VfB Stuttgart: Korkut als Bremsklotz

von Matthias Rudolph
2 min.
Tayfun Korkut hat bislang nicht das richtige Händchen @Maxppp

Manager Michael Reschke erntete für seine Kaderplanung in diesem Sommer Lob von allen Seiten. Den hohen Erwartungen konnte der VfB Stuttgart in dieser Saison aber noch nicht annähernd gerecht werden. Die Personalpolitik von Trainer Tayfun Korkut wirft Fragen auf.

An den Anblick von Christian Gentner auf der rechten Außenbahn haben sich die Fans des VfB Stuttgart mittlerweile gewöhnt. Gerade für die defensive Stabilität im Abstiegskampf der vergangenen Saison war diese Maßnahme von Tayfun Korkut fraglos Gold wert. Als der Kapitän am gestrigen Sonntag gegen den SC Freiburg (3:3) dann aber als Linksaußen aufgeboten wurde und Gonzalo Castro gegenüber, schüttelte so mancher Zuschauer schon vor dem Anpfiff den Kopf.

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Mit Gentner, Castro, Dennis Aogo und Santiago Ascacíbar besetzte Korkut die komplette Mittelfeld-Reihe mit defensiv ausgerichtetem Personal. Zudem musste der flinke Neuzugang Pablo Maffeo hinten rechts seinen Platz räumen und Routinier Andreas Beck stand in der Startelf. Nur dank der jungen Benjamin Pavard (22), Timo Baumgartl (22), Ascacíbar (21) und Nicólas González (20) lag der Altersschnitt der Startelf zumindest noch bei 27,5 Jahren.

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Coach Korkut machte damit einmal mehr deutlich, dass er vermehrt den Routiniers den Vorzug gibt. Mit Maffeo (21), Anastasios Donis (22), Erik Thommy (24), Chadrac Akolo (23) und Berkay Özcan (20) saß ein Großteil der schwäbischen Zukunft auf der Bank. Mal wieder.

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Eine durchaus fragwürdige Politik, zumal Korkut erneut auf das Tempo von Akolo und Donis verzichtete und stattdessen ungelerntem Personal auf den Flügeln das Vertrauen schenkte. Und der Coach verzettelte sich damit, denn erst mit der Umstellung in der Halbzeit und der Hereinnahme von Akolo für Castro wurde der VfB-Spiel variabler und gefährlicher. Drei Tore in Hälfte zwei sprechen eine eindeutige Sprache. Zumal es die ersten Treffer im bereits vierten Pflichtspiel waren.

Safety first

Die Überlegung hinter der kuriosen Formation der Stuttgarter liegt auf der Hand: Korkut sieht Stabilität als höchstes Gut und erhofft sich diese durch etablierte, defensiv denkende Kräfte. In der Vorsaison mag diese Marschroute zum Erfolg geführt haben. Mittlerweile stehen dem 44-Jährigen aber weitaus mehr Optionen zur Verfügung. Doch Korkut nutzt das Potenzial des Kaders nicht. Spieler wie Maffeo, Donis, Akolo und González können der gegnerischen Verteidigung mit ihrem Tempo große Probleme bereiten. Und nicht zuletzt die WM hat gezeigt, wie wichtig dieser Faktor hinsichtlich der guten defensiven Organisation vieler Teams geworden ist.

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Entwickeln können sich diese hochtalentierten Akteure aber nur, wenn sie Einsätze bekommen. Beim VfB ist dies aktuell nicht wirklich der Fall und so ist es eine Frage der Zeit, bis sich Unzufriedenheit breit macht. Bei Spielern wie Zuschauern gleichermaßen. Dies beschleunigt sich, wenn zusätzlich der Erfolg ausbleibt.

Torjäger Mario Gómez sagte nach der Partie in Freiburg laut den ‚Stuttgarter Nachrichten‘: „Ich bin sicherlich im Moment noch die Gegenwart beim VfB, aber die Zukunft sind andere Spieler.“ Bleibt aus Stuttgarter Sicht zu hoffen, dass auch Korkut dies erkennt und den Youngsters mehr Vertrauen schenkt. Ansonsten kann die clevere Personalpolitik von Sportvorstand Reschke keine Früchte tragen.

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