Problemzone Abwehr: Warum kann der BVB keine Verteidiger?

von Remo Schatz
3 min.
Manuel Akanji soll die Wende bringen @Maxppp

Es kam nicht sonderlich überraschend, dass Borussia Dortmund seinem neuen Trainer Peter Stöger mit Manuel Akanji als erstes einen neuen Innenverteidiger spendierte. Der Österreicher gilt als ausgewiesener Defensivexperte – und wird alle Hände voll zu tun haben.

Phasenweise stellte Borussia Dortmund ein Mittelfeld und einen Angriff, um das sie ganz Europa beneidete. Schaut man sich die Edeltechniker der vergangenen zehn Jahre an, wird deutlich, dass die Scouting-Abteilung des BVB in diesen beiden Mannschaftsteilen ein überragendes Händchen bewies. Paradebeispiel ist Ousmane Dembélé, der sich innerhalb nur eines Jahres zu einem der wertvollsten Spieler Europas entwickelte.

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Die Liste lässt sich mit Robert Lewandowski, Ilkay Gündogan, Marco Reus oder auch Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang nahezu endlos verlängern. Fehlgriffe wie beispielsweise Ciro Immobile, Julian Schieber oder André Schürrle bilden die Ausnahme. Von der Verteidigung kann man dies nicht behaupten.

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Die Zeiten, in denen der Kinderriegel um Neven Subotic und Mats Hummels die Bundesliga-Stürmer an den Rand der Verzweiflung brachten, ist vorbei. In der Transferbilanz der vergangenen zehn Jahre wird deutlich, dass der BVB offenbar keine Verteidiger kann.

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Hummels und Piszczek bilden die Ausnahme

Auf den Außenbahnen und im Zentrum gibt es nur wenige Ausnahmen, die die Regel bestätigen. In der Innenverteidigung muss man zudem attestieren, dass der Transfer von Hummels nicht auf den Scoutingqualitäten der Schwarz-Gelben fußt, sondern schlichtweg eine Fehleinschätzung des FC Bayern zugrunde gelegen hatte. Einen Fehler, den der Rekordmeister 2016 mit 35 Millionen Euro Ablöse bezahlte. Dass man den damaligen Leihspieler überhaupt in Dortmund beließ, ist nach wie vor unverständlich.

Als der Transfer von Sokratis bekanntgegeben wurde, fragten sich nicht wenige BVB-Fans, was der damalige Champions League-Finalist mit dem oft hölzern wirkenden Griechen will. Der heute 29-Jährige strafte aber seine Kritiker lügen und erwies sich als Glücksgriff. Der Dortmunder Abwehrchef hat die Grätsche perfektioniert und war nach dem Hummels-Abgang oft der einzige defensive Lichtblick. Die Schwächen im Spielaufbau konnte Sokratis aber nie überwinden, vielleicht auch ein Grund, warum bislang noch keinerlei Anstalten gemacht wurden, den bis 2019 gültigen Vertrag zu verlängern.

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Auf den Außenbahnen zündete lediglich Lukasz Piszczek nachhaltig. Als Hybrid aus Rechtsaußen und Rechtsverteidiger nach Dortmund gewechselt, wurde der Pole von Jürgen Klopp komplett zum Verteidiger umgeschult. Mit großem Erfolg, wie nicht zuletzt in der Hinrunde dessen Ausfall zeigte, als der 32-Jährige schmerzlich vermisst wurde.

Topverteidiger? Fehlanzeige

Der Rest ist schweigen. Dabei kann man Michael Zorc nicht vorwerfen, dass er es nicht versucht hat. Mit Matthias Ginter holte er beispielsweise einen Hochbegabten aus Freiburg, der am Ende zwar mit Gewinn an Borussia Mönchengladbach weitergegeben wurde, dessen Abschied aber kaum bedauert wurde. Marc Bartra wollte aus dem Barça-Schatten heraustreten, nach eineinhalb Jahren rechnen aber ‚kicker‘ und ‚Sport Bild‘ unisono damit, dass der Spanier bald den Rückweg in seine Heimat antreten wird. ‚Ruhr Nachrichten‘ zufolge hat Bartra allerdings bislang keine Wechselabsichten signalisiert. Auch ein Angebot sei noch nicht eingegangen.

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Mit Jeremy Toljan und Ömer Toprak wurden im vergangenen Sommer zwei weitere Verteidiger unter Vertrag genommen. 20 Millionen Euro investierte man in das Duo. Auch wenn sich eine endgültige Kritik auf Grundlage einer Hinserie verbietet, muss man doch festhalten, dass man von beiden mehr erwartet hatte. Gerade Toprak bot teilweise erschreckende Leistungen und präsentiert sich von Woche zu Woche als verunsicherte Sicherheitslücke.

Mit dem 18-jährigen Dan-Axel Zagadou wird man Geduld haben müssen. Sein Auftritt im Derby gegen Schalke 04 (4:4), als er innerhalb von sieben Minuten zwei Tore verschuldete, lässt die Erwartungen aber nicht gerade überschäumen.

Neue Ära mit Akanji

Mit Manuel Akanji soll nun eine neue Transfer-Ära in puncto Defensive eingeläutet werden. Und die Chancen stehen diesmal gut, dass der Schweizer der Abwehr die erhoffte Stabilität verleihen kann. Und seinen potenziellen Nebenmann hat der Pokalsieger auch schon im Blick.

Im kommenden Sommer soll Jonathan Tah per Ausstiegsklausel in Höhe von 25 Millionen Euro in den Signal Iduna Park wechseln. Es wäre den Dortmundern zu wünschen, dass sie nun endlich auch in der Abwehr das glückliche Händchen beweisen, das sie seit Jahren weiter vorne auszeichnet.

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