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Guardiola zu City – die dubiosen Machenschaften hinter dem Königstransfer

von Remo Schatz
5 min.
Konnte schon einige Stars nach München locken: Pep Guardiola @Maxppp

Pep Guardiola ist für Manchester City nicht nur irgendein weiterer Trainer. Der Spanier ist Der Trainer. Den Skyblues hängt der Makel an, Spieler oft nur als Statussymbole zu kaufen, ohne auf die sportliche Passung zu achten. Bei Guardiola ist dies anders. Der neue Coach ist handverlesen und City tat alles, um den Star an Land zu ziehen.

Ich weiß nicht, ob es in der nächsten Saison und bei City sein wird, aber ich bin mir sicher, dass er (Guardiola, d. Red.) irgendwann in die Premier League wechseln wird. Und ich hoffe, dass er die Möglichkeit haben wird, für City zu arbeiten. Ich sage das, weil ich diesen Klub liebe“, ließ der amtierende Trainer von Manchester City, Manuel Pellegrini, bereits im vergangenen Jahr verlauten.

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Das pedantisch geplante Langzeitprojekt

Dass der Chilene so einvernehmlich und geräuschlos den Hut nimmt, obwohl er immerhin noch bis 2017 unter Vertrag steht, und für seinen Nachfolger ohne zu murren Platz macht, ist im Fußball beileibe nicht selbstverständlich. Wie nun mehr und mehr an die Öffentlichkeit sickert, konnte sich der 62-Jährige bereits seit Monaten auf den Abschied vorbereiten.

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Am heutigen Donnerstag berichtet der ‚kicker‘, dass der Wechsel von Pep Guardiola nach Manchester bereits im März des vergangenen Jahres beschlossene Sache war. Demnach hatten die Bayern nie eine echte Chance, den Startrainer zu halten und es kam offenbar auch nie zu ernsthaften Verhandlungen zwischen beiden Parteien. Die Bemühungen, die City unternahm, um Guardiola ins Etihad Stadium zu lotsen, sind dabei beispiellos.

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Im offiziellen Klubstatement gab der englische Topklub am Montag bekannt, dass die Wiederaufnahme der Verhandlungen von 2012 mit Guardiola nun erfolgreich zum Abschluss gebracht und der Spanier als neuer Trainer für die kommenden Saison verpflichtet wurde. Nach dem Ja-Wort Guardiolas schießen nun die Gerüchte um potenzielle neue Stars ins Kraut. Einen Spieler hat der Trainer aber eventuell bereits indirekt zu seinem neuen Klub gebracht.

Ist der erste Guardiola-Spieler bereits bei City?

Spekulationen machen die Runde, denen zufolge Guardiola beim Wechsel von Kevin de Bruyne nach Manchester nicht ganz unbeteiligt war. Wenn man dem ‚kicker‘ Glauben schenken mag, war zum Wechsel-Zeitpunkt des Belgiers der katalonische Trainer bereits mit City einig. Warum hätte er sich also für einen Wechsel nach München stark machen sollen, wenn er die bayrische Landeshauptstadt sowieso in einem Jahr verlassen wird?

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Dass der 24-Jährige einer der Lieblingsspieler des Stratrainers ist, ist kein Geheimnis. Neben der zugegebenermaßen etwas abenteuerlichen Verschwörrungstheorie, Guardiola habe de Bruyne in Manchester geparkt, gibt es aber einen weiteren Aspekt. Womöglich war die Verpflichtung des Offensivspielers nur ein kleiner Teil des Masterplans, den Wunschtrainer von einer Anstellung im Etihad zu überzeugen. Ein Vorab-Willkommens-Geschenk, wenn man so will.

Der Masterplan hinter der Guardiola-Unterschrift

Zu konstruiert? Wenn man die Machenschaften, die die Zusage in Manchester zumindest begünstigt haben, berücksichtigt, mitnichten. Wie der ‚Guardian‘ enthüllt, ließ der Scheichklub wirklich keinen Hebel unberührt, um Guardiola von dem Engagement zu überzeugen. Eine Schlüsselrolle spielte dabei sein Berater und Bruder Pere.

