Höwedes abgesägt: Eine essenzielle Entscheidung

von Lukas Heimbach
2 min.
Als Kapitän abgesetzt: Benedikt Höwedes @Maxppp

Seit vergangener Woche ist Benedikt Höwedes nicht mehr Kapitän des FC Schalke 04. Eine Entscheidung, so folgenreich wie umstritten. Sie lässt tief blicken, scheint für Domenico Tedesco aber essenziell. Was aber bedeutet das für den Weltmeister?

Die Degradierung von Benedikt Höwedes ist ein Sinnbild dessen, was Domenico Tedesco über alles stellt: den Erfolg. Ein 31-jähriger Trainer, der vor seiner ersten Bundesligasaison steht, sägt die Schalker Identifikationsfigur als Kapitän ab – einen Weltmeister obendrein.

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Tedesco hat keine Angst vor unpopulären Entscheidungen. Ganz gleich, wie sehr der Druck bei S04 dadurch auch steigt. Denn läuft es nicht gleich zu Beginn wie erhofft – oder noch schlimmer, weinzierlesk – wird es im königsblauen Pulverfass schnell stürmisch und wenig kumpelhaft zugehen.

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Entscheidung notwendig?

Dass Höwedes öffentlich erklärte, Tedescos Entscheidung nicht zu teilen, er sie aber zu akzeptieren habe, dürfte nicht eben eine deeskalierende Wirkung zeigen. War es also wirklich notwendig, das Schalker Eigengewächs als Skipper abzusetzen? Schließlich sorgt die unpopuläre Entscheidung vor allem für Unruhe vor dem Saisonstart.

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Die Antwort lautet eindeutig ja – und lässt einige Schlüsse in dessen Planung zu. Denn Tedesco war sich selbstredend im Klaren darüber, welche Tragweite sein Entschluss haben würde. Sportlich scheint dieser entsprechend essenziell für ihn.

Denn auch wenn Höwedes Schalker Tugenden – Leidenschaft, Arbeitswille und Vereinstreue – verkörpert wie kaum ein Zweiter, ist ihm kein Stammplatz unter seinem neuen Coach sicher. Dieser winkt einzig Ralf Fährmann, neuer Kapitän und Keeper, sowie Leon Goretzka, neuer Vizekapitän und Chef auf dem Platz.

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Höwedes' Defizite

Selbst wenn Höwedes – anders als aktuell – fit ist, droht die Bank. Seine fußballerischen Vorzüge korrelieren nur bedingt mit der Spielidee des Deutsch-Italieners. Insbesondere in puncto Aufbauspiel weist der Weltmeister Defizite auf. Neuzugang Pablo Insua hat in der Dreierkette derzeit bessere Chancen.

Darüber hinaus entledigt sich Tedesco mit der Degradierung quasi vorsorglich quälenden Debatten darüber, warum Kapitän Höwedes nicht spielt, selbst wenn er fit ist. „Spieler wie Burgstaller, Naldo oder Caligiuri sollen den Impuls spüren, dass sie mehr Verantwortung übernehmen müssen“, führt Tedesco in der ‚Bild‘ aus.

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Fühlt er sich noch gebraucht?

Höwedes selbst kündigte an: „Solange ich Spieler des FC Schalke 04 bin, werde ich mich auf und neben dem Platz für den Verein, für die Mitarbeiter, für die Mannschaft und euch Fans zerreißen. Als Weltmeister und Nationalspieler, als Kumpel und Malocher.“ Die Enttäuschung klang zwischen den Zeilen mit.

Ich habe den Vertrag mit pochendem Herzen unterschrieben“, hatte der 29-Jährige im Februar 2016 inbrünstig kundgetan. Bis 2020 hatte der Anführer seinen Vertrag da gerade verlängert. Nicht zuletzt, um ein Zeichen für den Verein zu setzen.

Damals stand er auf der Schwelle zwischen Herzensklub und Premier League. Denn England, das betonte der Nationalspieler in der Vergangenheit immer wieder, sei ein Traum von ihm. Für Schalke aber verzichtete er darauf, denn sein Verein brauchte ihn mehr denn je. Heute, knapp anderthalb Jahre später, sieht die königsblaue Welt anders aus. Der verflossene Kapitän ist augenscheinlich ersetzbar geworden.

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