Maradona & die Bundesliga: Sieben Anekdoten

von Lukas Hörster
4 min.
Diego Maradona beim Abschiedsspiel von Lothar Matthäus @Maxppp

Die Fußballwelt trauert um Diego Maradona, der am gestrigen Mittwoch im Alter von 60 Jahren starb. In der Bundesliga spielte die Legende zwar nie, doch es gab durchaus Berührungspunkte.

Debüt in Meppen

Für die damalige Wahnsinnssumme von umgerechnet 7,2 Millionen Euro wechselte Diego Maradona 1982 zum FC Barcelona. Sein Debüt in Europa feierte er dann am 3. August beim SV Meppen vor 20.000 ungläubigen Zuschauern. Barça erhielt damals 70.000 Mark Antrittsgage, das spanische Nationalradio übertrug live aus dem Emsland und Maradona erzielte per Elfmeter sein erstes Tor für die Katalanen.

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Als kurz nach Barcelonas Zusage zum Freundschaftsspiel bekannt wurde, dass die Katalanen Maradona von den Boca Juniors verpflichtet hatten, brachen in Meppen „alle Dämme“, wie sich der damalige Obmann Gerd van Zoest später gegenüber dem ‚NDR‘ erinnerte: „Wir mussten den Vorverkauf sofort stoppen, unsere Geschäftsstelle war dem Ansturm nicht gewachsen. Wir hatten ja auch nur zwei Telefone.“

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Hoeneß‘ Traum

Wenn Uli Hoeneß auf das größte Transfer-Ärgernis seiner langen Manager-Laufbahn beim FC Bayern zurückblickt, kommt er immer wieder auf Maradona zu sprechen. 2009 sagte er mal in einem Interview mit der ‚Bild‘: „Ja, Maradona in München – das war mein Traum. Es war möglich, wir hatten sogar mit Maradonas damaligem Berater Branchini verhandelt.“

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Doch letztlich platzte der Wechsel: „Wir waren schon ziemlich weit und wären finanziell fast an verrückte Dinge rangegangen. Wahnsinn“, so Hoeneß, der wenig glaubhaft schloss: „Ich weiß gar nicht mehr, woran der Transfer am Ende gescheitert ist.“ Zu welchem Zeitpunkt die Bayern Maradona in die Bundesliga holen wollten, geht aus den Aussagen nicht hervor.

Matthäus' Abschiedsspiel

Im Jahr 2000 hatten Hoeneß und alle Fans dann doch noch das Vergnügen, Maradona im Bayern-Trikot zu sehen. Mit einer Partie zwischen dem FCB und der deutschen Nationalmannschaft verabschiedete sich Lothar Matthäus damals vom Publikum im Olympiastadion. Kumpel Maradona hatte eigens seine Drogenentzugskur auf Kuba unterbrochen, um teilnehmen zu können.

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„Dass Diego trotz seiner großen gesundheitlichen Probleme zu mir kommt, empfinde ich als eine große Ehre und als einen echten Beweis unserer fast 20-jährigen Freundschaft“, äußerte Matthäus damals. Die Karrieren der beiden gleichaltrigen Weltstars verliefen parallel. Beide gewannen jeweils ein WM-Finale gegen den anderen (1986, 1990), was den Respekt noch weiter wachsen ließ. Über Maradonas Tod zeigte sich Matthäus tief traurig.

Life is life

Einen weltberühmten Auftritt in München hatte Maradona auch schon Jahre zuvor. Vor dem UEFA Cup-Halbfinale 1989 machte sich der argentinische Weltmeister warm, indem er zum Hit ‚Life is life‘ von der österreichischen Pop-Rock-Band Opus den Ball minutenlang mit offenen Schnürsenkeln durch das Münchner Olympiastadion jonglierte. Die Zuschauer trauten ihren Augen kaum.

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Nach einem 2:0-Sieg im Hinspiel reichte der SSC Neapel ein 2:2 bei den Bayern, um in die Finalspiele gegen den VfB Stuttgart (2:1, 3:3) einzuziehen. Maradona bereitete in den vier Partien gegen die Bundesligisten sagenhafte sieben Tore vor und machte eins selbst. Bis heute ist der UEFA Cup-Sieg Napolis einziger internationaler Titel. Und Maradona in der Stadt so etwas wie ein Gott.

Peps Co-Trainer

Zugegeben: Als Trainer war Maradona nur mäßig erfolgreich. Dabei war er durchaus bereit, von den Besten zu lernen. „Mir würde es gefallen, eine Woche bei Guardiola zu arbeiten, ihm im Training zuzusehen. Bayern München zu besuchen, daran hätte ich große Freude“, sagte die legendäre Nummer zehn 2014 in einem ‚Sport Bild‘-Interview.

Zudem beglückwünschte Maradona die Bayern zur Verpflichtung von Robert Lewandowski. Zusätzlich fantasierte er: „Lewandowski und Messi? Da würden alle anderen nur um den zweiten Platz spielen. In allen Wettbewerben, in allen Ligen. Wenn Bayern Messi kauft, werde ich Co-Trainer von Guardiola.“ Es kam leider nie dazu, aber die Vorstellung ist pure Fußballromantik.

Vorliebe für den BVB

2015 wurde Maradona mal gefragt, für welchen Klub er heute gerne spielen würde, wenn er denn noch aktiv wäre. Seine Antwort: Borussia Dortmund. In den vergangenen Jahren entwickelte der Goldjunge eine gewisse Vorliebe für die Borussia, trainierte zu Hause sogar in Fan-Kleidung des BVB. Als Spieler war er in Dortmund aber nie ein Thema.

Wilde HSV-Idee

Die wohl skurrilste Geschichte aus der Transferhistorie des Hamburger SV: 1992 wollte der vermeintlich milliardenschwere Kieler Bauunternehmer Johnny Solterbeck Maradona zum HSV holen – und seine Verpflichtung über Eintrittsgelder finanzieren. Die völlig verrückte Idee: Der Spielmacher sollte in Auswärtsspielen nicht auflaufen – es sei denn, der gastgebende Verein hätte den HSV an den Erlösen beteiligt. „Denn zum HSV mit Maradona kommen auch in anderen Stadien automatisch 15.000 Zuschauer mehr“, begründete Solterbeck.

HSV-Manager war damals Heribert Bruchhagen. Der blickte Jahre später zurück: „Herr Solterbeck war zu diesem Zeitpunkt bereits vorbestraft, ging später pleite und konnte nicht mal die Rechnungen für seine HSV-Tickets begleichen. Ein Träumer, der einem Journalisten seine Geschichte erzählte und von angeblichen Verbindungen zu Diego Maradona berichtete.“ Wirklich konkret wurde es mit dem Superstar und den Rothosen also nie. Legendär wäre es allemal gewesen.

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