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Benjamin Henrichs im FT-Interview: „Ich will in die Nationalmannschaft“

von Tristan Bernert
6 min.
Dem Gegenspieler stets einen Schritt voraus: Benjamin Henrichs @Maxppp

Benjamin Henrichs ist der Durchstarter der aktuellen Saison. Für Bayer Leverkusen steht der 19-Jährige sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions Leauge auf dem Platz. Mit FT spricht er über seinen steilen Aufstieg, die Umschulung zum Außenverteidiger und das Ziel Nationalmannschaft.

FT: Herr Henrichs, nach dem 2:0 gegen Borussia Dortmund hat Ömer Toprak gesagt, dass Sie der beste Spieler des Spiels gewesen wären. Was halten Sie von einem solchem Lob?

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Benjamin Henrichs: Ich habe es gelesen, ja. Das freut mich natürlich, wenn Ömer mich so lobt und sagt, dass ich der beste Spieler war. Auf den Worten lässt sich jetzt natürlich gut aufbauen. Ich weiß zwar, dass ich ein gutes Spiel gemacht habe, aber ich würde sagen, dass es allgemein eine sehr gute Mannschaftsleistung war.

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In acht von neun Spielen standen sie bisher über 90 Minuten auf dem Platz. Sind Sie Bayers neuer Außenverteidiger Nummer eins?

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Ich denke, dass es einfach mein Vorteil ist, dass ich sowohl links als auch rechts spielen kann. Wenn Wendell einmal müde ist, kann ich für ihn einspringen und rechts genau dasselbe. Aber ich würde nicht sagen, dass ich der neue Außenverteidiger Nummer eins bin.

Hätten Sie vor der Saison gedacht, dass Sie auf so viel Einsatzzeit kommen?

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Dass es so viel wird, hätte ich nicht gedacht. Es freut mich einfach, dass ich häufig spiele. Ich habe mir vorgenommen, so viele Spiele wie möglich zu machen und ich denke, dass ich auf einem ganz guten Weg bin.

Sie sind 19 Jahre alt, in der vergangenen Saison waren Sie auch noch öfter mit der U19 unterwegs. Gab es einen Moment, an dem Ihnen bewusst wurde, „Wow, ich bin Fußballprofi“ oder haben Sie alles noch gar nicht richtig realisiert?

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Immer wenn ich mit der Mannschaft einlaufe und die ganzen Fans sehe und auch auf dem Weg zum Stadion, wenn man die ganzen Leute sieht, dann realisiere ich eigentlich erst immer, was das gerade ist: Dass ich tatsächlich Profi bin. Da bin ich natürlich sehr dankbar für.

Bald müsste dann ja ein neuer Vertrag fällig sein, oder?

Ich habe noch Vertrag bis 2020. Ich denke, da müssen wir jetzt noch nicht drüber reden.

Was ist der bisher einprägsamste Moment Ihrer noch jungen Karriere?

Es gibt da zwei Momente. Zum einen gibt es da das Spiel auf Schalke in der vergangenen Saison (Bayer gewann 3:2, d. Red.), in dem ich eingewechselt wurde, eine gute Leistung gezeigt habe und die dann mit einer Vorlage gekrönt habe. Zum anderen ist da der entscheidende Elfmeter, den ich für die U19 während der EM verwandelt habe (der Treffer qualifizierte das Team für die U20 WM, d. Red.).

Welcher Spieler war bisher am schwierigsten zu verteidigen?

Ibrahima Traoré von Borussia Mönchengladbach. Er lässt es immer so aussehen, als würde er in die Mitte ziehen wollen, doch im letzten Moment geht er dann in Richtung Grundlinie an dir vorbei. Und wenn er doch mal nach innen zieht, ist auch das extrem schwierig zu verteidigen.

Seit Gonzalo Castro sind Sie der erste Feldspieler, der es auf direktem Weg geschafft hat, sich bei den Profis zu etablieren. Denken Sie, dass das die Erwartungshaltung an Sie erhöht?

Ich spüre keine besondere Erwartungshaltung. Ich versuche einfach nur meine Leistung zu bringen und denke, dass der ganze Verein, die Fans, die Mitarbeiter, der Trainer alle froh sind, dass es ein junger Spieler bei den Profis geschafft hat.

Viele Ihrer gleichaltrigen Teamkollegen wurden in der Transferperiode zu anderen Vereinen verliehen. War eine Leihe bei Ihnen je ein Thema?

