Seine Zeit bei Borussia Dortmund verlief für Julian Brandt bislang unglücklich. Nun scheint es möglich, dass der nächste Karriereschritt den Blondschopf zu Lazio Rom und Maurizio Sarri führt. Passt das?

Hätte man Julian Brandt vor zwei Jahren gefragt, zu welchem Verein er nach seiner Zeit bei Borussia Dortmund wechseln möchte, wäre der Name Lazio Rom wohl kaum gefallen. Doch die sportliche Realität des 25-Jährigen sieht mittlerweile genau so aus. Laut italienischen Medienberichten möchte Brandt zu den Biancocelesti wechseln und soll sich über einen Vierjahresvertrag einig sein.
Für den technisch begabten Blondschopf wäre es ein Rückschritt, schließlich sah Brandts geduldig angelegter Karriereplan eigentlich etwas anderes vor: Nach fünf Jahren bei Bayer Leverkusen entschied sich der Offensivspieler 2019 zum Wechsel zu Borussia Dortmund. Einen Transfer in die Premier League schlug Brandt damals aus – der BVB schien die sichere Alternative, um weiter zu reifen. Ein Wechsel ins Ausland hätte nach einer erfolgreichen Zeit in Dortmund immer noch erfolgen können.
In Dortmund enttäuscht
Der mögliche Italien-Wechsel des 25-Jährigen steht nun allem Anschein nach an, weil Brandts Zeit beim BVB eben alles andere als erfolgreich verlief. Die wirklich starken Spiele des Offensivspielers ließen sich an einer Hand abzählen, zuletzt war er unter Interimstrainer Edin Terzic nur Joker. Auch den EM-Zug verpasste Brandt, nachdem er bei der WM 2018 noch zu den wenigen Lichtblicken gezählt hatte.
In Rom könnte der spielstarke Rechtsfuß nun versuchen, seiner Karriere wieder neuen Schwung zu verleihen. Die Chancen, dass auf den Rückschritt Lazio zwei Schritte nach vorne folgen, könnten zumindest schlechter stehen.
Brandt und Sarriball
Denn bei den Römern würde Maurizio Sarri im Falle eines Transfers auf Brandt warten. Der 62-Jährige wird wohl wie gewohnt auf seinen berühmten „Sarriball“ setzen – ein Spielsystem, das auf Ballbesitz mit wechselndem Tempo, schnellen Vertikalpässen und hohen Pressinglinien basiert. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte Bosz bei Bayer, unter dem Brandt die letzte überragende Halbserie seiner Karriere spielte.
Fraglich ist jedoch, auf welcher Position der 25-Jährige unter Sarri zum Einsatz kommen könnte. Während die Achter im 4-3-3 von Peter Bosz praktisch als Zehner fungieren, Brandts Idealposition, agieren sie in Sarris Realformation tiefer. Brandts Lieblingsrolle existiert im 4-3-3 von Sarri also nicht.
Rückkehr auf die Flügel?
Es sei denn, der 62-Jährige setzt auf ein 4-4-2 mit Raute wie er es teilweise während seiner Zeit bei Juventus Turin tat. Die Position hinter den Spitzen wäre maßgeschneidert für Brandt. Möglich ist auch, dass der Blondschopf auf den Flügeln eingeplant ist. Dort agierte er zu Beginn seiner Karriere häufig, wenngleich ihm die Endgeschwindigkeit eines klassischen Außenbahnspielers fehlt.
In der Serie A, in der die Grunddynamik der Spieler im Vergleich zu anderen europäischen Ligen etwas unwichtiger ist, scheint Brandt jedoch noch am ehesten eine reelle Chance zu haben, erfolgreich die Flügel zu beackern. Zumal Sarri auch beim FC Chelsea mit einem alternden Pedro und Eden Hazard auf klassische Außenstürmer verzichtete.
Ein möglicher Transfer zu Lazio wäre für Brandt also Chance und Risiko zugleich: Seine Idealposition existiert zumindest in Sarris klassischem 4-3-3 nicht, gleichzeitig könnte die offensive Spielkultur von Lazio dem 35-fachen Nationalspieler aber entgegenkommen. Bevor der 25-Jährige in Rom auflaufen kann, müssen sich die Klubs jedoch zunächst im Transferpoker auf eine Ablöse einigen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob das gelingt.
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