FC Bayern: Die Lehre aus dem Nagelsmann-Rauswurf

von Die Redaktion
3 min.
Hasan Salihamidzic diskutiert mit Julian Nagelsmann @Maxppp

Julian Nagelsmann ist Geschichte beim FC Bayern, die Zukunft trägt den Namen Thomas Tuchel. Fest steht: Der Trainerwechsel des Jahres ist nicht allein der sportlichen Situation geschuldet.

Am gestrigen Donnerstagabend ließ der Branchenkenner Fabrizio Romano als erster die Bombe platzen: Der FC Bayern erwäge ernsthaft, seinen Cheftrainer Julian Nagelsmann zu entlassen und durch Thomas Tuchel zu ersetzen. Als dann auch deutsche Medien aufsprangen und frische Infos erhielten, überschlugen sich die Berichte geradezu. Gegen 22 Uhr stand fest: Der Trainerwechsel ist praktisch perfekt und wartet nur noch auf die offizielle Bestätigung.

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Dieses rigorose Vorgehen des Rekordmeisters ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und schon jetzt ein Stück deutsche Fußball-Geschichte. Die Entscheidung, zu der in letzter Instanz Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandsboss Oliver Kahn gekommen sind, sorgt für ungläubiges Staunen, Befürwortung, aber auch viel Kritik.

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Eindeutiges Votum der FT-User

Exemplarisch das Ergebnis einer FT-Umfrage. Deutlich mehr als zwei Drittel der teilnehmenden User halten Nagelsmanns Entlassung für nicht richtig. Und tatsächlich gibt es gute Grunde, den Rauswurf kritisch zu beurteilen. Denn die Saisonbilanz des gebürtigen Oberbayern mag nicht optimal sein, fällt aber keineswegs schlecht aus. In der Champions League zog seine Mannschaft mit zwei starken Auftritten gegen Paris St. Germain souverän ins Viertelfinale ein. Auch im Pokal sind die Münchner noch dabei.

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Ist die Nagelsmann-Entlassung richtig?

Der mithin einzige sportliche Makel dieser bisherigen Bayern-Saison ist der Platztausch mit Borussia Dortmund an der Tabellenspitze der Bundesliga. Klar: Dass es überhaupt dazu gekommen ist, geht auf einige ärgerliche Resultate zurück – zuletzt das 1:2 gegen Bayer Leverkusen. Trotzdem hätte Nagelsmann noch alle Chancen gehabt, diesen Betriebsunfall – mehr war der Verlust der Tabellenführung bislang nicht – zu reparieren.

Vermeintlich gestärkt und fachlich stark

Ebenfalls verwunderlich: Mit der Trennung von Torwarttrainer Toni Tapalovic und der Schwächung von Kapitän Manuel Neuer hatte Nagelsmann vor kurzem erst einen mannschaftsinternen Machtkampf für sich entschieden und schien eigentlich auf einem guten Weg, das Arbeitsumfeld nach seinen Vorstellungen zu formen. Nicht umsonst wurde die Amtszeit des Trainers – vertraglich bis 2026 fixiert – von Salihamidzic bis zuletzt als „Langzeitprojekt“ verkauft. Nicht zu vergessen: Die vorzeitige Trennung kostet Bayern ein Heidengeld.

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Rein fachlich war und ist der Übungsleiter ohnehin kaum angreifbar. Ob bei der TSG Hoffenheim, bei RB Leipzig oder zuletzt bei Bayern – nirgendwo bestand bisher Zweifel am Trainer Nagelsmann. Schon immer hatte der 35-Jährigen zu taktischen Fragen fundierte Antworten und Lösungsansätze parat.

X-Faktor Tuchel

Auch dieses spektakuläre Ende der Bayern-Zeit macht Nagelsmann nicht zu einem schlechten Trainer. Gleichwohl gibt es da noch einen anderen Vertreter der deutschen Trainerzunft, der zusammen mit Pep Guardiola als der Taktik-Guru schlechthin gilt – und in dieser Hinsicht vielleicht das einzig vorhandene Upgrade zum geschassten Amtsinhaber darstellt: Thomas Tuchel.

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Dieser Thomas Tuchel ist heute noch verfügbar, morgen vielleicht auch noch, übermorgen aber womöglich schon nicht mehr. Soll heißen: Rund um den 49-Jährigen entstand in den vergangenen Tagen eine enorme Dynamik. Heiße Spuren führten zu Real Madrid, zu Paris St. Germain und vor allem zu Tottenham Hotspur. Jeder Tag, den Bayern gewartet hätte, wäre möglicherweise der eine zu viel gewesen.

Ohne die jüngste Entwicklung rund um die Personalie Tuchel hätte Nagelsmanns Rauswurf zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht zur Debatte gestanden. Grundsätzlich gilt: Die Verfügbarkeit einer (mindestens) adäquaten Alternative senkt die Hemmschwelle der Entscheider, eine Neubesetzung vorzunehmen. Das ist die Quintessenz dieses spektakulären Trainerwechsels.

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