Bundesliga

Interview mit Marcel Ketelaer: „Mein größter Fehler war die Rückkehr nach Mönchengladbach“

von Tobias Feldhoff
3 min.

Mit fünf Jahren begann Marcel Ketelaer das Fußballspielen bei Borussia Mönchengladbach. Die Jahre in der Jugendabteilung der Fohlen prägten den heute 31-Jährigen. 2000 wechselte Ketelaer für 5,5 Millionen DM zum Hamburger SV, damals galt der Linksfuß als eine der größten Hoffnungen im deutschen Fußball. Der ganz große Durchbruch blieb ihm allerdings verwehrt.

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Über seine zweite Karriere in Österreich, das anhaltende Verletzungspech und seine Beziehung zur alten Liebe Gladbach sprach der derzeit vereinslose Profi mit FußballTransfers.

FussballTransfers: Herr Ketelaer, Sie sind seit Juli vereinslos. Was machen Sie derzeit?

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Marcel Ketelaer: Privat halte ich mich fit und gehe laufen. Außerdem trainiere mit der U19 von Rapid Wien mit, um ein bisschen Praxis zu behalten.

FT: Warum haben Sie Ihren Vertrag bei Rapid Wien nicht verlängert?

MK: Der Klub hat den Vertrag mit mir nicht verlängert. Das Problem war, dass mit Yasin Pehlivan ein junger Spieler in das zentrale Mittelfeld drängte, so dass Branko Boskovic nach links rücken musste – auf meine Position. Zudem hat man mit Veli Kavlak und Christopher Drazan zwei talentierte junge Akteure, die der Vorstand mir vorzog. Ich war noch verletzt, als ich zu Rapid kam und habe mich wieder herangekämpft, hatte auch kurzzeitig einen Stammplatz und absolvierte eine gute Wintervorbereitung, wie der Trainer mir hinterher bestätigte. Am Ende hat es aber nicht gereicht.

FT: Welche anderen Möglichkeiten hatten Sie?

MK: Es gab schon einige Gespräche mit anderen Vereinen, aber nichts wurde konkret. Ich hab mit einigen Trainern telefoniert, aber in Österreich haben die Vereine nicht besonders viel Geld. Ein Transfer kam nicht zustande, weil ich unbedingt in Österreich bleiben wollte.

FT: Sind Sie in der Zwischenzeit bei anderen Vereinen vorstellig geworden?

MK: Nein, ein Probetraining oder Ähnliches hatte ich nicht.

FT: Wenn ein konkretes Angebot aus der Bundesliga oder der zweiten Liga eingehen würde, wären Sie interessiert?

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MK: Ich muss realistisch bleiben. Ich habe in der vergangenen Saison nur zwölf Spiele von möglichen 36 absolviert. Die Trainer aber wollen Spieler mit Praxis, zudem müssen die Vereine mit ihrem Geld haushalten. Die Bundesliga ist für mich außer Reichweite, aber auch die zweite ist nicht besonders realistisch.

FT: Sie sind jetzt 31. Warum hat es in Ihrer Karriere nie zu dem ganz großen Durchbruch gereicht. Schließlich waren Sie vor 10 Jahren einer der großen Hoffnungsträger des deutschen Fußballs.

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MK: Das ist schwierig. Als ich aus Gladbach nach Hamburg ging, ist Einiges auf mich eingeprasselt. Hamburg als großer Verein mit der großen Stadt im Rücken. Dazu musste ich den Rucksack der riesigen Ablösesumme tragen. Wenn Frank Pagelsdorf damals sagte: „Junge, du spielst nicht“, ist eine Welt für mich zusammengebrochen und ich habe mich gefragt, ob ich nicht gut genug wäre. Heute würde ich das alles objektiver betrachten können. Mein größter Fehler aber war sicherlich die Rückkehr nach Gladbach. Da waren die Erwartungen einfach zu groß. An denen bin ich gescheitert. Erst in Österreich habe ich wieder zu den guten Leistungen gefunden – bis zu meiner Verletzung.

FT: Abschließend: Wie tief ist Ihre Verbundenheit mit Mönchengladbach?

MK: Sicher ist Mönchengladbach immer noch mein Verein. Ich bin ein Kind des Bökelbergs. Aber seit dem Umzug in den Nord-Park hat sich vieles in dem Verein verändert, das mir nicht gefällt. Wirtschaftlich war der Stadionneubau mit Sicherheit die einzig richtige Wahl. Aber – wie bestimmt auch einige meiner ehemaligen Kollegen bestätigen würden – der Verein hat sich stark verändert. Nach der Rückkehr in die Bundesliga haben sicher einige gedacht, jetzt sind wir wieder wer. Aber man muss sich den Erfolg über Jahre hart und ehrlich erarbeiten.

FT: Und Trainer Michael Frontzeck?

MK: Wenn ein Trainer diese Mannschaft gut führen kann, dann ist das Michael. Mit ihm habe ich zusammen gespielt und er war bei meiner Rückkehr nach Gladbach mein Co-Trainer. Er ist trotz seiner ganzen Erfolge immer auf dem Boden geblieben. Schließlich ist der Deutscher Meister und Nationalspieler. Der Tabellenstand ist sicher enttäuschend, aber er kann die Mannschaft da raus führen.

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