FT-Kurve UEFA Nations League

Nagelsmanns Neuer: Der ungewöhnliche Weg von Yann Bisseck

Mit der Nominierung von Yann Bisseck für die Nations League-Spiele gegen Italien hat Bundestrainer Julian Nagelsmann erneut eine kleine Überraschung aus dem Hut gezaubert. Dabei ist das DFB-Debüt des ehemaligen Jugendspielers des 1. FC Köln, der bei Inter Mailand aktuell durchstartet, hart erarbeitet und nur folgerichtig.

von Martin Schmitz
3 min.
Yann Bisseck bejubelt einen Treffer im Trikot von Inter Mailand. @Maxppp

Dass Yann Bisseck sich den Traum von einer Nominierung für die deutsche A-Nationalmannschaft erfüllen würde, war vor wenigen Jahren noch undenkbar. Denn die Karriere des Innenverteidigers verläuft alles andere als geradlinig. Aus der Jugend des 1. FC Köln stammend musste der 1,96 Meter große Modelathlet einige Umwege gehen, bevor er im europäischen Spitzenfußball ankam.

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Bis heute ist Bisseck mit 16 Jahren, elf Monaten und 28 Tagen zwar der jüngste Spieler, der für die Domstädter debütiert hat, durchsetzen konnte er sich bei den Geißböcken jedoch 2017 nicht. Der Klub erkannte zwar das Talent des Eigengewächses, gab Bisseck aber keine Spielzeit. Stattdessen ging es für den Nachwuchsspieler auf Leih-Tour durch Europa.

Der gebürtige Kölner ist noch heute enttäuscht von dem Verhalten seines Heimatklubs. Im Interview mit dem ‚Geissblog‘ erklärte Bisseck 2023: „Mit mir wurde kaum gesprochen. Auch während meiner Leihen wurde mir nicht groß geholfen, das habe ich alles selber gemacht. Schon vor meinen vielen Verletzungen und gescheiterten Leihen hatte ich mich nicht gewollt gefühlt. Ich hätte mir ebenso wie einige andere junge Spieler gewünscht, dass man mehr Interesse an uns gezeigt hätte.“

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Dänemark als Sprungbrett

Trotzdem bleibe er weiter Fan: „Ich kann schon sagen, dass ich den FC immer noch liebe. Der Verein hat mir nichts getan. Ich differenziere und habe meine Meinung zu den damals Verantwortlichen.“ Am Ende blieb es bei drei Spielen für die Effzeh-Profis. Über die Leih-Stationen Holstein Kiel, Roda Kerkrade und Vitória Guimarães landete Bisseck 2021 bei Aarhus GF.

In Dänemark gelang dem zweikampfstarken Defensivspieler endlich der Durchbruch. Während der Saisonvorbereitung eroberte sich Bisseck unter Trainer Uwe Rösler einen Stammplatz, den er in den kommenden zwei Spielzeiten nicht abgeben sollte. Nach der ersten Saison zahlten die Dänen wenig mehr als 1,5 Millionen Euro Ablöse.

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Parallel dazu stieg Bisseck beim DFB immer weiter auf, durchlief ab der U17 alle Jugendnationalteams. Zur Saison 2023/24 folgte dann der große Wechsel in die Serie A. Inter Mailand ließ sich den Verteidiger und damaligen Kapitän der deutschen U21 satte 7,2 Millionen Euro kosten. Der Spitzenklub war beeindruckt von der physischen Präsenz und der in Italien so geschätzten taktischen Disziplin, die Bisseck auszeichnen.

Erfolge mit Inter

Der Ex-Kölner möchte sich in der traditionell eher defensivstarken Liga noch weiterentwickeln. „Ich hätte gerne die Aggressivität von Antonio Rüdiger. Bei ihm denken die Gegner vor Anpfiff: 'Och nee, auf den habe ich heute gar keinen Bock’. So will ich auch in die Psyche meiner Gegner kommen“, so Bisseck.

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Mit den Nerazzurri feierte Nagelsmanns Kaderdebütant direkt in seiner ersten Saison den Gewinn des Scudetto. Bisseck sammelte einige Einsätze, war aber eher ein Ergänzungsspieler. In der aktuellen Spielzeit ist er in der Innenverteidigung jedoch häufiger Starter und hat sich noch einmal ein gehöriges Stück weiterentwickelt.

„Bisseck ist ein unfassbar starker Spieler“, lobte kürzlich Inter-Coach Simone Inzaghi und verwies insbesondere auf dessen starke Leistungen in der Champions League. Dort musste Inter auch dank Bisseck in zehn Partien bisher lediglich zwei Gegentreffer hinnehmen. Der Lohn: Bereits im November verlängerte Inter den Vertrag des Abwehrhünen vorzeitig bis 2029.

Fake-Verwirrung im September

Mit der Nominierung für die Länderspiele gegen Italien geht Bisseck nun den nächsten Karriereschritt. Dabei hätte der Kölner aufgrund seiner Wurzeln auch für den kamerunischen Verband auflaufen können. Im vergangenen September wurde der DFB sogar Ziel eines dreisten Betrugsversuches.

Ein vermeintliches Schreiben des Landesverbands von Kamerun ging beim Verband ein, in dem der DFB darüber informiert wurde, dass sich der 23-Jährige gegen eine Karriere in der deutschen A-Nationalmannschaft entschieden habe und zukünftig für die Auswahl Kameruns auflaufen werde.

Dieses stellte sich jedoch schnell als Fake heraus. Bisseck machte damals schnell klar: „Meine klare Priorität ist der DFB.“ Nun könnte er sein Debüt feiern – ausgerechnet in seinem Wohnzimmer, dem Giuseppe Meazza-Stadion in Mailand.

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