Talente-Transfers: Sauer erläutert Bayerns Strategie
Jedes Jahr will man nach Möglichkeit einen internationalen Star zum FC Bayern holen, kündigte Präsiden Herbert Haider zuletzt an. Aber auch den Kampf um Europas Top-Talente nehmen die Münchner auf. Jochen Sauer erläutert die Strategie.

Seit knapp drei Jahren ist Jochen Sauer als Leiter der Nachwuchsabteilung beim FC Bayern tätig, vergangene Woche verlängerte er bis 2023 in München. Im Interview mit ‚Sport1‘ spricht Sauer über die Faktoren bei Talente-Transfers.
Ein Zugang für den Jugendbereich müsse in erster Linie „deutlich mehr Qualität haben als jemand, der schon bei uns spielt. Ein potenzieller Neuzugang muss in seinem Jahrgang zu den Top 3 bis 5 gehören. Ansonsten ist er für uns nicht interessant.“
Fokus auf dem deutschen Markt
Die Vorgehensweise der Münchner sei nicht „wahnsinnig aggressiv, sondern eher selektiv. Wenn ein Spieler das Team besser machen kann, dann versuchen wir ihn zu verpflichten.“ Zweimal ist den Bayern das mit Blick auf das anstehende Transferfenster schon gelungen: Mittelstürmer Lenn Jastremski (19, VfL Wolfsburg) und Offensivspieler Armindo Sieb (17, TSG Hoffenheim) sind zunächst für das Drittliga-Team eingeplant.
Sauer erläutert: „Durch den Campus und unsere gute Infrastruktur ist es für viele Spieler attraktiver geworden, nach München zu kommen. Mit der dritten Liga gibt es eine weitere Entwicklungsplattform, die viele andere Vereine nicht bieten können. Für junge Spieler ist diese Profiliga sehr attraktiv.“ Und weiter: „Die Anzahl der Spieler, die wir in den Altersklassen jeweils nach oben schieben, ist sehr hoch. Wir versuchen, so viele eigene Spieler wie möglich in den Herrenbereich durchzubringen.“
Grundsätzlich lege man den Schwerpunkt „bei Neuzugängen meistens auf den deutschen Markt. Einen Spieler wie Joshua Zirkzee kann man aus dem europäischen Ausland erst verpflichten, wenn er 16 Jahre ist. Außerhalb von Europa muss der Spieler 18 sein. Die Quote an Spielern, die wir im Leistungsbereich (U16-U19) holen, ist meiner Meinung nach eher gering. Wir holen durchschnittlich ein bis zwei Neuzugänge pro Team.“
Scouting auch im Ausland
Aber auch ins Ausland geht der Blick: Aaron Hickey (17, Heart of Midlothian FC), Samuel Iling (16, FC Chelsea), Pierre Kalulu (19, Olympique Lyon) und Aster Vranckx (17, KV Mechelen) sind nur einige der Talente, mit denen sich der FC Bayern beschäftigt.
Überzeugen will man die potenziellen Stars von morgen mit einer „Kombination aus den Top-Bedingungen am Campus und namhaften und hochqualifizierten Trainer zieht. Wenn wir einen Spieler verpflichten wollen, zeigen wir ihm einen mittelfristigen Karriereplan auf.“
Konkurrenz schläft nicht
Sauer skizziert, wie das im Detail aussehen kann: „Unterschreibt ein Spieler für drei Jahre, muss man versuchen, ihm einen klaren Weg vorzuzeichnen, den er gehen kann. Die Hauptsache ist aber, dass der Spieler selbst alles dafür gibt, um diesen auch gehen zu können. Zeigen Trainer wie Klose oder Demichelis ihnen diesen Weg, also Ex-Profis, die selbst auf allerhöchstem Niveau gespielt haben, dann ist das für den Spieler natürlich noch glaubwürdiger.“
Abseits der fertigen Stars ist dieser zweite Talente-Weg auf dem Transfermarkt gerade in finanziell ungewissen Corona-Zeiten ein wichtiges Standbein – das wissen auch andere Vereine: Leipzigs U17-Juwel Sidney Raebinger (14) steht beispielsweise nicht nur in München, sondern auch beim FC Barcelona und Manchester City auf dem Scoutingbogen. Die Konkurrenz schläft nicht.
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