„Das stimmte einfach nicht“: Nagelsmanns Version der Bayern-Entlassung

von Lukas Hörster - Quelle: Der Spiegel
2 min.
Julian Nagelsmann @Maxppp

Lange hielt Julian Nagelsmann die Füße still. Doch nun spricht der heutige Bundestrainer in einem Interview erstmals tiefergehend über seine Entlassung beim FC Bayern vor elf Monaten.

„Wir haben damals neun Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund verspielt. Mit Thomas Tuchel war ein anderer Trainer sofort verfügbar. Und so kommt das dann“, erinnert sich Julian Nagelsmann gegenüber dem ‚Spiegel‘ an die Umstände seiner Entlassung beim FC Bayern im März 2023. Tuchel – das steht mittlerweile fest – wird am Ende der laufenden Saison selbst aus dem Amt scheiden.

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Nagelsmann beschwert sich nun darüber, dass ihm entgegen vorheriger Absprachen wenig Zeit eingeräumt wurde: „Ich wurde bei Bayern verpflichtet mit der Maßgabe, Dinge zu verändern. Es gibt Klubs, die geben einem die Zeit. Die Trainer bei Bayern München bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln.“

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Nagelsmann: „Das stimmte einfach nicht“

Den Vorwurf, sich mit zu vielen Dingen abseits des Fußballs beschäftigt zu haben und so unnötig Baustellen aufgemacht zu haben, bewertet Nagelsmann derweil wie folgt: „Mir wurde damals vorgeworfen, ich sei nach einer Niederlage gegen Bayer Leverkusen nicht erreichbar gewesen. Das stimmte einfach nicht. Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße. Als Einziger übrigens, sonst war keiner der Verantwortlichen da. Ich bin dann Mittwochmittag bis Freitagmorgen in den Kurzurlaub gefahren. Das war auch so genehmigt.“

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Zur Erinnerung: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag sickerte damals durch, dass die Bayern Nagelsmann rauswerfen. Als Nagelsmann am Freitagmorgen des 24. März 2023 zum Termin mit der damaligen Sportlichen Führung um Oliver Kahn und Hasan Salihamdizic an der Säbener Straße aufschlug, wusste bereits jeder, was die Stunde geschlagen hatte.

„Bin nicht Jupp Heynckes“

Nagelsmanns Lehren aus seiner Bayern-Zeit sind relativ ernüchternd und lassen tief blicken. So konstatiert der 36-Jährige: „Das, was nach einer Trennung nach außen kommuniziert wird, hat mit der Realität wenig zu tun. Im Fußball geht es nicht immer supernett zu. Da hilft es auch nichts, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Entscheidungsträgern hat. Und das hatte ich zu Oliver Kahn und zu Hasan Salihamidzic. Wir haben besprochen, wie wir gemeinsam damit umgehen wollen, wenn ein Worst-Case-Szenario eintritt. Aber dann war doch alles anders. Da stellt man sich die Frage: Wie weit öffne ich mich in Zukunft gegenüber Protagonisten in dieser Branche? […] In dem Geschäft fehlt es an Offenheit.“

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Nagelsmann weiter: „Ich habe nun mal andere Charakterzüge als zum Beispiel Jupp Heynckes. Ich mache manche Dinge eben anders, schon weil ich jünger bin. Ich stehe bei Spielen des FC Bayern nicht im beigen Trenchcoat an der Linie, nur weil das einige meiner Vorgänger gemacht haben. Die Verantwortlichen in München wussten vorher, dass ich auch mal eine rote Jacke anhaben würde. Und es hat sie nicht gestört. Aber im Misserfolg werden solche Nebensächlichkeiten einem gern aufs Brot geschmiert.“

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