Roger Schmidt hat mir in der vergangenen Winterpause klar gesagt, dass er mit mir planen wird und dass eine Leihe nicht in Frage kommt. Und am Ende der Saison hat man dann ja auch gesehen, dass ich immer im Kader oder auf dem Platz stand.

Zu dieser Zeit kam Roger Schmidt auf die Idee, Sie als Außenverteidiger zu testen. Hat diese Entscheidung ihre Karriere beflügelt?

Ja, ich denke schon. Ich bin jetzt Außenverteidiger und habe bisher jedes Spiel gemacht – außer das in Gladbach am ersten Spieltag. Außenverteidiger sind im Fußball momentan sehr gefragt und ich bin Roger Schmidt über alles dankbar.

Wie haben Sie reagiert, als Schmidt von seinem Plan erzählte? Haben Sie gezweifelt, ob die Position passt?

Ich habe ihm erst einmal zugehört und war am Anfang ehrlich gesagt nicht so begeistert. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Aber als ich dann im Training die ersten Male auf der Position gespielt habe, habe ich doch recht schnell gemerkt, dass es gut klappt. Ich habe den Vorschlag dann deshalb auch von Beginn an angenommen und nun ja, jetzt bin ich Bundesligaprofi.

Welche Qualitäten hat Schmidt in Ihnen gesehen, die Sie zu einem Außenverteidiger machen?

Mein Defensiv- und Zweikampfverhalten und meine Aggressivität haben ihm wohl gefallen. Er hat mir schon vorher, als ich noch Offensivspieler war, gesagt, dass er es gut findet, wie ich in die Zweikämpfe gehe und wie ich meinen Körper einsetze. Jetzt mache ich dasselbe eben in der Defensive.

Würden Sie sich wünschen, eines Tages ins Mittelfeld zurückzukehren?

Daran denke ich momentan noch gar nicht. Ich spiele momentan meine erste richtige Saison als Profi und stehe oft auf dem Platz. Das ist momentan alles, was zählt.

Sie wurden mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Ich freue mich natürlich sehr. Es gibt ja auch einige prominente Vorgänger. Bestes Beispiel ist ja sicherlich auch Jona (Jonathan Tah, d. Red.), der jetzt in der Nationalmannschaft spielt. Da will ich natürlich auch gerne hin.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Medaille nicht automatisch zu Erfolg als Profi führt. Was müssen Sie tun, um sich langfristig durchzusetzen?

Das ist die größte Auszeichnung in Deutschland, die ein Jugendspieler erhalten kann. Das macht mich sehr stolz. Aber es stimmt, die Medaille ist kein Beleg dafür, dass man es im Profibereich schafft. Ich muss weiter hart an mir arbeiten und meine bisherigen Leistungen bestätigen. Aber ich denke, dass ich verstanden habe, was es heißt, ein Profi zu sein und würde mich selbst als Profi bezeichnen.

Schmidt gilt als Trainer, der hohe taktische Anforderungen an seine Spieler stellt. Ist es schwierig, sich als Jugendspieler an seine Methoden anzupassen?

Es ist schon schwierig, vor allem, weil ich auf einer ungewohnten Position gespielt habe. Aber meine Mitspieler, vor allem Jonathan Tah, haben mir geholfen und immer mit mir geredet. Das war sehr hilfreich für mich und hat mir die Eingewöhnung erleichtert.

So gut es momentan bei Ihnen läuft, Bayer 04 ist holprig in die Saison gestartet. Wie bewerten Sie die bisherigen Leistungen des Teams?

Den Saisonstart haben wir uns sicherlich anders vorgestellt, aber in den vergangenen beiden Spielen haben wir gezeigt, was in uns steckt. Wir haben ein klasse Team und müssen jetzt unsere gute Form bestätigen.

Vor der Saison hat Bayer 04 für seine Transferpolitik viel Lob bekommen. Was halten Sie von den Neuzugängen?

Ich denke, dass alle Neuzugänge eine große Qualität mitbringen. Vor allem in der Offensive sind wir sehr gut aufgestellt. Der Trainer kann jetzt häufiger rotieren und so den Spielern eine Pause gönnen, die müde sind. Das macht es für alle einfacher.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Das ist schwierig zu sagen. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich dann schon mein erstes Länderspiel gemacht habe. Außerdem möchte ich mich natürlich als Fußballer weiterentwickeln und noch besser spielen als heute.

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