Trainerkarussell nimmt Fahrt auf: Drei Bundesliga-Coaches wackeln schon jetzt

von Tim Beyer
4 min.
Die Luft für Roger Schmidt wird langsam dünn @Maxppp

An diesem Wochenende geht die neue Bundesliga-Spielzeit in die fünfte Runde. Drei Trainer namhafter Bundesligisten haben aber schon jetzt einen schweren Stand oder müssen sogar um ihren Job zittern. Einem von ihnen droht noch heute die Entlassung.

Wie schnelllebig das Geschäft mitunter ist, zeigt ein Blick in den Norden der Republik. Vor anderthalb Jahren übernahm Bruno Labbadia zum zweiten Mal das Traineramt beim Bundesliga-Dino und rettete den Hamburger SV wenige Wochen später sensationell vor dem erstmaligen Abstieg aus der Bundesliga. Die Fans und das Umfeld des Bundesliga-Gründungsmitglieds ernannten den 50-Jährigen zum Helden von der Elbe – ein Status, von dem mittlerweile nichts mehr zu spüren ist. Mehr noch: Wenn der HSV heute Nachmittag den FC Bayern München empfängt, ist dies wohl die allerletzte Chance für den ehemaligen Angreifer, seinen Job doch noch zu retten.

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Labbadias' Heldenstatus: Längst passé

Nur ein Punkt aus vier Spielen – viel zu wenig für die Ansprüche beim Nordlicht, das im Sommer knapp 33 Millionen Euro in die Beine vermeintlicher Hoffnungsträger wie Filip Kostic oder Alen Halilovic investierte. Weil es ihm bislang nicht gelang, aus diesem nun deutlich besser besetzten Kader eine funktionierende Mannschaft zu formen, steht Labbadia jetzt vor dem Aus. Dass sein Verhältnis zu Investor Klaus-Michael Kühne, der eben diese Transfers aus eigener Kasse erheblich unterstützte, offenbar von gegenseitigen Misstrauen geprägt ist, tut ein Übriges. Gegenüber dem ‚kicker‘ machte Labbadia kürzlich deutlich, dass er in dieser Situation ohnehin nur auf sich und seine Spieler blickt: „Als ich im April 2015 hier ankam, war klar, dass ich es in der Phase als Trainer nur allein richten kann. Das ist jetzt nicht anders.

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Weinzierl: Verlieren verboten

Die Lage seines Kollegen Markus Weinzierl vom FC Schalke ist dagegen fast harmlos. Zwar dürfte man im Umfeld die dürftigen Leistungen und den Fehlstart der Knappen, die ohne einen einzigen Punkt auf dem vorletzten Platz stehen, registriert und mit dem 41-jährigen Coach in Verbindung gebracht haben. Um seinen Job muss Weinzierl derzeit noch nicht zittern. Manager Christian Heidel hatte immer wieder angekündigt, man müsse dem Neustart auf Schalke Zeit geben – daran muss er sich nun messen lassen. Heidel hatte Weinzierl einst als absoluten Wunschkandidaten auserkoren und ihn für eine Trainer-Rekordablöse von kolportierten drei Millionen Euro aus Augsburg geholt. Gemeinsam strukturierten beide den Kader im Sommer nach ihren Vorstellungen um.

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Auf dem Papier haben die Knappen nun einen überdurchschnittlichen Bundesligakader, der dennoch, und dem Fehlstart zum Trotz, Zeit benötigt: Automatismen müssen erarbeitet, Last-Minute-Neuzugänge wie Benjamin Stambouli oder Nabil Bentaleb in die Mannschaft integriert werden. Allzu lange sollte dieser Prozess aber nicht mehr dauern, auch wenn der Trainer um Geduld bittet. „Das Problem ist, dass wir noch eine Mannschaft finden müssen“, sagt Weinzierl der ‚Bild‘. Ein Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Sonntag könnte für Ruhe sorgen und im traditionell unruhigen S04-Umfeld als Zeichen für eine Weiterentwicklung gedeutet werden. Weinzierl gibt derweil diese Marschroute vor: „Ich bin definitiv nicht ratlos, sondern voller Zuversicht. Dass wir auch in Hoffenheim verlieren, darf nicht passieren. Wir wollen dort gewinnen.

Schmidt muss Lösungen finden

Unerwartet trist sieht die Lage auch bei Bayer 04 Leverkusen aus: Vier Punkte aus vier Spielen lassen sich nicht mit dem Selbstverständnis der Werkself vereinbaren, zumal Trainer Roger Schmidt der wohl stärkste Kader der jüngeren Vergangenheit zur Verfügung steht. Nur: Auf dem Platz ist davon bislang wenig zu sehen. Julian Baumgartlinger, Kevin Volland und Aleksandar Dragovic kosteten zusammen 42 Millionen Euro – zu sehen ist davon bislang wenig: Noch suchen die hochdekorierten Kicker ihren Platz im Bayer-Ensemble, in dem zu allem Überfluss Leistungsträger wie Lars Bender oder Charles Aránguiz noch ihre Topform suchen. Die ‚Bild‘ zählt Schmidt deshalb bereits vor dem heutigen Auswärtsspiel bei Mainz 05 an.

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Intern werden die Verantwortlichen um Sportchef Rudi Völler sich sehr wohl konstruktiv mit Schmidt und den zuletzt gezeigten Leistungen der Bayer-Elf auseinandersetzen; dass in Leverkusen hinter verschlossenen Türen bereits eine Trainerdiskussion geführt wird, ist aber nicht zu erwarten. Nicht zum ersten Mal steht Schmidt seit seiner Ankunft 2014 unter Druck und wird medial angezählt, bislang aber fand der 49-Jährige stets die richtige Lösung. Ein Plädoyer für mehr Ruhe und Gelassenheit im Trainerkarussell gab er in der ‚Bild‘ dennoch ab: „Die Verantwortlichen in den Vereinen sind gefordert. Wenn in den Medien Hektik aufkommt, wenn Trainer in die Diskussion kommen, dann muss man cool und gelassen bleiben. Wenn man analysiert, dass das Trainer-Team gute Arbeit leistet, dann sollte man die Medien-Hektik unberücksichtigt lassen und sich auch nicht treiben lassen. “ Ob's hilft?

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