Rücktritt nach zwei Tagen: ‚Loco Bielsa‘ und der kürzeste Trainerjob der Welt

von Tristan Bernert
3 min.
Marcelo Bielsa hielt es nur zwei Tage bei Lazio Rom aus @Maxppp

Die Sommertransferperiode ist noch jung, hat jedoch schon ihren ersten Skandal. Marcelo ‚El Loco‘ Bielsa ist nach nur zwei Tagen als Cheftrainer von Lazio Rom zurückgetreten. Die Suche nach Neuzugängen verlief dem Argentinier angeblich zu schleppend.

Als Lazio Rom am vergangenen Mittwoch verkündete, dass man Marcelo Bielsa als neuen Trainer verpflichtet hat, war eigentlich schon klar, dass es in der ‚Ewigen Stadt‘ turbulent zugehen würde. Seinen Namen ‚El Loco‘ (deutsch: der Verrückte) trägt der Argentinier nicht von ungefähr. Der geplanten Vorstellung am Samstag blickten italienische Journalisten mit gemischten Gefühlen entgegen. Bielsa ist bekannt dafür, nicht gerade einfach im Umgang mit der Presse zu sein. Immerhin sorgt er aber regelmäßig für Schlagzeilen – wie auch in diesem Fall.

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Denn zur offiziellen Vorstellung des 60-Jährigen kam es gar nicht erst. Nur zwei Tage nach seinem Amtsantritt trat ‚El Loco‘ zurück. „Mit großem Erstaunen nehmen wir den Rücktritt von Marcelo Bielsea wahr. Der Klub behält sich rechtliche Schritt vor“, verkündete Lazio in einer kurzen Pressemitteilung. Für den Argentinier übernimmt Simone Inzaghi, der zuvor bereits als Interimstrainer Bielsas Vorgänger war.

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Über die Beweggründe des 60-Jährigen konnte zunächst nur spekuliert werden. Möglicherweise schielt Bielsa auf den Posten des Nationaltrainers seines Heimatlandes. Seit der Niederlage im Finale der Copa América ist die ‚Albiceleste‘ führerlos. Als Trainer einer Nationalmannschaft feierte Bielsa bisher die größten Erfolge seiner Karriere. Zwischen 1998 und 2005 trainierte er bereits die Auswahl Argentiniens, 2010 führte er Chile zur WM in Südafrika.

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Transferpolitik als Rücktrittsgrund

Mittlerweile hat sich Bielsa zu Wort gemeldet: „Meine Kollegen und ich haben die Entscheidung getroffen, weil der Verein nach den bisherigen vier Wochen unserer gemeinsamen Arbeit keine unserer sieben Transferziele verwirklichen konnte. Diese waren im Vorfeld ausdrücklich von Präsident Claudio Lotito genehmigt worden.

Bielsa fährt fort: „Uns wurde zugesichert, dass wir bis zum 5. Juli mindestens vier neue Spieler verpflichten würden. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde jedoch kein einziger Transfer realisiert. Dennoch hat der Verein unseren Vertrag öffentlich gemacht – obwohl die im Vorfeld vereinbarten Bedingungen einer Zusammenarbeit nicht eingehalten wurden.“

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Der Argentinier scheint folglich davon auszugehen, dass sein Vertrag aufgrund ausbleibender Spielerverpflichtungen keine Gültigkeit besessen hat. Dem Vernehmen nach soll Pato, der zuletzt erfolglos beim FC Chelsea auf Spielzeiten wartete, der Wunschspieler Bielsas gewesen sein.

Juristisches Nachspiel

Von Seiten der Römer will man von den Aussagen des Ex-Trainers nichts wissen. „Jetzt begreife ich, warum man Bielsa ‚El Loco‘ nennt. Es ist unmöglich, auf dem Markt von heute auf morgen Verpflichtungen abzuschließen. Einer der Wunschspieler hatte zudem längst bei einem anderen Klub unterschrieben. Die 13 Vertragsseiten beinhalten keinen Punkt über Transfers. Bielsa hat einen Arbeitsvertrag verletzt und wir werden vor Gericht ziehen", findet Lazio-Sportdirektor Igli Tare deutliche Worte.

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Tatsächlich könnte die Posse ein Nachspiel für ‚El Loco‘ haben. Laut ‚kicker‘ wollen die ‚Biancocelesti‘ ihren Ex-Trainer auf zehn Millionen Euro Schadensersatz verklagen. Dessen Verhalten habe dem Verein nachhaltig geschadet. Auch wenn bei Lazio keiner damit rechnen konnte, dass Bielsa bereits nach zwei Tagen einen Rückzieher macht, hat der 60-Jährige in der Vergangenheit doch öfter durchblicken lassen, dass mit ihm beim Thema Neuverpflichtungen nicht zu spaßen ist.

Nicht die erste Kuriosität

Während seiner Zeit bei Olympique Marseille (2014-2015) kritisierte er bereits auf einer seiner ersten Pressekonferenzen den Vereinspräsidenten Vincent Labrune für seine Transferpolitik. Nach einer dennoch recht erfolgreichen Saison, die mit Platz vier endete, schmiss Bielsa dann jedoch hin – allerdings nicht in der Sommerpause, sondern nach dem ersten Spieltag.

Neben der Frustration über die Abgänge mehrerer Leistungsträger, zu denen unter anderem Dimitri Payet gehörte, waren auch die Gespräche zur Verlängerung seines Vertrags ein Grund für den Rücktritt. Dieser sollte eigentlich bis 2017 ausgedehnt werden, im letzten Treffen vor der Unterschrift wollten die Verantwortlichen aber noch einmal über die Modalitäten sprechen. Für Bielsa ein Rücktrittsgrund. Bei ‚El Loco‘ weiß man eben nie so recht, was man bekommt. Eines ist jedoch klar: Es wird turbulent.

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