Boatengs Wandlung & der Barça-Plan

von Lukas Hörster
3 min.
Kevin-Prince Boateng spielt künftig für den FC Barcelona @Maxppp

Die Nachricht von Kevin-Prince Boatengs Wechsel zum FC Barcelona überraschte am gestrigen Montag wohl auch den besten Kenner der Szene. Welche Überlegung steckt hinter der Verpflichtung des gebürtigen Berliners?

Es war eine einzige Szene, die das Bild von Kevin-Prince Boateng in Deutschland nachhaltig bestimmen sollte. Kurz vor der WM 2010 traf er im FA Cup-Endspiel zwischen dem FC Portsmouth und dem FC Chelsea (0:1) den damaligen Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack so übel am Knöchel, dass dieser das Turnier in Südafrika absagen musste.

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Kurz darauf brach ein Shitstorm über Boateng, den Berliner Jungen, der während der WM mit Ghana auf das DFB-Team treffen würde, herein. Als Treter verschrien, machte er im Ausland allen Widerständen zum Trotz seinen Weg und stieg beim AC Mailand zwischen 2010 und 2013 zu einem der besten Mittelfeldspieler der Serie A auf.

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„Ich bereue es“

Damals machte es Klick bei Boateng, der 2016 rückblickend sagte: „Ich bereue, dass ich erst so spät angefangen habe, Profi zu sein. Ich war fahrlässig und faul. Hätte ich voll durchgezogen und mich immer 100 Prozent konzentriert, wie ich es heute mache, hätte ich die Chance gehabt, bei den ganz großen Vereinen zu spielen. Bei Real, Barcelona und den Bayern.“

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2013 folgte der Wechsel zu Schalke 04, wo Boateng sicher keine Glanzzeit verbrachte, aber in eine neue Rolle schlüpfte. In Gelsenkirchen war es Jens Keller, der das Enfant Terrible erstmals als Mittelstürmer auflaufen ließ. Der Treter als Torjäger? Genau. Denn mit seiner körperlichen Präsenz und seinen aufgrund des Bad Boy-Images mitunter unterschätzten technischen Voraussetzungen ist Boateng auf der Neun alles andere als fehl am Platz.

„Diesen Spieler haben wir gesucht“

Das hat nun auch der FC Barcelona erkannt, weshalb die Blaugrana den mittlerweile 31-Jährigen am gestrigen Montag durchaus überraschend unter Vertrag nahmen. Und ihm damit doch noch die Chance geben, an die Boateng selbst vor knapp drei Jahren schon nicht mehr glauben wollte. „Diesen Spielertyp haben wir gesucht“, sagte Sportdirektor Eric Abidal bei der heutigen Präsentation im Camp Nou.

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Und Boateng versicherte: „Jetzt, mit 31 Jahren, ist die Rolle als Nummer Neun perfekt für mich. Ich fühle mich am besten vorne drin.“ Der Hintergrund ist schnell erklärt: Mit Luis Suárez verfügt Barça nur noch über einen etatmäßigen Mittelstürmer, der mit seinen 31 Jahren nicht mehr jede Partie absolvieren kann. Paco Alcácer ging im Sommer zu Borussia Dortmund und unlängst verabschiedete sich auch Munir El Haddadi, der künftig in Sevilla wirbeln wird. Die Katalanen wiesen also eine Vakanz auf, die sie nun mit Boateng füllen wollen.

Neuner im Finale

Nach seiner Umschulung auf Schalke lief Boateng immer wieder als Mittelstürmer auf. Zunächst bei UD Las Palmas, wo er die spanische Liga sowie Sprache kennengelernt hat und sicher auch in Barcelona im Gedächtnis blieb. Bei Eintracht Frankfurt war der Rechtsfuß 2017/18 meist im Mittelfeld zu finden – beim wichtigsten Spiel, dem Pokalfinale gegen den FC Bayern (3:1), brachte Niko Kovac Boateng aber ebenfalls auf der Neun. Und der dankte es mit dem entscheidenden Pass auf Ante Rebic.

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Zuletzt bei US Sassuolo lief Boateng dann fast nur noch im Sturmzentrum auf. Vom Bild des Treters entfernte sich der komplette, aber lange Zeit fahrige Fußballer in den vergangenen Jahren immer mehr. Damit, dass es schließlich einmal die Rolle des Mittelstürmers sein würde, die ihn zum FC Barcelona führt, hatte Boateng wohl selbst kaum gerechnet. Genau wie viele halbherzige Beobachter in seinem Geburtsland, die ihn fußballerisch in erster Linie als knallharten Abräumer vor Augen haben.

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