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Die Kreativität der ‚Citizens‘ ist dabei schlicht bemerkenswert. Der Klubführung um die beiden Guardiola-Spezies und früheren ‚Barça‘-Weggefährten Txiki Begiristain (Sportdirektor) und Ferran Soriano (Geschäftsführer) hat Guardiola nahezu alles zu verdanken. Im Sommer 2008 stand der FC Barcelona am Scheideweg. In der Liga belegte das Team mit zehn Punkten Rückstand auf den Zweiten FC Villarreal und erniedrigenden 18 Zählern Differenz auf Meister Real Madrid nur den dritten Tabellenplatz. Als Favorit auf die Nachfolge von Frank Rijkaard galt José Mourinho, der nach seinem Sabbatjahr bereit für die größtmögliche Aufgabe war. Begiristain, damals der sportliche Leiter und der Finanzvorstand Soriano, setzten sich aber für den damals lediglich als Spieler bekannten Trainer der zweiten Mannschaft ein – Guardiolas Stern war geboren.

Im vergangenen Jahr war den beiden Spaniern bei City dann klar, dass es eine Herkulesaufgabe ist, Guardiola entgegen aller übrigen Kandidaten nach Manchester zu lotsen. Mit einer Alternative beschäftigte man sich im Etihad Stadium dennoch erst gar nicht. Das Duo wusste aber auch, dass der Weg zu Guardiolas Zusage über dessen Bruder Pere führt.

Machenschaften wie in einem Mafia-Film

City begann Seilschaften zu spinnen und entwickelte einen tollkühnen Plan, sich bei dem Berater und Geschäftsmann beliebt zu machen. Pere ist mit 55 Prozent Hauptanteilseigner der Sportagentur Media Base Sports (MBS), die neben einigen Hochkarätern wie Luis Suárez, Andrés Iniesta und Thiago auch Anteile an Klubs hält. Sein Geschäftspartner, der die übrigen 45 Prozent hält, ist mit Jaume Roures ein langjähriger Vertrauter. Im vergangene Sommer kaufte MBS 80 Prozent der Anteile am verschuldeten spanischen Zweitligisten FC Girona. Mit diesem Tag begann die oberflächlich rein informelle Zusammenarbeit mit der City Football Group.

Es wurde nie ein offizieller Vertrag zwischen beiden Parteien aufgesetzt. Die Kooperation zwischen den ‚Citizens‘ und MBS war aber offensichtlich. City kaufte Girona Florian Lejeune ab und verlieh ihn postwendend zurück zu den Kataloniern. Zudem brachen die Engländer die Leihe des nigerianischen Talents Chidiebere Nwakali zu Atlético Malagueño, der zweiten Mannschaft des FC Malága, ab und verliehen ihn direkt nach Girona. Rubén Sobrino wurde dem Girona-Ligakonkurrenten SD Ponferradina abgekauft und ebenfalls an den befreundeten Klub verliehen. Das spanische Talent Pablo Maffeo, im übrigen betreut von Pere Guardiola, fand im zurückliegenden Januar gleichfalls den Weg in die nordöstlich von Barcelona gelegene Stadt.

Augenscheinlich kümmern sich die ‚Skyblues‘ überaus fürsorglich um den spanischen Provinzklub, obwohl zwischen beiden Vereinen keinerlei offizielle Verbindung besteht. Der FC Girona ist kein Klub der City Football Group, der neben Manchester auch der New York City FC, Melbourne City und die Yokohama Marinos angehören. Dennoch ist der redliche Einsatz des viermaligen englischen Meisters in Spanien keineswegs illegal. Das Kalkül der Engländer liegt aber auf der Hand. Es geht um Geschäftsbeziehungen. Geschäftsbeziehungen zu Pere Guardiola, die Manchester City im Werben um den absoluten Wunschtrainer Pep den entscheidenden Wettbewerbsvorteil gesichert haben.

City stößt in ungeahnte Sphären vor

Die Zusammenarbeit ist dabei für alle Parteien von Vorteil. Dass der Scheichklub über nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel verfügt, ist kein Geheimnis. Im Sommer werden wohl einige Schlüsselspieler Guardiolas Anziehungskraft erliegen. Der Startrainer hat die taktischen Mittel, um das Topteam, das derzeit vor allem über die individuelle Klasse kommt, zu einer funktionierenden Weltauswahl zu formen. Seinerseits darf sich der Erfolgscoach über ein fürstliches Gehalt von geschätzten 25 Millionen Euro freuen.

Und letztendlich profitiert auch Pere, die dritte Partei im Bunde, vom Wechsel seines Bruders. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den monetären Provisionen, die der Berater mit seiner Firma einstreicht. Der ehrgeizige Spanier will sich aufschwingen zum neuen Bigplayer im Fußballgeschäft und seinen Einfluss erweitern. Ein Firmensitz in Manchester ist bereits registriert.

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