Kommentar FT-Kurve Bundesliga

„Elefanten im Raum“: Wo bleiben die BVB-Transfers?

Bei Borussia Dortmund brennt es lichterloh. Die Entlassung von Nuri Sahin ist dabei nicht die Lösung, sie ist ein Armutszeugnis. Die Probleme liegen deutlich tiefer hinter den Kulissen. Nicht nur sportlich, auch auf der Management-Ebene gibt der BVB ein katastrophales Bild ab, was sich auch auf den Transfermarkt auswirkt.

von Remo Schatz
2 min.
Sebastian Kehl steht im Zentrum der Kritik @Maxppp

„Die Elefanten im Raum ansprechen. Probleme stehen nicht an der Seitenlinie“ – mit diesem Banner kommentierten die Anhänger von Borussia Dortmund am vergangenen Samstag beim Spiel gegen den SV Werder (2:2) messerscharf die Entlassung von Nuri Sahin. Wer „die Elefanten“ sind, liegt auf der Hand.

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Dass der Trainer nach vier Niederlagen in Folge und der schlechtesten Hinrunde seit zehn Jahren den Hut nehmen muss, ist nachvollziehbar und sicher auch nicht unverdient. Die Probleme werden in Dortmund damit aber nicht gelöst, vielmehr haben sie ihre Wurzeln in der Elefantenrunde des Klubs, der Führungsriege um Lars Ricken, Sebastian Kehl und Sven Mislintat.

Mislintat-Kehl-Fehde

Der seit Monaten tobende Clinch zwischen dem Sportdirektor und dessen Kaderplaner ist offenkundig. Laut den ‚Ruhr Nachrichten‘ wird Mislintat vorgeworfen, regelmäßig seine Kompetenzen zu überschreiten. Kehl hingegen muss sich intern den Vorwurf gefallen lassen, zu oft auf Alleingänge zu setzen. Und gegenseitig macht man sich Vorhaltungen, Interna durchzustechen, um den jeweils anderen zu diskreditieren.

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Der dritte im Bunde ist Ricken, dessen Aufgabe es sein müsste, den Streit zu moderieren und, wenn nötig, personelle Konsequenzen zu ergreifen. Der Geschäftsführer Sport und Watzke-Erbe scheint aber angesichts des Machtkampfes seiner Top-Manager selbst machtlos.

Auswirkungen auf den Transfermarkt

Welche katastrophalen Auswirkungen das völlig dysfunktionale Triumvirat auf die Ausrichtung der Mannschaft hat, wird in diesem Monat wie unter einem Brennglas deutlich. Laut ‚Bild‘ sollen sich die Personalentscheider lange nicht einmal einig darüber gewesen sein, welche Mannschaftsteile überhaupt verstärkt werden sollen.

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Renato Veiga (21) wurde in Dortmund gehandelt, wechselt jetzt aber zu Juventus Turin. Kevin Schade soll nach wie vor Thema sein, ist aber angesichts des 60-Millionen-Preisschilds schwer realisierbar. Genau wie das Gehalt von Marcus Rashford, ganz zu schweigen von der Sinnhaftigkeit einer halbjährigen Leihe des überteuren United-Flops. Die Spuren zu Carney Chukwuemeka (21) und Oleksandr Zinchenko (28) verliefen sich wie Fußabdrücke am Strand.

Alle Personalien verbindet, keine einzige wurde bislang auch nur ansatzweise konkret. Dabei liegen die Kaderbaustellen doch auf der Hand, will man meinen. Bereits nach dem Sommertransfermarkt war die Verwunderung groß, warum der BVB mit nur drei gestandenen Innenverteidiger in die Saison geht, wo Sahin doch gerne auf die Dreierkette setzt.

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Warum kein neuer Innenverteidiger?

Umgestellt wurde auf Viererkette, geblieben sind die Probleme. Nun umso dramatischer, da Nico Schlotterbeck nach seiner Notbremse gegen den Bremer Marco Grüll wohl zwei Spiele zusehen muss. Gegen Werder verteidigten phasenweise Ramy Bensebaini und Emre Can das Zentrum. Warum angesichts dessen nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um noch einen Innenverteidiger an Bord zu holen, bleibt ein schwarz-gelbes Rätsel.

Aber auch in der Offensive fehlen die Ideen, und nach dem Verkauf von Donyell Malen an Aston Villa auch zunehmend das Personal. Sieben Tage bleiben den zerstrittenen Elefanten noch, sich zusammenzuraufen und die richtigen Spieler zu finden. Allein der Glaube daran fehlt.

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