Der Pott brennt: Kampf um die Restdeutsche Meisterschaft

von Lukas Heimbach
3 min.
BV Borussia 09 Dortmund Klaas-Jan Huntelaar @Maxppp

Am heutigen Abend brennt wieder die Luft im Signal Iduna Park. Das 144. Revierderby steht auf dem Programm. Ein Duell mindestens so alt wie Samuel Eto’o. Neben den Scharmützeln abseits des Rasens steht um 20 Uhr hoffentlich nur noch der Fußball im Vordergrund. So eng wie in dieser Saison war es zwischen den beiden Intimfeinden schon lange nicht mehr.

Der Ruhrpott steht wieder Kopf: Es ist Derbyzeit. Borussia Dortmund empfängt den FC Schalke 04 zum Machtkampf um die Vorherrschaft im Ruhrgebiet. Natürlich werden im Vorfeld traditionell die verbalen Giftpfeile durchs Revier geschossen. Dennoch – beide Seiten zeigten sich vor der Partie auch ungewohnt wohlwollend gegenüber dem ungeliebten Nachbarn. Dabei ging es zwischen den beiden Vereinen tabellarisch schon lange nicht mehr so eng zu wie in dieser Saison.

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Der BVB rangiert auf Platz zwei, Schalke auf drei. Gerade einmal ein Punkt trennt beide Teams. Dabei beträgt der Vorsprung der ‚Knappen‘ auf den viertplatzierten Bayer Leverkusen bereits sechs Punkte. Der FC Bayern ist in längst unerreichbaren Sphären unterwegs und tütet gegen Hertha BSC vermutlich die 24. Meisterschaft ein. Entsprechend wird das Duell am heutigen Abend mit einem Augenzwinkern auch als Finale um die ‚Restdeutsche Meisterschaft‘ betitelt.

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„Lewandowski ein Buch – Huntelaar ein Reclam-Heftchen“

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In diesem ‚Endspiel‘ schaut die Medienwelt dieser Tage vor allem auf das Duell der beiden Ausnahmestürmer Klaas-Jan Huntelaar und Robert Lewandowski. Letzterer versucht in seinem letzten Revierderby sicherlich noch einmal alles, um sich in die Herzen der Dortmunder schießen. „Über Lewandowski könnte ich ein Buch schreiben – über Huntelaar würde es eher ein Reclam-Heftchen werden“, giftete BVB-Coach Jürgen Klopp vor der Partie, revidierte aber: „Beide sind Top-Torjäger. Man darf ihnen keinen Raum geben.“ Der Niederländer präsentiert sich seit seinem Comeback in Galaform. In den letzten drei Partien traf der 30-jährige Stürmerstar sechsmal. Die Schalker Hoffnungen ruhen entsprechend vor allem auf ihm. Über die Weltklasse von Lewandowski braucht man unterdessen nicht mehr viel zu sagen. Erst am Wochenende gegen Hannover 96 bewies der Pole aufs Neue, dass er teilweise in einer anderen Liga spielt.

Personell zeigt sich Schalke weiter mutig und schmeißt die nächsten vielversprechenden Talente in die Waagschale. Da Kapitän Benedikt Höwedes und Jefferson Farfan ausfallen, rücken Donis Avdijaj, Marvin Friedrich, Philipp Max, Leroy Sané, Marcel Sobottka und Dennis Erdmann in den Profikader. „Wenn es nicht Schalke wäre, würde es Spaß machen, da zuzuschauen“, zeigte sich auch Klopp diesbezüglich beeindruckt. Zudem wird voraussichtlich der 19-jährige Youngster Kaan Ayhan Kapitän Höwedes in der Innenverteidigung ersetzen. Nach zuletzt starken Leistungen erhält auch Leon Goretzka wieder das Vertrauen von Coach Jens Keller. Beim BVB wird man Aufatmen, dass Marco Reus zurückkehrt. Ohne den kreativen Wirbelwind wirkte Dortmunds Offensivspiel zuletzt etwas ideenlos.

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Beide Mannschaften wurden in dieser Saison mit großem Verletzungspech gestraft. So kommt die Borussia auf insgesamt 1521 Krankentage, der S04 auf 1442. Die Bayern kommen beispielsweise nur auf 984. Sportlich zeigten sich beide Teams nicht immer konstant, weshalb es schwer fällt, eine Prognose für die Begegnung abzugeben. Klar ist: Beide Kontrahenten werden heute Abend alles geben, um ihren Anhang in orgasmische Jubelarien ausbrechen zu lassen. Wie so häufig in Derbys oder Top-Spielen könnte es aber auch zwischen Dortmund und Schalke im 144. Revierschlager auf eine Punkteteilung hinauslaufen.

DFL predigt Wasser und trinkt Wein

Die hiesige Polizei ist wieder in größter Alarmbereitsschaft. 3000 Einsatzkräfte sollen dafür sorgen, dass der Ruhrpott am heutigen Abend friedlich bleibt – so viele Beamte wie noch nie zuvor bei einem Fußballspiel in Nordrhein-Westfalen. Fraglich ist allerdings, warum man ein Spiel mit einem zuvor so berechenbaren Risiko-Potenzial an einem Dienstagabend unter Flutlicht stattfinden lässt. Schließlich hätte man 16 andere mögliche Termine gehabt. Dabei werden Vereine, Polizei und Sicherheitsexperten sonst nicht müde, gegen ebendiese Risikopartien unter Flutlicht zu argumentieren. „Kommerzielle Aspekte genießen in der Abwägung Vorrang“, wie es ‚Der Westen‘ trefflich auf den Punkt bringt. Hier scheinen die Verantwortlichen gerne Wasser zu predigen, zischen sich im Gegenzug aber einen süffigen Vino.

Insofern darf auf eine sportlich brisante und spannende, aber abseits des Platzes hoffentlich friedliche ‚Restdeutsche Meisterschaft‘ gehofft werden.

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