FT-Kurve Ligue 1

„Bessere Mannschaft im nächsten Jahr“: Schießt Enrique gegen Mbappé?

Die Wege von Paris St. Germain und Kylian Mbappé trennen sich im Sommer, der Ton in der französischen Hauptstadt wird rauer. Schießt Trainer Luis Enrique sogar öffentlich gegen seinen Superstar? Eine Einordnung.

von Tristan Bernert
3 min.
Luis Enrique und Kylian Mbappé @Maxppp

Über Jahre war Kylian Mbappé das klare Herzstück von Paris St. Germain. Jung, spektakulär und anders als seine Co-Superstars Neymar und Lionel Messi: Und vor allem französisch. Einem solchen Spieler machte PSG gerne Zugeständnisse. Jahrelang anhaltende Transferdramen, Nebenkriegsschauplätze abseits des Platzes, eine öffentliche Verunglimpfung von Ex-Trainer Christopher Galtier, weil dieser ihn im Sturmzentrum und nicht auf dem Flügel einsetzte – alles ließ man ihm durchgehen.

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Mittlerweile scheint sich der Wind gedreht zu haben. Denn die Zukunft von PSG hört nicht länger auf den Namen Mbappé. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der 25-Jährige im Sommer zu Real Madrid wechseln wird. In Paris weht deshalb nun ein anderer Wind.

Beim jüngsten 1:1 gegen Stade Rennes etwa wechselte Trainer Luis Enrique seinen Stürmerstar nach 65 Minuten und beim Stand von 0:1 aus. Nach dem Spiel erklärte der Coach: „Früher oder später müssen wir uns irgendwann daran gewöhnen, ohne Kylian Mbappé zu spielen.“ Worte, die so vor wenigen Wochen wohl nicht gefallen wären.

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Besser ohne Mbappé

Auf der Pressekonferenz vor dem heutigen Spiel der Pariser gegen die AS Monaco (21 Uhr) sorgte Enrique erneut für Zündstoff. „Ich kann sagen, dass wenn alles nach Plan läuft – und ich bin 100 Prozent davon überzeugt, dass es das wird – dann werden wir nächstes Jahr eine bessere Mannschaft haben als jetzt. Daran habe ich keine Zweifel.“

Der Spanier fuhr fort: „Es geht da um die Offensive und die Defensive, unsere Arbeitsmoral, unser physisches, technisches und taktisches Level. Ich habe keine Zweifel daran, dass sich PSG verbessern wird.“ PSG besser ohne Mbappé? Ein öffentlicher Affront gegen den Weltmeister von 2018?

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„Grundlos & böse“

Teile des französischen Medienechos lassen das vermuten. Jérome Rothen etwa, seines Zeichens Ex-PSG-Spieler und meinungsfreudiger TV-Experte für ‚RMC‘, sagte in seiner Show ‚Rothen s’enflamme‘ über Enriques Aussage: „Sie kommt grundlos, ist böse und wird keine positiven Auswirkungen auf den Rest der Saison haben. Ganz im Gegenteil. Und das ist es, was mich beunruhigt.“

Ganz so grundlos kam sie aber dann doch nicht. Denn unerwähnt blieb, dass Enrique überhaupt erst über das PSG der Zukunft sprach, weil er auf einen potenziellen Transfer von Rafael Leão (24/AC Mailand) angesprochen wurde. Der 53-Jährige wollte entsprechende Gerüchte nicht kommentieren, äußerte stattdessen einen allgemein Zukunftsoptimismus.

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„Denken jetzt an das Team“

Nachvollziehbar, wie Matthieu Margueritte, Redakteur der französischen FT-Partnerseite Foot Mercato, findet: „Es war abzusehen, dass manche Leute es als Beleidigung gegenüber Mbappé auffassen würden. Aber es ist ein Fakt, dass Enrique jetzt für einen Klub arbeitet, der seine Zukunft ohne Mbappé plant. Enrique muss sich jetzt also nicht mehr so sehr darauf konzentrieren, Mbappé bei Laune zu halten.“

Mbappé wird das nicht schmecken und Enrique wird das wohl auch wissen. Der Unterschied zu früher: Es darf ihm egal sein. Laut Margueritte kann PSG davon nur profitieren: „Sie denken jetzt an das Team und nicht nur an einen Einzelspieler – selbst, wenn er der größte Star des Klubs ist.“ Die jahrelange Zeit der Sonderbehandlung scheint in Paris also vorbei zu sein. Oder anders gesagt: Mbappé ist nicht länger das klare Herzstück des Klubs.

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