Vom Unerwünschten zum Heiligen: Der steile Aufstieg des Keylor Navas

von Tristan Bernert
3 min.
Vom Unerwünschten zum Heiligen: Der steile Aufstieg des Keylor Navas @Maxppp

Im Starensemble von Real Madrid scheint einer etwas fehl am Platz: Torhüter Keylor Navas. Der teils unscheinbare Costa Ricaner war in der spanischen Hauptstadt schon längst unerwünscht, doch nun spielt er sich in die Herzen der Fans. FussballTransfers präsentiert den Mann, der Iker Casillas vergessen macht.

Der Fußball gleicht manchmal einer Achterbahnfahrt. Nur wenige Spieler werden sich dem so bewusst sein wie Keylor Navas. WM-Held, Bankdrücker, Lachnummer, Heiliger: Was andere nicht in ihrer gesamten Karriere erleben, prasselte in weniger als zwei Jahren auf den Costa Ricaner ein. Ehe es soweit kam, musste jedoch erst einige Zeit vergehen.

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Der heute 28-Jährige war ein klassischer Spätzünder. Erst 2010 wagte er den Schritt aus seiner Heimat nach Spanien. Damals heuerte Navas beim Zweitligisten Albacete Balompié an. Ein Jahr später ging es zu UD Levante. Doch erst 2013 sollte seine Karriere merklich an Fahrt aufnehmen. In seinem ersten Jahr als unumstrittener Stammtorwart wusste Navas gleich zu überzeugen. Die Belohnung folgte umgehend: Er erhielt die Auszeichnung zum besten Torwart der Saison.

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WM-Held Costa Ricas

Internationale Aufmerksamkeit erregte der Keeper jedoch erst im Sommer 2014. Mit dem Überraschungsteam aus Costa Rica stieß er bis ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft in Brasilien vor. Mit teils überragenden Leistungen war Navas der Rückhalt des starken Defensivverbunds.

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Dies ließ Real Madrid aufhorchen, das zu dem Zeitpunkt ein ernsthaftes Torwartproblem hatte. Vereinsikone Iker Casillas hatte die Vorsaison nur noch als Ersatzmann bestreiten dürfen und war lediglich in Pokalspielen zum Einsatz gekommen. Auch bei der WM fiel der Spanier mit einigen Unsicherheiten negativ auf. Navas hatte die realistische Chance, ‚San Iker‘ (dt.: Heiliger Iker) im Tor der ‚Königlichen‘ zu ersetzen.

Kein Vorbeikommen an Casillas

Es sollte jedoch alles anders kommen. Für zehn Millionen wechselte Navas in die spanische Hauptstadt, schaffte es dort aber nicht über die Rolle des Bankdrückers hinaus – auch im Pokal. Stattdessen wurde der eigentlich schon ausgemusterte Casillas wieder als Stammkraft installiert. Die spanische Presse fällte schnell ihr gnadenloses Urteil: Fehleinkauf.

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Im vergangenen Sommer sollte es noch bitterer für den 28-Jährigen kommen. Casillas wechselte zum FC Porto. Statt auf Navas zu bauen, sollte der legitime Nachfolger der Vereinsikone aber ein anderer werden: David de Gea von Manchester United. Wochenlang buhlte Real um den gebürtigen Madrilenen und erzielte auch Einigkeit. De Gea stand mit einem Fuß bereits im Estadio Santiago Bernabéu, Navas sollte im Gegenzug ins Old Trafford wechseln.

Der Transfer scheiterte aber auf kuriose Art und Weise. Notwendige Papiere wurden nicht rechtzeitig eingereicht, United und Real schoben sich gegenseitig die Schuld zu. Einen Gewinner im Transferpoker gab es nicht. De Gea hatte durch seinen Flirt mit den ‚Königlichen‘ den Unmut der eigenen Fans auf sich gezogen und konnte diese erst mit seiner Vertragsverlängerung Mitte September beruhigen.

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San Keylor

Auch Navas konnte sich nicht so recht freuen. Zwar war der Costa Ricaner dank des geplatzten Transfers nun die unumstrittene Nummer eins in Madrid, doch wusste nun jeder, dass er eigentlich unerwünscht war. Der Keeper ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und machte das Beste aus der Situation.

Navas hielt nicht gut, er hielt herausragend. In einer Saison, in der es für Real noch nicht optimal läuft und in der Neutrainer Rafa Benítez für seine unattraktive Spielweise in der Kritik steht, rettete der Torhüter den ‚Königlichen‘ schon einige Punkte. Das ist auch den Fans nicht verborgen geblieben. In Anlehnung an Casillas nennen sie ihren Schlussmann bereits ‚San Keylor‘.

Ein Heiliger auf Abruf?

Besser könnte es für den neuen Heiligen Madrids momentan nicht laufen. Fraglich ist jedoch, wie lange der Ruhm des Costa Ricaners anhalten wird. Sportlich lässt dessen aktuelle Leistung keine Wünsche offen. Doch für Real Madrid reicht das Sportliche allein nicht aus. Der stille Navas kann nicht mit der Strahlkraft eines Casillas oder eines international gefeierten Keepers wie de Gea mithalten – wichtige Gesichtspunkte für das ‚Weiße Ballett‘.

Aus diesem Grund wollen die Gerüchte um einen im zweiten Anlauf erfolgreichen Transfer des United-Keepers nicht abreißen. Ob es sich hierbei um reine Spekulationen handelt oder ob de Gea immer noch Kandidat bei den ‚Königlichen‘ ist, wird sich zeigen. Noch genießt Navas den Rückhalt der Verantwortlichen, doch das kann sich schnell ändern. Vor allem in Spanien, das über eine extrem kritische Medienlandschaft verfügt, ist ein gefeierter Held oft nur einen Patzer vom Versager entfernt. Fußball gleicht schließlich manchmal einer Achterbahnfahrt.

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