Darum muss Götze zur WM

Logischerweise wird im Vorfeld der WM in Russland keine Szene mehr bemüht als der Siegtreffer von Mario Götze gegen Argentinien. Die Anweisung von Jogi Löw – „Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi“ – ist ein Stück deutsche Fußballgeschichte. Das goldene Tor zum vierten WM-Titel täuscht jedoch darüber hinweg, dass Götzes Stern eigentlich bereits in Brasilien im Sinken begriffen war.

Leidenszeit nach der WM

Im Jahr zuvor verließ er Borussia Dortmund und begab sich beim FC Bayern unter die Fittiche von Pep Guardiola. Die Topleistungen aus BVB-Zeiten konnte er an der Säbener Straße nicht mehr auf den Rasen bringen. Und auch am Zuckerhut präsentierte sich der Edeltechniker bis zum entscheidenden Tor nicht in Bestform. Auf die Startelfnominierung zum Auftakt gegen Portugal folgte eine Auswechslung gegen Ghana sowie Kurzeinsätze gegen die USA und Frankreich. Beim Schützenfest gegen Brasilien kam Götze gar nicht zu Einsatz.

Im Anschluss sollte ihn seine Karriere zurück nach Dortmund führen. Die Probleme nahmen aber zu und mündeten in einer diffusen Stoffwechselerkrankung, die ihn für fast ein halbes Jahr außer Gefecht setzte. Rechtzeitig zum WM-Jahr 2018 wurde Götze aber wieder fit. Und auch wenn die aktuelle Saison ebenfalls mehr Tiefen als Höhen aufzuweisen hatte, könnte der Name Götze in der kommenden Woche im Nationalmannschaftskader stehen.

Götze rechtzeitig in WM-Form

Zum einen ist Jogi Löw bekannt dafür, dass er verdiente Spieler gerne mit zu großen Turnieren nimmt. Viel wichtiger ist aber, dass Götze derzeit auch auf dem Rasen eine Nominierung rechtfertigen würde. Vor dem schwachen Mainz-Spiel glänzte Götze im Mittelfeld neben Spezi Marco Reus und bewies ein ums andere Mal, was ihn so auszeichnet: Geniale Pässe, die nur ganz wenige Spieler so abgeben können.

Sami Khedira steht einer Götze-Nominierung zwiegespalten gegenüber. Die DFB-Elf habe „eine große Breite an Top-Spielern. Mario arbeitet sehr hart, hat nach seiner Krankheit neuen Mut gepackt, ist wieder klarer. Aber die Konkurrenz schläft nicht, hat sich unheimlich gut entwickelt.“ Auch trotz des WM-Siegtores kann man „nicht sagen: Er hat uns zum WM-Titel geschossen, deshalb ist er automatisch mit dabei.“

Dennoch: Auch wenn Götzes Leistungen so unstet sind wie die Spielergebnisse von Borussia Dortmund kann der Kreativspieler in entscheidenden Momenten den Unterschied ausmachen. Und auch die noch so abgeklärteste Nationalmannschaft wird das Finaltor vor Augen haben, wenn Götze in der 70. Minuten beim Stand von 0:0 eingewechselt wird. Sollte Mesut Özil tatsächlich für die Schlussrunde in Russland ausfallen, müsste der BVB-Profi fast notgedrungen mit. Aber auch wenn der Arsenal-Star dabei ist, könnte er sich im Mittelfeld mit Götze vorzüglich ergänzen.