Endlich anders: Warum die Fortuna beeindruckt

von Lukas Heimbach
3 min.
Ungekannte Harmonie bei der Fortuna @Maxppp

Vergangenes Jahr beinahe abgestiegen, überflügelt Fortuna Düsseldorf in diesem Jahr die zweite Liga. Verzahnt ist der aktuelle Erfolg insbesondere mit der besonnenen Transferpolitik der Rheinländer.

Wir steigen wieder auf, und schmeißen Gladbach raus, die Fortuna, ist wieder da“, schallt es dieser Tage durch die Esprit-Arena, anliegende U-Bahnen, bis in die Gassen zu den Rheinterrassen. Die Euphorie ist zurück in der Landeshauptstadt Düsseldorf, in der seit dem Bundesliga-Abstieg 2013 vor allem Sarkasmus und fußballerische Tristesse Einzug gehalten hatten. Einen großen Anteil daran hat nicht zuletzt die überzeugende Personalpolitik der Flingeraner.

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Statt wie in der Vergangenheit arrivierte, lustlose Bundesligaspieler ins Rheinland zu lotsen, setzte die neue Sportliche Führung um Erich Rutemöller und Uwe Klein in der abgelaufenen Transferperiode auf ungeahnte Geduld und Klasse. Zielfernrohr statt Schrotflinte. Man bewies Rückgrat. Der Druck aus dem Umfeld brachte die Verantwortlichen nicht mehr aus der Ruhe. Erst spät wurden die ersten Transfers präsentiert.

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Diese aber saßen, oder aber versprechen noch einiges für die Zukunft. Zudem wirtschaftete die Forteng extrem solide, gerade auch dank Robert Schäfer. Seit der 41-jährige Vorstandsvorsitzende bei den Rot-Weißen ist, geht es bergauf – sowohl sportlich als auch finanziell.

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Rouwen Hennings konnte überzeugt werden, nach zuvor einjähriger Leihe zurückzukehren. Der Torjäger löste seinen Vertrag beim FC Burnley auf und kam ablösefrei. Ein Coup für die Düsseldorfer. Ähnlich bemerkenswert war die Verpflichtung von Havard Nielsen (400.000 €/SC Freiburg), auch wenn dieser noch etwas Zeit benötigt, sein Potenzial aus Braunschweiger Zeiten abrufen zu können.

Herausragend: Gießelmann und Neuhaus

Ablösefrei von Greuther Fürth kam Niko Gießelmann, der den Kader von Friedhelm Funkel herausragend verstärkte – mal als linker Außenverteidiger, mal als linker Innenverteidiger in der Dreierkette. Der 26-Jährige ist fußballerisch, physisch und menschlich eine echte Bereicherung. Fast könnte er den Stempel ‚Königstransfer‘ verpasst bekommen, wäre da nicht Florian Neuhaus.

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Die Leihgabe von Borussia Mönchengladbach ragt in einem derzeit richtig starken Kollektiv heraus, mit unglaublicher Dynamik, Zweikampfstärke und der Körpersprache eines ausgebufften Routiniers, die unter anderem an Leon Goretzka erinnert. Viel Geduld bewies man hinten rechts, wo ein Backup für Julian Schauerte gesucht wurde. Mit Jean Zimmer angelte sich F95 schließlich die Wunschlösung leihweise aus Stuttgart. Der wuselige 23-Jährige ist inzwischen voll angekommen.

Dass Marcel Sobottka, den Schalke 04 für nur 400.000 Euro per Klausel hätte zurückkaufen können, bis 2022 unterschrieb, war zudem ein Zeichen: hier entsteht etwas. Das sah auch Kaan Ayhan. Dem türkischen Nationalspieler lag nach FT-Informationen unter anderem ein Angebot von Besiktas vor. Der spielstarke Abwehrchef aber blieb. Perspektivisch freuen darf sich die Fortuna noch auf Davor Lovren, der einst die U17 des DFB durcheinanderwirbelte. Bis 2019 ist der kroatische Flügelstürmer noch ausgeliehen.

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Bebou-Verkauf: Ein Zeichen der Stärke

Auch Werder-Neuzugang Raphael Wolf überzeugt als Ersatz für die verletzte Nummer eins Michael Rensing. André Hoffmann für 250.000 Euro fest verpflichten? Ein Schnäppchen, das dem Team hilft und immer besser in Tritt kommt. Auch der Verkauf von Ihlas Bebou spricht für die Stärke der Düsseldorfer. Bei Bundesliga-Anfragen blieb man entschlossen, beharrte auf der Forderung von fünf Millionen Euro, die angesichts der Vertragslaufzeit bis 2018 zunächst als Mondpreis erschienen. Letztlich musste sich Hannover 96 jedoch darauf einlassen, um den Togolesen verpflichten zu können.

Und zugestimmt hat die Forteng dem Deal nur, weil man schon Ersatz parat hatte: eine Doppellösung. Takashi Usami wurde vom FC Augsburg ausgeliehen, traf bereits zweimal. Benito Raman, der sich schon bei Standard Lüttich durchsetzen konnte, kam ebenfalls zunächst leihweise. Kein Risiko also. Eine Kaufoption (2 Mio.) für den schnellen Belgier, der von Spiel zu Spiel wichtiger wird, besitzt der Zweitligist dennoch. Bleibt Stoßstürmer Emir Kujovic (ablösefrei/KRC Genk), der immer wieder für Hennings in den Kader rotiert, und schon zwei ganz wichtige Siegtreffer erzielte.

Mit der unangefochtenen Tabellenführung und der Euphorie im Rücken träumen die Flingeraner von der Rückkehr in die Bundesliga, wenn auch ohne Co-Trainer Peter Hermann. Wie gefestigt die Funkel-Elf ist, wird am morgigen Dienstagabend (18.30 Uhr) zu sehen sein. Dann empfängt man im DFB-Pokal den Rheinrivalen aus Mönchengladbach, das sich im Sommer mit Neuhaus auf ein echtes Juwel freuen darf.

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