Bosz-Bayer in Topform: Vier Ausrufe- und zwei Fragezeichen

von Tristan Bernert
3 min.
Peter Bosz hat bei Bayer Leverkusen übernommen @Maxppp

Nach einer völlig enttäuschenden Rückrunde, die in der Entlassung von Trainer Heiko Herrlich gipfelte, hat Bayer Leverkusen zurück in die Spur gefunden – mit und wegen Peter Bosz. FT wirft einen Blick darauf, was sich unter dem neuen Übungsleiter alles verändert hat.

Bayer Leverkusen befindet sich seit der Ankunft von Peter Bosz in bestechender Form. Platz eins der Rückrundentabelle, die zweitmeisten erzielten (13) und kassierten (3) Tore und ein überzeugender Sieg gegen Rekordmeister FC Bayern München. Für die Werkself ist nach einer schwachen Hinrunde unter Heiko Herrlich auf einmal wieder die längst abgeschenkte Champions League-Qualifikation in Reichweite. An welchen Stellschrauben hat Bosz gedreht, um die kriselnde Bayer-Elf wieder in die Spur zu bekommen?

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Klares System

Heiko Herrlich versuchte, seine Mannschaft zum Ziel zu führen, indem er ihr professionelle Mentalität und Teamgeist vorlebte. In seinem ersten Jahr klappte das auch bravourös, doch der Trainer verpasste es, der Elf eine klare Spielidee mit auf den Weg zu geben. Zu viel blieb der Kreativität der Einzelakteure überlassen, die damit nicht immer zurechtkamen. Bosz gibt dem Team stattdessen eine klare Marschroute vor, in dessen Rahmen sich Edeltechniker wie Julian Brandt oder Kai Havertz austoben können. Das zahlt sich aus.

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Entfesselte Offensive

Bosz ist ein Trainer, der attraktiven Offensivfußball spielen lassen will. Bei Bayer lässt er deshalb die elf spielstärksten Akteure auflaufen. Vor allem das Dreiermittelfeld mit Brandt, Havertz und Charles Aránguiz, die sich allesamt in absoluter Topform befinden, sucht derzeit in puncto Ballsicherheit und Kreativität wohl ligaweit seinesgleichen. Es scheint, als hätten sowohl Havertz und Brandt auf der offensiv interpretierten Acht als auch Aránguiz als spieleröffnender Sechser ihre Paraderolle gefunden.

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Stabile Defensive

Angesichts der sowohl personell als auch taktisch extrem offensiv ausgerichteten Spielweise scheint es nahezu unfassbar, dass Leverkusen in fünf Rückrundenspielen nur drei Gegentore (zwei davon aus dem Spiel heraus) kassiert hat. Vor allem die Rolle von Jonathan Tah muss hierbei hervorgehoben werden. Der vierfache Nationalspieler blüht in der sehr hoch verteidigenden Viererkette auf. Mit Tempo und guter Antizipation verhindert er ein ums andere Mal schnelle Gegenstöße der Gegner. Sollte es doch einmal zu einem Schuss auf das eigene Tor kommen, steht dort mit Lukas Hradecky ein würdiger Nachfolger für den langjährigen Torwart Bernd Leno bereit.

Personelle Konstanz

Herrlich rotierte von Woche zu Woche immer mal wieder neue Spieler in die Startformation hinein. Bosz verzichtet darauf bisher nahezu komplett. Der Niederländer hat seine Stammelf gefunden und hält an ihr fest. Sein durchaus anspruchsvolles Spielsystem kann so besser verinnerlicht werden.

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Fragezeichen bleiben

Durch die Teilnahme an der Europa League droht der Bayer-Elf ein strammes Programm mit einigen englischen Wochen. Fraglich ist, wie die elf Stammspieler mit der hohen Belastung umgehen werden. Einen ersten Warnschuss gab es bereits beim gestrigen 2:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf, als Karim Bellarabi früh in der Partie mit einer Muskelverletzung ausgewechselt werden musste. Gleichzeitig zeigte das peinliche Pokal-Aus gegen den 1. FC Heidenheim (1:2), in dem eine B-Mannschaft auflief, dass Bayer zu viel Rotation nicht verträgt.

Lehren aus Dortmund?

Bei Bayer ist man gut beraten, dem Bosz-Braten noch nicht zu trauen. Schließlich legte der 55-Jährige auch bei Borussia Dortmund in der Saison 2017/18 zum Start einen Höhenflug hin, nur um dann krachend auf dem Boden der Tatsachen inklusive Entlassung aufzuschlagen. Dass er eine Bundesliga-Mannschaft langfristig zum Erfolg führen kann, muss Bosz trotz des aktuellen berechtigten Lobs noch unter Beweis stellen.

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