zu halten und den Kader mit Transfers von Spielern wie Kevin Volland zu verstärken. Nun droht die Werkself ohne internationalen Wettbewerb im Sommer auseinanderzufallen.

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Umbruch auf der Trainerbank

Schmidt steht bei Bayer offenbar vor dem Aus. Fraglich sei nur noch, wann und nicht ob der Trainer seinen Hut nehmen muss. Auf dem Trainermarkt gebe es momentan keine Alternativen für den 49-Jährigen, weshalb man in Leverkusen überlege, bis zum Sommer mit Schmidt weiterzumachen. Sportlichen Sinn ergibt eine solche Lösung allerdings wohl kaum. Auf der anderen Seite steht mit André Schubert nur ein namhafter Trainer zur Verfügung, dem man bei der Werkself aber offenbar nicht zutraut, langfristig das Ruder zu übernehmen. Ob sich Schubert jedoch als Interimstrainer bis zum Saisonende anstellen lassen würde, ist fragwürdig – falls Bayer eine solche Lösung überhaupt in Erwägung zieht.

Stattdessen will die Sportliche Leitung im Sommer offenbar eine intensive Trainersuche forcieren. Zwischen den Spielzeiten ist es schließlich deutlich wahrscheinlicher, einen Übungsleiter aus seinem Vertrag herauskaufen zu können. Potenzielle Wunschlösungen aus der Bundesliga wie Julian Nagelsmann, bei dem Bayer bereits im Winter anfragte, und Niko Kovac, der erst kürzlich bei Eintracht Frankfurt verlängerte, sind wohl nicht verfügbar. Eine Überraschungslösung könnte sich daher anbahnen.

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Umbruch auf dem Platz

Gleiches gilt für die Kaderplanung. Ohne die Champions League wird man es wohl kaum schaffen, erneut die Leistungsträger zu halten. Ömer Toprak hat bereits bei Borussia Dortmund unterschrieben. Gut möglich ist zudem, dass Hakan Calhanoglu schon sein letztes Spiel für Bayer gespielt hat. Der 22-Jährige wird seit längerem von englischen Vereinen umworben. Auch Aussagen von Bayer-Geschäftsführer Michael Schade lassen tief blicken. Im Zuge der Cahlhanoglu-Sperre sei die Werkself gestraft, da unter anderem sein Marktwert falle. Man erleide „sportliche und finanzielle Nachteile.“ Ein Calhanoglu-Verkauf ist also offenbar ein Thema.

Gleiches gilt wohl für Karim Bellarabi, der im vergangenen Sommer bereits ein Angebot aus Dortmund ablehnte und nun fällig für einen Vereinswechsel scheint – wenngleich nicht zwingend zum BVB. Auch Julian Brandt wird seit Monaten mit einem Transfer in Verbindung gebracht. Der FC Bayern zeigt Interesse, auch wenn der Jungnationalspieler durchblicken ließ, dass er sich eine Verlängerung unterm Bayerkreuz vorstellen kann.

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Auf Chicharito trifft dies nicht zu. Der Vertrag des Mexikaners läuft 2018 aus. Gespräche über eine Verlängerung gab es bisher nicht und werden wohl auch nicht mehr folgen. Bayer wird sich nicht erlauben können, auf die potenziell üppige Ablösesumme zu verzichten. Ein ganzer Block droht also, aus der Mannschaft herauszubrechen. Ohne den internationalen Wettbewerb wird es zudem schwierig, die Abgänge adäquat zu ersetzen. Die Sportliche Leitung um Rudi Völler und Jonas Boldt wird Kreativität beweisen müssen und darum bemüht sein, wieder Ruhe nach Leverkusen zu bringen.

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