Deutschland - Chile: Ein aggressiver Prüfstein mit zwei Superstars

Joachim Löw sieht ganz offensichtlich keine Notwendigkeit darin, dass sich sein Team gegen etwaige Underdogs gemütlich einspielen oder warmschießen kann. Was durchaus sinnvoll erscheint, schließlich kann die Nationalmannschaft gegen die vermeintlich kleinen Teams meist nur verlieren und anschließend hagelt es wieder ein mediales Donnerwetter. Auch Chile scheint auf den ersten Blick für den landläufigen Betrachter eher ein Außenseiter zu sein. Dabei steht mit den Südamerikanern alles andere als ein dankbarer Gegner bevor. Die Chilenen sind ein echter Prüfstein und können sehr wohl mit den letzten Kontrahenten Italien (1:1) und England (1:0) mithalten.

Die deutsche Aufstellung

Vergangenen Freitag überraschte Nationaltrainer Joachim Löw mit vier Neulingen. Allerdings werden wohl weder Shkodran Mustafi noch André Hahn oder Matthias Ginter in der Startelf zu finden sein. Pierre-Michel Lasogga fällt verletzt aus und muss auf sein Debüt verzichten. In die Startelf rücken wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit Kevin Großkreutz, der voraussichtlich auf der Rechtsverteidigerposition beginnt. Philipp Lahm wird wie unter Pep Guardiola auf der Sechs agieren. An seiner Seite soll entweder der formstarke Toni Kroos auflaufen oder Bastian Schweinsteiger sein Comeback geben.

Davor erhält der bei Arsenal formschwache Mesut Özil voraussichtlich das Vertrauen des Bundestrainers. Womöglich hofft Löw, dass der Linksfuß bei der DFB-Elf neues Selbstvertrauen tankt. Flankieren werden den häufig so genialen Spielmacher auf rechts Mario Götze und auf links André Schürrle, der zuletzt einen lupenreinen Hattrick beim 3:1-Sieg des FC Chelsea über Magaths FC Fulham markierte. Im Sturmzentrum kehrt endlich wieder Altstar Miroslav Klose zurück. Trifft der 35-Jährige heute Abend, überholt er Legende Gerd Müller und ist mit 69 Länderspieltoren alleiniger Rekordtorschütze der deutschen Länderspielhistorie.

Das kommt auf die DFB-Elf zu

Chile qualifizierte sich als Gruppendritter der südamerikanischen CONMEBOL-Qualifikation souverän vor Ecuador und Uruguay. Bekannt sind die größtenteils quirligen Südamerikaner insbesondere für ihre giftige, bissige Spielweise. Vor allem bei der WM 2010 unter Trainer-Ass Marcelo Bielsa fielen die Chilenen durch ihr extrem aggressives Spiel gegen den Ball auf. Sie lechzten nach Ballbesitz und wetzten diesem unaufhörlich hinterher. Unter anderem setzten sie Welt- und Europameister Spanien gehörig zu und stellten die technisch versierten Iberer mit ihrer Spielweise vor größere Probleme. Auch unter dem neuen Coach Jorge Sampaoli ist ‚La Roja‘ dem mannorientierten Pressing treu geblieben. Allerdings lassen sie es mittlerweile ein wenig ruhiger angehen, schließlich sind auch die Südamerikaner in ihrer Spielanlage seitdem gereift.

Auch gegen die deutsche Nationalmannschaft wird die ‚Equipo de Todos‘ voraussichtlich auf ein solches Forechecking setzen. Wenngleich sie dieses gegen pressingresistente Spieler wie etwa Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger bzw. Toni Kroos etwas zurückschrauben könnte, um nicht zu viel Risiko zu gehen und anschließend zu schnell überspielt zu werden.

Eine besondere Bedeutung wird in diesem Zusammenhang insbesondere Alexis Sánchez und Jean Beausejour zukommen. Die beiden Flügelspieler werden die Aufgabe haben, vor allem die beiden Außenverteidiger der DFB-Elf Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer giftig anzulaufen und in Bedrängnis zu bringen. Beide Spieler des BVB haben technisch durchaus das ein oder andere Defizit, weshalb sie unter Bedrängnis zu Fehlern neigen könnten.

Im Angriffsspiel werden die Chilenen nach Ballberoberung primär auf rasante Konter über ihre pfeilschnellen Offensiv-Spieler setzen. Hier sollte Deutschland auch Arturo Vidal nicht aus den Augen verlieren, der aus der Defensivzentrale im Mittelfeld gerne mit nach vorne schiebt und über einen brandgefährlichen Abschluss verfügt.

Die Stars

Keine Frage, man muss kein ausgewiesener Fußball-Fachmann sein, um die beiden Superstars der Chilenen zu identifizieren. Schließlich sorgen Arturo Vidal und Alexis Sánchez in der Fußballwelt nicht erst seit gestern für Furore. Zudem spielen beide eine herausragende Saison und sind in blendender Verfassung. Der Ex-Leverkusener Vidal erzielte als defensiver Mittelfeldspieler bei Juventus Turin bereits elf Saisontore und glänzte sechsmal als Vorlagengeber. Zudem traf er in sechs Champions League-Partien beeindruckende fünfmal. Der selbsternannte ‚beste Sechser der Welt‘ ist wie bei den ‚Bianconeri‘ auch im Nationalteam der Dreh- und Angelpunkt und unumstrittener Chef auf dem Platz.

Auch Sánchez blüht nach einer ersten eher durchwachsenen Spielzeit beim FC Barcelona förmlich auf. Die teaminterne Torschützenliste der Katalanen führt der 25-jährige Flügelspieler mit 16 Ligatreffern an. Noch vor den Weltstars Lionel Messi und Neymar. Dabei gelang dem pfeilschnellen Chilenen ganze achtmal der erste Treffer seiner Mannschaft. Entsprechend sind es insbesondere diese beiden Top-Stars, auf die Deutschland ein besonderes Auge haben sollte.

FT-Tipp: 3:1

Die vorraussichtlichen Aufstellungen:

Deutschland

Chile