HSV: Beiersdorfer angezählt – Nachfolger schon an der Angel?

von Lukas Stellmach
3 min.
Auf der Suche nach Verstärkungen: Dietmar Beiersdorfer @Maxppp

Nach der desolaten 0:3-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt muss sich nicht mehr nur die Mannschaft des Hamburger SV um Trainer Markus Gisdol der Verantwortung stellen. Vorstands- und Sportchef Dietmar Beiersdorfer rückt in der brenzligen Situation des HSV in den Mittelpunkt der Kritik. Ein Nachfolger wird bereits gehandelt.

Seit knapp zweieinhalb Jahren ist Dietmar Beiersdorfer erneut der starke Mann beim Hamburger SV. In seiner ersten Amtsperiode vom September 2002 bis Juni 2009 belegte Beiersdorfer mit dem Bundesliga-Dino stets einen einstelligen Tabellenplatz. Platzierungen von denen die HSV-Anhänger seit Jahren nur träumen können. Mit der Rückkehr von Beiersdorfer wollte der Krisenklub unter dessen Führung wieder ruhige Fahrwasser einschlagen. Doch der bisherige Ertrag ist verschwindend gering.

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Der abgewendete Abstieg in der Nachspielzeit der Relegation gegen den Karlsruher SC im Sommer 2015 sollte die Kehrtwende einläuten. Trainer Bruno Labbadia sorgte in der Folgesaison für eine verhaltend optimistische Stimmung in der Hansestadt, die man nach zwei nur knapp verhinderten Abstiegen in den Vorjahren auf dem gesicherten zehnten Platz abschloss. Die Investitionen des Sommers von 32,5 Millionen sollten mithelfen, dass der HSV auch in der Endabrechnung dieser Saison da steht, wo ihn die Leid geplagte Anhängerschaft sehen möchte – in der oberen Tabellenhälfte, auf Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen.

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Aufbruchstimmung adé – Beiersdorfer in der Schusslinie

Die Aufbruchsstimmung, die auch von der Führungsebene um Beiersdorfer geschürt wurde, ist nun nach acht Spielen erloschen. Vielmehr steht der Traditionsklub abermals vor dem Abgrund. Relegationsheld Labbadia wurde nach dem fünften Spieltag entlassen und durch Markus Gisdol ersetzt. Die Kehrtwende blieb allerdings aus. Auch deshalb muss sich nun Beiersdorfer der Kritik des Aufsichtsrats stellen. Karl Gernandt, Chef des Gremiums, wütete nach dem erschreckend schwachen Heimauftritt am vergangenen Freitag gegenüber der ‚Bild‘: „So eine sportliche Krise gab es in der Bundesliga-Geschichte des HSV noch nie. Ich werde da nicht tatenlos zusehen. Es geht sportlich und in der Führung nicht mehr so weiter.

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Ein deutliches Signal an den Vorstands- und Sportchef in Personalunion. Beiersdorfer entgegnet: „Es ist normal, dass man mit zwei Punkten aus acht Spielen kritisiert wird.“ Und er versichert: „Wenn die Kritik sachlich ist, muss man sie annehmen. Damit habe ich kein Problem.“ Doch wie lange er sich überhaupt der Kritik stellen muss beziehungsweise darf, ist so unsicher wie selten zuvor. Während man in der Vergangenheit die Schuld beim Trainer oder der Mannschaft suchen konnte, werden die Zweifel an der Transferpolitik nun immer größer. Der Vorwurf: Beiersdorfer zeigt in seinen Aussagen wenig Selbstkritik und wirkt unnahbar.

Füllt ein Ex-HSV-Profi das Kompetenzvakuum?

Hat der Kader wirklich die Qualität, die einen einstelligen Tabellenplatz möglich macht? Vor allem in der Innenverteidigung und auf der Sechs hakt es. Beiersdorfer entgegnet: „Wir haben es versucht, auf den Positionen etwas zu machen. Wir haben für drei, vier Spieler offizielle Angebote abgegeben. Am Ende hat es nicht geklappt. Die Vereine wollten viel mehr Geld oder die Spieler wollten nicht. Und: Wir wollten nur jemanden holen, der besser ist als die, die wir haben.

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Fest steht, dass sowohl die Neuverpflichtungen wie auch die Anstellung von Gisdol in den Verantwortungsbereich des 56-Jährigen fallen. Auch Abgänge des in Hoffenheim stark aufspielenden Kerem Demirbay werfen Fragen auf, denen sich Beiersdorfer stellen muss.

Übernehmen könnte ein Ex-HSV-Profi. Nico-Jan Hoogma leistet beim niederländischen Eredivisie-Klub Heracles Almelo seit Jahren gute Arbeit und wird laut ‚Bild‘ in der Führungsebene für den Posten des Sportchefs „hoch gehandelt“. Hoogma hat Almelo in der ersten Liga etabliert und könnte Beiersdorfer entlasten, der durch eine mögliche Verpflichtung von Hoogma nur noch im Vorstand wirken würde.

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FT-Meinung: Nach der Entlassung von Sportchef Peter Knäbel kümmert sich Beiersdorfer seit Juli um beide Arbeitsbereiche und sucht händeringend nach Verstärkung und Entlastung, fing sich allerdings in den vergangenen Wochen mehrere Körbe ein. Doch wie viel Kredit er auch auf der Position des Vorstandschefs noch hat, scheint unklar. Der HSV ist für junge Spieler zu einer wenig attraktiven Adresse geworden. Der Kader erscheint heterogen, ein solides Finanzkonzept ist ebenso nicht vorhanden wie Identifikationsfiguren und Führungsspieler, an denen sich junge Spieler orientieren und die die Aufbruchsstimmung der Fans tragen können. In der aktuellen Verfassung taumeln die Rothosen der zweiten Liga entgegen. Ein Umstand, der Beiersdorfer jegliche Argumente für eine fortlaufende Anstellung an der Elbe zu rauben scheint.

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